Von Christa Hourani – Stuttgart. Über 500 Menschen beteiligten sich am 25. November in Stuttgart an der Demonstration zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, soviel wie noch nie. Während der Pandemie, aber auch durch Kriege und Krisen hat die Gewalt gegen Frauen in den letzten Jahren zugenommen, ebenso die Verarmung durch ständig steigende Preise. Diejenigen, die von Partnerschaftsgewalt betroffen sind, können sich nun erst recht keine eigene Wohnung oder Lebenssicherung leisten, um der Gewalt zu entfliehen. Der „Krisenzustand“ der Gesellschaft offenbart sich immer mehr als Normalzustand des kapitalistischen Systems.
Bei der Auftaktkundgebung machte eine Mitarbeiterin von „Frauen helfen Frauen“ auf die wachsende häusliche Gewalt gegen Frauen und die Unterfinanzierung der Hilfsstrukturen aufmerksam. Frauen der kurdischen und iranischen Frauenbewegung berichteten eindrücklich von den feministischen Kämpfen in ihren Heimatländern. Mit Musik aus verschiedenen Ländern und der Performance aus der chilenischen Frauenbewegung „Un violador en tu camino“ (Der Vergewaltiger in deinem Weg) sowie Parolen in mehreren Sprachen wurde der internationale Charakter dieses Tages hervorgehoben und deutlich gemacht, dass der Kampf gegen Gewalt an Frauen weltweit gemeinsam geführt wird.
Mit einem kämpferischen Demonstrationszug ging es durch die Stuttgarter Innenstadt. Die beliebtesten Parolen waren: „Frauen, die kämpfen, sind Frauen, die leben! Lasst uns das System aus den Angeln heben“, „ Jin Jiyan, Azadi“ (Frauen, Leben, Freiheit) und „However I dress, wherever I go – Yes means Yes and No means No!“
Bei der Abschlusskundgebung thematisierte die Geschäftsführerin der DGB-Region Stuttgart Julia Friedrich in ihrer Rede die sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz, mit der sich viele Frauen tagtäglich konfrontiert sehen. Eine Femizid-Gedenkaktion mit Kerzen und einem Gedenkblatt für jede der über einhundert in diesem Jahr ermordeten Frauen schloss sich an. Die Botschaft „Femizide stoppen!“ umrahmte das Gedenken.
Die Organisation „Querfeminismus Stuttgart“ machte auf Gewalt gegen queere Menschen aufmerksam und rief zum gemeinsamen Kampf auf. Die Rede des veranstaltenden Aktionsbündnisses zeigte die Zusammenhänge zwischen Gewalt gegen Frauen und der aktuellen kapitalistischen Krise auf. Sie kritisierte die sogenannten Entlastungspakete als Tropfen auf dem heißen Stein. Sie verhinderten die Verarmung, insbesondere der Frauen, nicht. „Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der Frauen nicht ausgebeutet werden! Wir kämpfen für eine Gesellschaft, in der Frauen keine Gewalt erfahren müssen und selbstbestimmt leben können“, so die Rednerin des Aktionsbündnisses.
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