Von Sahra Barkini und Walter Burkhardt – Fellbach/Stuttgart. Zum diesjährigen Antikriegstag veranstaltete der DGB Ortsverband Fellbach am Mittwoch, 1. September, zum 30. Mal eine Kundgebung am Fellbacher Friedensbaum. Der DGB Ortsvorsitzende Dieter Keller konnte 150 TeilnehmerInnen begrüßen. Auf der Versammlung sprach unter anderen auch der Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross. Im Anschluss folgte im Garten des Parkrestaurants ein Friedenskonzert mit dem Liedermacher Ralf Glenk. Auch in Stuttgart gab es eine Friedenskundgebung.
Dieter Keller begrüßte die friedensbewegten Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Unsere Mahn-, Gedenk- und Friedensaktion findet nun zum 30. Mal statt. Immer wieder forderten wir Schluss mit dem völkerrechtswidrigen Krieg in Afghanistan. Die NATO führte keinen Krieg gegen den Terror, sondern gegen das Volk. Krieg ist Terror. Staatlich angeordneter Terror. Deshalb fordere ich die Auflösung der Nato. BRD raus aus der Nato!“
Verbot von Waffenexporten gefordert
Die Abschottungspolitik des CDU-Bundestagskandidaten Armin Laschet, der keine Flüchtlinge aus Afghanistan aufnehmen will, kommentierte Dieter Keller wie folgt: „Das bedeutet für viele Flüchtlinge den sicheren Tod. Im Gegensatz dazu fordern wir: Nicht Flüchtlinge bekämpfen, sondern die Ursachen für deren Flucht von der Wurzel her. Dazu gehören keine Kriege und das Verbot von Waffenexporten!“
Seine Redebeitrag schloss der Gewerkschafter mit den mahnenden Worten: „Wir brauchen eine neue Welt des Friedens, der Freiheit und der Völkerverständigung. Eine neue Welt ohne Hunger, Elend, Ausbeutung und Unterdrückung, in der kein Mensch zur Flucht gezwungen wird. Eine Welt, in der Faschismus und Rassismus endgültig beseitigt sind.
Diese Welt ist möglich und nötig. Lasst uns gemeinsam darum ringen!“
Verdi-Landesbezirksleiter:
„Menschen mit offenen Armen empfangen!“
In Bezug auf die von den Taliban und Terror bedrohten Menschen in Afghanistan stellte der Verdi-Landesbezirksleiter Martin Gross fest: „Nach dem gescheiterten Militäreinsatz in Afghanistan steht die Bundesregierung in einer besonderen Verantwortung.
Sie steht insbesondere in der Verantwortung, die Menschen und ihre Angehörigen, die sich mit deutscher Unterstützung für Meinungsfreiheit und Menschenrechte in Afghanistan eingesetzt oder als Ortskräfte für deutsche und andere Hilfsorganisationen gearbeitet haben, nicht der Rache der Taliban auszuliefern. Und ich erwarte von uns, dass wir diese Menschen mit offenen Armen empfangen!“
Für Gross ist es ein Hohn und unerträglich, wenn Annegret Kramp-Karrenbauer nach dem Scheitern in Afghanistan eine Erhöhung des Rüstungsetats fordert. Er führte weiter aus: „Die Milliarden, die für die Anschaffung und Betrieb der Atomwaffenträger notwendig sind, wären besser investiert in ein handlungsfähiges Gesundheitswesen, in Forschung und Entwicklung von Medikamenten, Impfstoffen und in die Unterstützung anderer Staaten bei der Bekämpfung der Pandemie.“
Nein zur Erhöhung der Militärausgaben und zu Rüstungsexporten
„Nie wieder Krieg und nie wieder Faschismus, dafür sind wir heute hier aus tiefster Überzeugung“ rief Gross den TeilnehmerInnen zu. „Deshalb sage ich für die Gewerkschaftsbewegung: Nein zu einer Erhöhung der Militärausgaben! Nein zu Rüstungsexporten! Wir wollen keine Welt im Waffenwahn! Für eine neue Entspannungspolitik jetzt! Für ein Europa des Friedens und den Beitritt Deutschlands zum Atomwaffensperrvertrag!
Wir ermutigen unsere Mitglieder, engagiert Euch für Abrüstung, stärkt die Friedensinitiativen in Eurer Region! Wir brauchen Abrüstung statt Aufrüstung und einen Feldzug gegen den Hunger in der Welt! Stehen wir gemeinsam ein – für eine friedliche Welt!“
Dem „braunen Sumpf“ die Stirn bieten
Im Grußwort der Initiative „Rems-Murr nazifrei“ und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Kreisvereinigung Rems-Murr (VVN-BdA) betonte Walter Burkhardt die gewalttätige Entwicklung im Bereich der rechtsextremen Szene und die Duldung von Neonaziveranstaltungen im Rems-Murr-Kreis.
Walter Burkhardt sieht die Initiative „Rems-Murr nazifrei“ und die VVN-BdA Kreisvereinigung Rems-Murr als notwendige und aktive antifaschistische Gegenbewegung zum braunen Sumpf im Rems-Murr-Kreis. „Nach unserem Selbstverständnis sind wir für mehr Widerstand gegen Nazis und braune Denkmuster in unserer Gesellschaft. Unser gewaltfreier Aktionsansatz ist die Aufklärung durch Informationsveranstaltungen, Demonstrationen und Mahnwachen. Wir kämpfen für eine Gesellschaft der Toleranz und Vielfalt, in der Rassismus und soziale Ausgrenzung keinen Platz haben“, so Burkhardt.
Förderung der Völkerverständigung
Raphael Plato vom kongolesischen Verein Nodwenga e.V. führte aus, der Verein „übernimmt mit seiner Arbeit ebenfalls Verantwortung für den Weltfrieden. Seit 1996 steht Nodwenga e.V. für entwicklungspolitische Bildung und die Förderung der Völkerverständigung zwischen Fellbach und dem Kongo.“
Plato wandte sich in seinem Grußwort mit einem dringenden Appell an die Zuhörerinnen und Zuhörer: „Weltfrieden funktioniert allerdings nur mit allen. Das bedeutet gemeinsam. Da Menschen durch Nachahmen lernen und gerne das Nachahmen was ihnen von außen als dienlich erscheint, habt ihr noch eine größere Verantwortung zu tragen. Neben dem „Wachrütteln“ müssen wir auch Hoffnungsträger sein. Schwarzmalerei erzeugt keine Folgebereitschaft. Deswegen sage ich: Seid laut und mutig, aber lasst uns mit dem inklusiven Gefühl in der Brust kämpfen als hätten wir den Frieden bereits errungen.“
Friedenskonzert im Garten
Die Veranstaltung zum Antikriegstag wurde musikalisch vom Liedermacher Ralf Glenk umrahmt, welcher anschließend im Garten des Parkrestaurants noch ein Friedenskonzert gab.
Friedensbewegte auch in Stuttgart auf der Straße
Auch in Stuttgart fand eine von Philipp Vollrath (DGB) moderierte Kundgebung zum Antikriegstag statt. Am Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus versammelten sich auf dem Stauffenbergplatz etwa 150 Menschen. In Redebeiträgen von Ilse Kestin (VVN-BdA) und Claudia Haydt (Informationsstelle Militarisierung) wurde der Opfer gedacht und auf die drohende Gefahr durch Rechts aufmerksam gemacht. Auch wurde Kritik an den Militäreinsätzen laut, da das Militär nicht nur einer der größten Klimakiller weltweit sei, sondern auch die immensen Rüstungsausgaben an anderer Stelle wie bei der Bildung, sozialer Gerechtigkeit, bezahlbarem Wohnraum fehlten.
Das Offene Treffen gegen Krieg und Militarisierung (OTKM) machte mit einem Theaterstück auf Heckler & Koch und die skandalträchtigen Waffengeschäfte mit Mexiko aufmerksam.
Im Anschluss folgte eine Schweigeminute und die Kranzniederlegung.
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