Von Peter Müller – Stuttgart. Wegen der Corona-Pandemie musste die Mahnwache gegen Stuttgart 21 am Arnulf-Klett-Platz am 19. März ihr Zelt vorübergehend schließen. Am Samstag, 15. August, konnte der Betrieb mit einer kleinen Feier wieder offiziell aufgenommen werden.
Dazu bedurfte es umfangreicher Vorkehrungen. So wurde ähnlich wie im Kassenbereich von Supermärkten eine Scheibe aus Plexiglas angebracht, Desinfektionsmittel wurden beschafft und für die MahnwächterInnen liegen Mund- und Nasen-Schutzmasken bereit. Außerdem wurde das Zelt innen und außen gründlich gereinigt. Darüber hinaus wurde eine neue und umweltfreundliche Solaranlage installiert, um das Zelt mit Licht zu versorgen und die Mobiltelefone laden zu können.
Das im Juni neu gewählte Orga-Team der Mahnwache musste unter anderem mit den Behörden klären, welche Auflagen zum Schutz vor Corona zu erfüllen sind. Das Infomaterial musste gesichtet und geordnet werden und nicht zuletzt mussten die Dienstpläne erstellt werden. Ein riesiger Aufwand, den selbst die Organisatoren teilweise unterschätzt hatten. Aber letztlich hat alles geklappt und die Wiederinbetriebnahme der Mahnwache konnte am Samstag mit einer kleinen Feier starten.
Die Trommler der „Lokomotive Stuttgart“ und Musiker der „Capella Rebella“ sorgten gemeinsam für gute Laune unter den zahlreich erschienenen Mitgliedern der Mahnwache und deren Gästen. Es gab Redebeiträge von einem Vertreter des Orga-Teams der Mahnwache, von Dr. Norbert Bongartz, dem Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Stuttgart 21 und von Michael Becker, der das Demo-Team der Montagsdemos vertrat. Alle Redner kritisierten in ihren Ausführungen die Rolle der Stuttgarter Medien im Zusammenhang mit Stuttgart 21.
Kürzlich forderte der „Erfinder“ von S21 Prof. Gerhard Heimerl den Bau eines zusätzlichen unterirdischen Kopfbahnhofs, um den Bahnverkehr der nächsten Jahre zu realisieren und gestand damit ein, dass das Projekt eine Fehlplanung ist. Das Bundesverkehrsministerium fordert gar den Bau von weiteren 60 km Tunnel, um das Projekt noch zu retten. Dass der Tiefbahnhof mit nur 8 Gleisen dennoch das Nadelöhr bleiben wird, ignorieren die großen Stuttgarter Tageszeitungen und auch der SWR. Umso wichtiger ist es, dass gerade die Mahnwache als Gegenpol zum im Juni eröffneten „Info-Turm Stuttgart“ (ITS) am Gleis 16 des Stuttgarter Hauptbahnhofs die Bürger über die traurige Realität sachlich und mit unwiderlegbaren Fakten informiert. Dafür opfern viele engagierte Bürger große Teile ihrer Freizeit und leisten vorbildliche Arbeit. Dr. Bongartz wünschte der Mahnwache zum Abschluss seiner Rede kein langes Leben in der Hoffnung, dass die Vernunft endlich siegt und das Projekt begraben wird.
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