Schorndorf. In der Schorndorfer Manufaktur (Hammerschlag 8, 73614 Schorndorf) ist vom 7. bis 21. Oktober eine Ausstellung der Niedersächsischen Initiative gegen Berufsverbote zu sehen, die während der Öffnungszeiten (Mittwoch – Samstag ab 18 Uhr) besichtigt werden kann. Die Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 19 Uhr, mit einer Einführung von Lothar Letsche statt. Die musikalische Umrahmung übernimmt Michael Csaszkóczy.
Die Grundlage für die Berufsverbote war der sogenannte Radikalenerlass, den die Konferenz der Ministerpräsidenten der Länder unter Vorsitz des Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD) am 28. Januar 1972 verabschiedete.
Dieser Erlass hatte historische Vorbilder und richtete sich fast ausschließlich gegen Linke. Betroffene bekamen nur aufgrund einer „Prognose“ wegen ihrer vom Verfassungsschutz behaupteten „Verfassungsfeindlichkeit“ den erlernten Beruf verwehrt oder wurden entlassen.
Insbesondere mit Hilfe der „Regelanfrage“ wurden etwa 3,5 Millionen Bewerberinnen und Bewerber von den Einstellungsbehörden auf ihre politische „Zuverlässigkeit“ durchleuchtet. In der Folge des Radikalenerlasses kam es in der damaligen BRD zu 11.000 offiziellen Berufsverbotsverfahren, 2.200 Disziplinarverfahren, 1.250 Ablehnungen und 265 Entlassungen. Das führte zu einem Klima der Angst und Einschüchterung.
Es betraf nicht nur Beamte oder Angestellte der damaligen Bundesbehörden, Bundespost und Bundesbahn, sondern vor allem an Schulen, Hochschulen und Ämter, für die die Bundesländer zuständig sind. Auch in Schorndorf gab es Betroffene. Die Folgen der Berufsverbote von 1972 sind immer noch spürbar.
Nur zögerlich kommt die Rehabilitierung der Betroffenen voran. Notwendig ist eine vollständige Rehabilitierung und Entschädigung aller Betroffenen der Berufsverbote. Das Gegenteil ist der Fall: Die Ampel-Regierung legt in ihrem Koalitionsvertrag fest, „dass Verfassungsfeinde schneller als bisher aus dem öffentlichen Dienst entfernt werden können“. Dies verdeutlicht, dass das Thema Berufsverbote auch heute noch aktuell ist.
Die Ausstellung kann vom 7. bis 21. Oktober in der Manufaktur (Hammerschlag 8, 73614 Schorndorf) während den Öffnungszeiten (Mittwoch – Samstag ab 18 Uhr) besichtigt werden.
Ausstellungseröffnung am Freitag, 7. Oktober, 19 Uhr
Begrüßung, Grußworte
Einführung durch Lothar Letsche, Betroffener
Musikalische Umrahmung durch Michael Csaszkóczy, Betroffener
- Lothar Letsche – Archivbild 2014
- Michael Csaszkóczy – Archivbild 2014
Rahmenprogramm
Mittwoch, 12. Oktober, 19 Uhr, Kino Kleine Fluchten: Film von Hermann G. Abmayr „Jagd auf Verfassungsfeinde – Der Radikalenerlass und seine Opfer“ (wurde auch von der ARD ausgestrahlt). Der Filmemacher und Regisseur ist auch anwesend und steht für Fragen zur Verfügung.
Donnerstag, 20. Oktober, 19 Uhr, Kino Kleine Fluchten: Gesprächsrunde/Interviews mit Betroffenen
Eintritt frei
Veranstalter:
DGB Rems-Murr, GEW, IG Metall, Verdi
Die Linke Rems-Murr
DKP Rems-Murr
Forum Politik in der Manufaktur
Initiativgruppe „50 Jahre Berufsverbote“ gegen Radikalenerlass und Berufsverbote BaWü
Naturfreunde Schorndorf
VVN-BdA Kreisvereinigung Rems-Murr
ZgR – Zusammen gegen Rechts
Folge uns!