Von Sahra Barkini – Stuttgart. Auf dem Stuttgarter Schillerplatz gab es am Samstag, 1. Oktober, eine Solidaritätskundgebung mit den Protestierenden im Iran. Um die tausend Menschen zeigten sich solidarisch und erinnerten an Mahsa Jina Amini. Sie wurde am 16. September von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die islamische Kleiderordnung festgenommen. Sie fiel auf der Polizeiwache ins Koma und starb im Krankenhaus. Die Polizei weist Vorwürfe, Gewalt angewendet zu haben, zurück.
„Jın Jiyan Azadî“ schallt es immer wieder über den Schillerplatz, aber auch „Weg, weg, weg – Mullahs müssen weg“ und „Frauen Leben Freiheit“ oder „One solution – Revolution“. „Freiheit schützen, Mullahs stürzen“. Mit einer emotionalen Kundgebung wurde gegen das patriarchale Herrschaftssystem und die systematische Diskriminierung von Frauen demonstriert. Aufgerufen hatte die iranische Community. Auf den Treppen des Schillerdenkmals waren Bilder verstorbener Iranerinnen und Iraner aufgestellt. Dazu ein Bild, auf dem zu lesen war: „The Islamic Republic vs IRAN“.
„Be our voice – Seid unsere Stimme“
Menschen halten Fotos der verstorbenen Mahsa in den Händen, und auch Appelle mit „Be our voice – Seid unsere Stimme“. In emotionalen Redebeiträgen auf deutsch, englisch und farsi wird die Solidarität mit den Protesten beschworen. Um zu unterstreichen, dass es die Frauen alleine sind, die über ihren Körper entscheiden, schnitten sich auch in Stuttgart viele der Anwesenden die Haare ab. Eine Rednerin erzählte, in einigen Bundesländern in Deutschland bräuchten Frauen aus dem Iran die Einverständniserklärung des Vaters, wenn sie ihren deutschen Freund heiraten wollen. Dies gehe auf einen Freundschaftsvertrag des deutschen Reichs mit dem Kaiserreich Persien aus dem Jahr 1929 zurück (nachzulesen auf https://m.dw.com/de/iranerinnen-scharia-und-deutsches-standesamt/a-61663943).
Eine Vertreterin der kurdischen Frauenbewegung wies daraufhin, dass die Eltern von Mahsa sie eigentlich Jina nennen wollten. Kurdische Namen seien aber nicht erlaubt. Deshalb bekam sie den Namen Mahsa Jina Amini. Für ihre FreundInnen und Eltern war sie aber immer Jina.
„Widerstand hat einen Namen – Jina Amini“
So skandierte die Rednerin: „Widerstand hat einen Namen – Jina Amini“ und „Unser Körper, unser Verstand – das ist unser Widerstand“. Ein weiterer Redebeitrag kam vom Frauenkollektiv Stuttgart. Seine Mitglieder wollen ihre Wut und Trauer über den Tod von Mahsa Jina Amini zum Ausdruck bringen und solidarisieren sich mit den Frauen im Iran, die trotz der drohenden Repression auf die Straße gehen, ihre Haare abschneiden und zeigen, dass sie mit den unterdrückenden Zuständen nicht einverstanden sind. Denn: „Frauen, die kämpfen sind Frauen die Leben, lasst uns das System aus dem Angeln heben“, so eine Parole.
Neben Redebeiträgen gab es auch Musik. Die KundgebungsteilnehmerInnen sangen zusammen „Bella Ciao“ auf persisch. Und Shervin Hajipours „Baraye“. Er hat iranische Tweets vertont, inzwischen wurde sein Lied zur Hymne des Protests. Doch der Sänger wurde inhaftiert (https://youtu.be/5qQchsJGNPQ).
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