Bern/Zürich. Der Klimastreik nahm sich am Freitag, 24. September, gemeinsam mit der weltweiten Klimagerechtigkeitsbewegung die Straßen. In acht verschiedenen Schweizer Städten wurde auf die Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam gemacht, die Untätigkeit der Politik verurteilt sowie rascher und sozialverträglicher Klimaschutz gefordert.
Tausende Menschen standen heute am achten globalen Klimastreik gemeinsam lautstark für Klimagerechtigkeit ein. Dabei standen diejenigen im Fokus, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind. So sprachen in Bern und in Zürich ein Landwirt, ein Bauarbeiter und eine von den Fluten Direktbetroffene darüber, wie sie die Auswirkungen der Klimakrise bereits jetzt hier in der Schweiz in ihrem Alltag zu spüren bekommen.
Die renommierte Klimawissenschaftlerin Sonia Seneviratne warnte auf der Polyterrasse vor den Auswirkungen der Klimakrise: „Der Wandel findet hier und jetzt statt, und es gibt bereits zu viele Todesfälle, auch in hochentwickelten Ländern.“ Sie betonte, wie wichtig der Protest des Klimastreiks ist: „Dank dem Klimastreik und Fridays for Future wurde zum ersten Mal die Klimakrise ernsthaft in der Gesellschaft thematisiert. Das ist ein grosser Erfolg.“
Direktbetroffene erzählen
„Im Februar war es viel zu warm, sodass die Fruchtbäume zu früh anfingen, Knospen zu treiben. Der zu erwartete Frost im April machte die Triebe dann wieder kaputt. Im Sommer vernichteten die Hagelstürme einen Großteil der Gemüseernte. Durch die darauffolgende andauernde Nässe sind Kartoffeln im Boden verfault“, erklärt Georg Klingler, Landwirt. „Solche Wetterbedingungen können zwar auch unter normalen Bedingungen vorkommen, sie werden allerdings mit der Klimakrise immer häufiger und unsere Ernährungsversorgung somit immer unsicherer.“
Der Bauarbeiter Marius Käch bestätigt dies: „Die Hitzewellen, die weiter zunehmen werden, die immer häufiger und heißer werden, die setzen uns richtig zu. Unerträgliche Hitze zum Arbeiten, Sonnenbrand, Übelkeit und Erschöpfung, das sind die ‚unangenehmen Seiten‘ der Klimakrise. Die wirklich gefährlichen Faktoren sind Hautkrebs, Schädigung der Lunge durch Ozon und Hitzschlag. Auf den Schultern von uns Bauarbeitern lastet der Druck des Profites und die Folgen der Klimakrise.“
Es braucht nicht nur Klimaschutz, sondern Klimagerechtigkeit
Oftmals sind diejenigen Personen, die als erste unter den Folgen der Erderhitzung leiden, auch diejenigen, die am wenigsten finanzielle Mittel haben, um sich dagegen zu schützen. Dazu kommt, dass Klimaschutzmaßnahmen, wie sie bis jetzt vorgeschlagen wurden, meistens die Ärmsten am härtesten treffen. Für den Klimastreik ist es deshalb klar, dass Klimaschutz sozialverträglich geschehen muss. „Diejenigen, die am meisten dazu beigetragen haben, müssen zur Rechenschaft gezogen werden und die Personen, die am stärksten betroffen sind, unterstützt werden“ , findet Anna Lindermeier vom Klimastreik.
Am 22. Oktober geht es weiter
Der neue Bericht des Weltklimarats, dessen erster Teil im August erschienen ist, zeigt zwar auf, wie schlecht es um unsere Zukunft steht. Allerdings bestätigt er auch, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreichbar ist, wenn die Emissionen ab sofort drastisch reduziert werden. „Um dies einzufordern, schließt sich der Klimastreik auch dem nächsten internationalen Streik am 22. Oktober an“, sagt Lena Bühler vom Klimastreik.
Am Samstag, 25. September, hat es auch in Chur, Bülach und Wetzikon ZH Klimademonstrationen geben.
Alle Fotos: Climatestrike Switzerland
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