Von František Matouš – Zürich/Lausanne. Das vergangene Jahr verlief für unsere Kolleginnen und Kollegen bei der Presse besonders unerfreulich. Nach den Massenentlassungen bei der TX Group (Tamedia) und „20 Minuten“ folgte die Ankündigung des Abbaus von 150 Stellen bei CH Media. Und auch im neuen Jahr geht die Entlassungswelle weiter. Im Januar hat Ringier Medien Schweiz (RMS) im Zuge einer Neuorganisation den Abbau von insgesamt 75 Stellen angekündigt. Das Maß ist voll und der Widerstand erstarkt. Im September trafen sich mehrere Hundert Kolleginnen und Kollegen vor dem Hauptsitz der TX Group in Zürich zu einer Protestkundgebung. Gleichzeitig fand auch in Lausanne eine Kundgebung und eine Demonstration statt.
Die KollegInnen aus dem Betriebsrat und die Redaktionsangestellten berichteten über die unerträgliche Situation in den Redaktionen durch den ständigen Druck drohender Entlassung. Wie ein Kollege berichtete, ist für viele der erste Schritt des Tages zu schauen, ob ein Entlassungsbrief auf ihrem Tisch liegt. Denn neben den angekündigten Massenentlassungen laufen noch die „normalen“ Einzelentlassungen und dies verschlechtert das Arbeitsklima zusätzlich.
Bei der Kundgebung wurde eine Petition an die Verlagsleitung vorgestellt, in dem ein Aussetzen der unmenschlichen Sparmaßnahmen verlangt wurde. Diese wurde von hunderten Medienschaffenden unterschrieben.
Trotz der Bemühungen der Gewerkschaften und Berufsverbände lassen sich allerdings die Entlassungen nicht stoppen. So verlangen Syndicom und Impressum in Konsultativgesprächen mit den Verlagsleitungen gute Sozialpläne für die Betroffenen.
Aber was tun? Es zeigt sich, dass ohne den seit Jahren nicht mehr existierenden Tarifvertrag für die Arbeitnehmenden in den Medien alles nur dauernd schlimmer wird. Am 6. März fand deshalb ein Treffen der GewerkschaftsvertreterInnen mit dem Verlegerverband VSM statt, bei dem erneut über einen fairen Presse-Gesamtarbeitsvertrag gesprochen wurde. Erstmals nahmen auch Vertretungen des VSM-Präsidiums teil. Dies, nachdem im letzten Herbst 1 200 Medienschaffende den Verlegerverband aufgefordert haben, die abgebrochenen Verhandlungen für einen Gesamtarbeitsvertrag wiederaufzunehmen – für einen GAV (Schweizer Tarifvertrag) mit fairen Mindestlöhnen, Mindesthonoraren und besseren Arbeitsbedingungen.
Es braucht diesen GAV noch 2024, denn viele Medienschaffenden stehen unter enormem Druck; die realen Löhne sind viel zu niedrig, BerufseinsteigerInnen und Freischaffende sind unterbezahlt und die Stimmung ist aus Angst vor Entlassungen im Keller. Die VerlegerInnen müssen jetzt handeln! Auch im Interesse der Medienbranche braucht es die richtigen Rahmenbedingungen: Dazu gehört ein fairer GAV!
Bei der Presse ist Solidarität und Kampfgeist nun mehr als angesagt.
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