Von Sandy Uhl – Ulm. An einem Gebäude eines Bogenschützenvereins wurden am Samstagmorgen, 31. Oktober, verfassungsfeindliche Symbole und rechte Parolen entdeckt. Die Polizei nahm Fotos auf. Bei einer Querdenken-Kundgebung kam es am Nachmittag desselben Tages zu einem Zwischenfall mit der Identitären Bewegung. Ulm scheint in letzter Zeit vermehrt Zielscheibe fremdenfeindlicher Aktionen zu sein.
Das Bogenschützen-Gebäude, das vermutlich in der Nacht von Freitag auf Samstag Ziel der rassistischen Schmierereien war, grenzt an das Grundstück eines Baseballvereins. Im Baseballverein trainieren Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und Nationalität. Das Bogenschützen-Gebäude wurde erst vor ein paar Wochen erstellt. Dem Vernehmen nach zeigte sich ein Verantwortlicher des Vereins entsetzt über die Schmierereien. Zu sehen waren das SS-Zeichen und ein Hakenkreuz. Auf dem Gehweg vor dem Gebäude wurden die Initialen „HH“ gesprüht, die in der rechten Szene für „Heil Hitler“ stehen. Die Polizei nahm Fotos auf. Noch am Morgen begann man mit der Beseitigung der Schmierereien.
Aktion der Identitären Bewegung gestört
Bei einer Querdenken-Kundgebung in Ulm kam es am Nachmittag des 31. Oktober zu einer Aktion von Mitgliedern der Identitären Bewegung. Etwa zehn Minuten, nachdem die Kundgebung auf dem Münsterplatz gestartet war, tauchten die IBler, die bereits mehrfach bei Querdenken- und AfD-Kundgebungen zu sehen waren, auf. Sie positionierten sich am Rande der Querdenken-Kundgebung mit einem Banner, auf dem „Werde aktiv – Heimat erleben – Heimat bewahren“ stand. Andere Personen versuchten, den Identitären das Banner zu entwenden. Diese Aktion wurde von der Polizei gestoppt, auch unter Einsatz von Pfefferspray.
Sticker an der Valkenburgschule in Ulm
Bereits am letzten September-Wochenende gab es wohl eine Stickeraktion aus dem Dunstkreis der Identitären Bewegung. Rund um die Valkenburgschule in Ulm wurden fremdenfeindliche Aufkleber angebracht. Unter anderem auch an Stellen, die für Außenstehende schwer zugänglich sind. Wie uns aus dem engeren Umfeld der Valkenburgschule berichtet wurde, scheiterte der Versuch der Schulleitung, die Aktion anzuzeigen. In einer internen E-Mail, aus der uns ein Auszug vorliegt, informierte der Schulleiter die Mitarbeitenden über die Reaktion der Polizei. Demnach bewerte die Justiz die Äußerungen der Sticker noch als freie Meinungsäußerung. Auch eine Anzeige wegen Sachbeschädigung sei nicht erfolgsversprechend, da die Sticker ohne größeren Aufwand beseitigt werden könnten.
Es gibt kein ruhiges Hinterland
Schon im Juni dieses Jahres machte man uns auf Nazi-Parolen und verfassungsfeindliche Symbole an der ehemaligen Mühle in Stetten aufmerksam. Zu lesen ist auf dem Gebäude mitunter der Name Chris Ares. Ein bekannter Rapper aus der Neonazi-Szene, der im Landkreis München lebt. Es ist davon auszugehen, dass die Parolen an der Alten Mühle in Stetten vermutlich von Personen gesprüht wurden, die sich im rechtsradikalen Umfeld bewegen und auskennen. Brisant ist, dass der Ort direkt neben Dellmensingen liegt. Vier der fünf Täter aus dem Fackelwurf-Prozess kommen aus Dellmensingen. Sie hatten versucht, eine brennende Fackel auf einen Wohnwagen zu werfen, in dem eine Roma-Familie schlief (wir berichteten).
Fakt ist: Es gibt kein ruhiges Hinterland und Ulm hat offensichtlich ein rechtes Problem.
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