Von Sahra Barkini – Stuttgart. Seit längerem häufen sich die verbalen Angriffe auf die Journalistin und Antifaschistin Janka Kluge. Sie erfolgen nicht wie sonst häufig nur von irgendwelchen Internettrollen, sondern auch von rechtsgerichteten PolitikerInnen. Konservative Medien und JournalistInnen machen bei dieser Hetzkampagne mit. Der Grund für all den Hass, der über sie hereinbricht, ist eine Auseinandersetzung mit der Biologin Marie-Luise Vollbrecht und wohl auch, dass sich Kluge für das Selbstbestimmungsgesetz (SBG) stark macht.
Janka Kluge hatte Marie-Luise Vollbrecht in einem Twittertweet falsch zitiert und sich dafür öffentlich entschuldigt. Allerdings zog das einen Shitstorm sowohl von Terfs (Trans-Exclusionary Radical Feminism/Trans-ausschließender radikaler Feminismus) als auch von rechten und konservativen Medien nach sich. Vollbrecht ist bekannt für ihre Thesen zur Zweigeschlechtlichkeit.
Für das rechte und konservative Spektrum scheint dies Grund genug, Kluge immer wieder ihre Identität absprechen zu wollen. Sie misgendern die Journalistin. Anfang März erlangte Kluge einen kleinen Etappensieg. Sie reichte Unterlassungsklage vor dem Landgericht Frankfurt gegen das von Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt geleitete Unternehmen Rome Medien GmbH ein. Ihrem Anwalt Jasper Prigge zufolge hat die Pressekammer des Gerichts am vergangenen Freitag entschieden, dass das Medienunternehmen die Journalistin nicht mehr als „Mann“ bezeichnen darf. Somit wurde erstmals mittels einstweiliger Verfügung das Misgendern einer trans Frau untersagt.
Diese einstweilige Verfügung scheint aber weder Reichelt noch andere Hetzer besonders zu beeindrucken. So twitterte Reichelt am 23. März: „historischer Irrsinn (…) wir dürfen einen biologischen Mann nicht mehr Mann nennen“. Und René Springer, Bundestagsabgeordneter der AfD, twitterte: „Janka Kluge ist ein biologischer Mann, ein linksextremer Mann“ und beschimpft das Frankfurter Gericht als „woke“.
Das Konservative und Rechte vor starken Frauen Angst haben, ist ja hinlänglich bekannt. Die aktuelle Schmutzkampagne sollte aber eigentlich selbst unter deren Niveau sein. Der Grund für die gerichtliche Auseinandersetzung war ein Artikel vom Februar auf Pleiteticker.de. In ihm ging es um die Auseinandersetzung mit Vollbrecht. In dem Artikel bezeichnete die Autorin Judith Sevinç Basad Kluge erst als „biologischen Mann“ und später nur noch als „Mann“. Dagegen setze sich Kluge zur Wehr.
Ihr Rechtsanwalt Jasper Prigge schrieb dazu: „Niemand muss hinnehmen, bewusst dem falschen Geschlecht zugeordnet zu werden. Das Landgericht hat hier im Einzelfall entschieden, dennoch hat die Entscheidung eine Signalwirkung. Verschiedene Studien belegen die negativen Auswirkungen von Misgendern auf Betroffene. Hierauf haben wir im Verfahren hingewiesen. Misgendern ist ein schwerwiegender Eingriff in das allgemeine Persönlichkeitsrecht und kann rechtliche Konsequenzen haben.“ (vollständig hier nachzulesen).
Ob die Gerichtsentscheidung tatsächlich eine Signalwirkung haben wird, bleibt abzuwarten. Nach wie vor häufen sich die Angriffe auf Kluge. Man kann ihr nur wünschen, dass sie stark genug ist, diesen Angriffen standzuhalten. Sie lebt inzwischen mehr als ihr halbes Leben mit ihrer wahren Identität als Frau. Der Weg ihrer Transition war mit Sicherheit kein einfacher. Es bleibt unbegreiflich, warum es nach dieser langen Zeit noch Menschen gibt, die sich an ihrer Identität stören. Denn: Trans Frauen sind Frauen, und trans Männer sind Männer. Darüber bedarf es keiner Diskussion, schon gar nicht aus der rechten Ecke oder von Terfs.
Zu den Terfs bleibt nur zu sagen: Ein Feminismus, der trans Frauen ausschließt, ist kein Feminismus!
Inzwischen ist klar: Reichelts Medienunternehmen wird gegen die einstweilige Verfügung Widerspruch einlegen. Um die anstehenden Gerichtskosten zu stemmen, hat Kluge eine Crowdfunding Aktion gestartet. Nähere Infos finden sich hier.
Siehe auch „Dafür stehe ich“: Janka Kluge im Gespräch mit den Beobachter News 2018
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