Stuttgart. Nach Angaben der IG Metall haben in den letzten Tagen bundesweit 500 000 Beschäftigte aus knapp 280 Betrieben der Metall- und Elektroindustrie mit ganztägigen Warnstreiks die Produktionen zum Erliegen gebracht. Allein am Freitag, 2. Februar, beteiligten sich demnach rund 304 000 Beschäftigte. In Stuttgart hatte die IG Metall Stuttgart die ganztägigen Warnstreiks seit Donnerstagabend ausgeweitet. Die Deutsche Presse-Agentur erfuhr nach eigenen Angaben aus Arbeitgeberkreisen, am Montag, 5. Februar, werde es eine sechste Verhandlungsrunde geben.
Die MetallerInnen in den Mercedes-Benz-Werken Sindelfingen und Untertürkheim und alle Beschäftigten der Porsche AG in Zuffenhausen folgten nach Angaben der Gewerkschaft dem Aufruf zum ganztägigen Warnstreik. Die Beschäftigten bei Bosch in Feuerbach und Rutesheim waren bereits am Vortag in Streik getreten.
Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, sprach von einer „grandiose Beteiligung an den ganztägigen Warnstreiks“. Sie zeige, dass die Beschäftigten – Mitglieder und Nichtmitglieder – hinter den Forderungen der Gewerkschaft stünden. Es sei jetzt an den Arbeitgebern, „dieses Signal zu verstehen und eine deutliche Schippe draufzulegen“. Wenn die Arbeitgeber dazu Bereitschaft zeigten, könnten die Verhandlungen am Montag fortgesetzt werden.
In den Mercedes-Benz Werken Sindelfingen und Untertürkheim und bei der Porsche AG in Zuffenhausen kam die Produktion nach Angaben der Gewerkschaft zum Erliegen. In den frühen Morgenstunden des Freitag trafen sich die IG Metall-Vertrauensleute an den Toren im Mercedes-Benz Werk Untertürkheim zu mehreren Warnstreikversammlungen. Dort hätten sich im Lauf des Tages rund 14 000 MetallerInnen an den ganztägigen Warnstreiks beteiligt.
„Unsere Kolleginnen und Kollegen haben eine klare Erwartung an einen guten Tarifabschluss, sowohl für die verkürzte Vollzeit, unseren Vorschlag zu zusätzlichen freien Tagen für besonders belastete Beschäftigtengruppen, als auch insbesondere beim Geld für dieses Jahr“, sagte Wolfgang Nieke, der Vorsitzender des Betriebsrats des Mercedes-Benz-Werks Untertürkheim.
Im Mercedes-Benz Werk Sindelfingen begrüßten Jörg Hofmann, der Bundesvorsitzende der IG Metall, und Ergun Lümali, der Vorsitzende des Betriebsrats am Mercedes-Benz-Standort Sindelfingen, die Streikenden bei einer Kundgebung. Dort folgten mindestens 22 000 Beschäftigte dem Aufruf, so die IG Metall. Ergun Lümali betonte, dass an einer weiteren Eskalation keiner interessiert sei, aber eine Einigung nur gelingen könne, „wenn die Arbeitgeber ein deutlich verbessertes, faires Angebot auf den Tisch legen“.
Bei Porsche legten rund 10 000 MetallerInnen die Arbeit nieder. Auf einer Kundgebung vor Ort zeigte sich der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Uwe Hück „schon sehr erstaunt über die kompromisslose Haltung des Arbeitgeberverbandes“. Der Verband zwinge die Beschäftigten in ganztägige Warnstreiks und klage dann dagegen. „Das zeigt doch nur, dass die Arbeitgeber momentan sehr verwirrt sind. Aber da sie es nicht anders wollen, ist es jetzt eben so“, sagte Hück.
Leere Werkhallen und Büros auch bei Bosch
Bei Bosch in Feuerbach und Rutesheim waren die Beschäftigten schon seit Mittwochabend, 22 Uhr zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Auf der Auftaktkundgebung in Feuerbach hätten rund 1000 Metallerinnen und Metaller lautstark ihre Forderungen vertreten. Insgesamt beteiligten sich laut IG Metall etwa 5000 Beschäftigte aktiv am ganztägigen Warnstreik. „Fakt ist, dass sowohl die Hallen als auch die Büros heute leer sind. Das zeigt den Rückhalt, den wir mit unserer Forderung, nach Arbeitszeiten, die zum Leben passen, haben“, sagte Martin Röll, Geschäftsführer der IG Metall Stuttgart.
Frank Sell, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Feuerbach, zeigte sich überwältigt von der Unterstützung, die in allen Bereichen zu spüren sei. Auch bei den Angestellten gebe es viel Zuspruch für die Forderung nach einem individuellen Recht auf eine vorübergehende Arbeitszeitverkürzung in besonderen Lebenslagen.
Alle Fotos: IG Metall Stuttgart
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