Von Alfred Denzinger – Schorndorf. In der Gaststätte „Remstalstuben“ im Schorndorfer Gewerbegebiet hielt die AfD am Montag, 21. September, einen Stammtisch mit ihrem Landtagskandidaten Daniel Lindenschmid ab. Obwohl die AfD versucht hatte, die Sache geheimzuhalten, fanden AktivistInnen des Offenen Antifaschistischen Treffens Rems-Murr (OAT R-M) Zeit und Ort des rechten Stammtisches heraus und organisierten Protest gegen die Zusammenkunft. Zunächst versammelten sich 30 AntifaschistInnen am Schorndorfer Bahnhof und marschierten in die Lutherstraße im Gewerbegebiet. Auf dem Weg zu den Remstalstuben erhöhte sich die TeilnemerInnenzahl auf rund 50. Es gab Blockadeversuche vor den Remstalstuben, um potenzielle Teilnehmer am AfD-Stammtisch nicht ins Lokal zu lassen. Die behelmte Polizei vereitelte jedoch eine erfolgreiche Blockade.
Es gab vereinzelt kleinere Scharmützel. Währenddessen fragten AntifaschistInnen den Wirt der Remstalstuben, Rüdiger Unverdruss, ob er der AfD nicht die Räumlichkeiten entziehen wolle. Unverdruss positionierte sich jedoch klar auf Seiten der AfD. Er erklärte lautstark vor seinem Lokal, seine Wohnungen seien an „Asylanten“ vermietet. Aufgrund des jetzigen Protests wolle er diesen Menschen nun aber fristlos kündigen. In seinem Lokal träfen sich auch alle anderen Parteien, weshalb er den Protest gegen den AfD-Stammtisch nicht verstehe.
Wirt droht mit Konsequenzen gegen migrantischen Mitarbeiter
Unverdruss erklärte, in seinem Lokal MitarbeiterInnen mit 13 verschiedenen Nationalitäten zu beschäftigen. „Ihr schadet nicht mir, sondern denen, die bei mir arbeiten“, kommentierte er die Ankündigung der AfD-GegnerInnen, in vier Wochen in größerer Zahl wiederzukommen. Die Drohungen gipfelten schließlich in der Erklärung, er müsse sich Gedanken machen, wie er mit seinem internationalen Personal zukünftig umgehe.
Das OAT erklärte in einer Mitteilung, man wolle „in aller Deutlichkeit klar stellen, dass, wenn Unverdruss seinen feigen Drohungen nachkommt, wir eine große Öffentlichkeit für die KollegInnen herstellen und lokale Solidaritätsarbeit leisten werden. Gerade in Zeiten der Pandemie und der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise mit der Existenz von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Nationalität zu spielen, zeigt eindeutig den Charakter dieses „Gast“wirtes auf. Viele Anwohnerinnen und Anwohner, die sich spontan unserem Protest angeschlossen hatten, waren zurecht entsetzt über diese niveaulosen Aussagen und kündigten bereits einen Boykott der „Remstalstuben“ an: „Jetzt wissen wir, wo wir unser Essen nicht mehr holen!““
Erste Gäste wenden sich ab
Die AntifaschistInnen führten weiter aus, „die antifaschistischen Proteste rissen die AfD aus ihrem dunklen Hinterzimmer einer Gaststätte eines Gewerbegebietes in die Öffentlichkeit. Wegschauen bringt in Zeiten der rechtsterroristischen Netzwerke in Polizei- und Bundeswehrkreisen wenig. Wir müssen antifaschistisch aktiv werden, bevor die Rechten in den Betrieben, auf der Straße und den Parlamenten noch stärker werden.
Nach einer Meldung der Waiblinger Kreiszeitung soll eine Passantin dem Wirt gegenüber erklärt haben, sie habe bei ihm schon ihren Geburtstag gefeiert und sei immer gern in die „Remstalstuben“ gekommen. Aber damit sei es jetzt aber vorbei. „So etwas kann ich nicht unterstützen“, ließ sie den Wirt wissen. Gegenüber den Beobachter News erklärte ein anwesender Geschäftsmann, er sei seit Jahrzehnten in den Remstalstuben geschäftlich und privat gerne als Gast eingekehrt. Einen weiteren Besuch der Gaststätte schloss er für die Zukunft mit den Worten „ich unterstütze keine Rassisten“ gänzlich aus.
In Althütte war es den AfD-GegnerInnen im Juli gelungen, einen Stammtisch ganz zu verhindern (wir berichteten). Der Wirt des Lokals gab an, die Räume seien von einer Privatperson gebucht worden. Als ihm die Polizei aufgrund der angekündigten Proteste kurz vor Beginn der geplanten AfD-Veranstaltung die wahren Hintergründe der Buchung mitteilte, habe er die AfD-Veranstaltung in seinem Lokal untersagt.
Ausweitung der antifaschistischen Proteste angekündigt
Tim Neumann, Pressesprecher des Bündnisses Zusammen gegen Rechts Rems-Murr (ZgR), erklärt zu den Ereignissen rund um die Remstalstuben: „Die Äußerungen des Inhabers der Remstalstuben, Herr Unverdruss, lassen tief blicken. Herr Unverdruss ist höchstens durch den formalen Mitgliedsantrag kein AfDler. In Wort und Tat steht er noch felsenfest an deren Seite. Nichts anderes als das AfD-Programm im Kleinen ist es, Geflüchteten mit Obdachlosigkeit und den ArbeiterInnen seiner beiden Gaststätten mit Arbeitslosigkeit zu drohen und dies in der Konsequenz umzusetzen. Entsprechend sind öffentliche, antifaschistische Proteste gegen AfD-Veranstaltungen“ gerechtfertigt. In der Konsequenz könne das nur bedeuten: „Bis Herr Unverdruss jegliche geschäftliche und politische Verbindungen zur AfD gekappt hat, muss er mit weiteren, größeren antifaschistischen Protesten rechnen. Als ZgR wollen wir selbstverständlich unseren Beitrag dazu leisten und hoffen auf rege Unterstützung und Teilnahme der Schorndorfer Bevölkerung.“
Das ZgR-Bündnis besteht aus:
Amnesty International Waiblingen
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart
Antifaschistische Aktion (Aufbau) Stuttgart
Antifaschistische Perspektive Ludwigsburg/Rems-Murr
Antifaschistische Linke (Antiautoritäre) Rems-Murr
Attac Fellbach
DGB Ortsverband Fellbach
DGB Rems-Murr
Die Linke Kernen-Fellbach
Die Linke Rems-Murr
DKP Rems-Murr
IG Metall Rems-Murr
Initiative Rems-Murr nazifrei!
linksjugend [‘solid] Rems-Murr
Jusos Rems-Murr
Offenes Antifaschistisches Treffen Rems-Murr
ÖkoLinx – ARL Ludwigsburg
VVN-BdA Rems-Murr
Zusammen Kämpfen [Stuttgart]
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