Ulm. Am Morgen des 19. März wurden in Weidenstetten im Alb-Donau-Kreis unweit von Ulm gegen 5.40 Uhr durch einen Brand drei Wohnwagen einer Zirkustruppe zerstört, zu der auch Sinti gehören. Zwei junge Männer kamen bei dem Feuer beinahe ums Leben. Sie konnten sich in letzter Sekunde aus den brennenden Wagen retten, verloren aber alles, was sie besitzen.
Von dem Brand berichtet der Landesverband Deutscher Sinti und Roma VDSR-BW. Der Wohnwagen eines weiteren Mitglieds des Zirkus ist größtenteils abgebrannt. In der Nähe standen zwei Wohnwagen, die ebenfalls durch die Hitze beschädigt wurden. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen und einen Brandmittelspürhund eingesetzt. Ein antiziganistischer Brandanschlag mit dem Ziel der Vertreibung kann nicht ausgeschlossen werden. Der Zirkus musste sich vor 15 Monaten wegen der Corona-Pandemie, die Aufführungen unmöglich machte, am Ortsrand von Weidenstetten niederlassen.
Nach dem Brand gab es eine Solidarisierung aus der lokalen Bevölkerung. Eine Spendensammlung fand statt, ein Ulmer Hotel stellte eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung, neue Wohnwagen wurden gespendet.
Der Landesverband Deutscher Sinti und Roma VDSR-BW steht in Kontakt mit den Betroffenen und hat ihnen bürgerrechtliche Beratung und Rechtsschutz angeboten. Daniel Strauß, Vorstandsvorsitzender des VDSR-BW, erklärte dazu: Sollte sich der Verdacht eines antiziganistischen Brandanschlags erhärten, würden Erinnerungen an den Anschlag im Mai 2019 auf eine Roma-Familie in dieser Region geweckt (wir berichteten). Die fünf Täter wurden vom Landgericht Ulm im September 2020 wegen Vertreibung beziehungsweise gemeinschaftlicher Nötigung in 45 Fällen verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Verurteilung wegen versuchten Mordes gefordert.
Der VDSR-BW hat bereits den Beauftragten der Landesregierung gegen Antisemitismus, Dr. Michael Blume, von dem möglichen antiziganistischen Anschlag in Kenntnis gesetzt.
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