Rudersberg. Neonazis der selbsternannten „Autonomen Nationalisten Rems-Murr“ haben erneut einen Farbanschlag auf den Herausgeber und Chefredakteur der Beobachter News Alfred Denzinger verübt. Das legt zumindest das hinterlassene Kürzel nah. Die Täter, die sich nur nachts auf die Straße trauen, beschmierten in den frühen Morgenstunden des 25. November Denzingers Wohnhaus und seinen Wagen mit roter Farbe, sprühten seinen Namen und Nazisymbole wie Hakenkreuze und ihr Kürzel „ANRM“ auf ein Trafohäuschen in Sichtweite – nicht zum ersten Mal.
Die Polizei nahm den Sachverhalt am Sonntag, 25. November, vor Ort auf. Der Schaden geht in die Tausende. Nach Angaben der Polizeibeamten erfolgt eine Weitergabe des Protokolls an den Staatsschutz. Die polizeilichen Ermittlungen nach früheren Übergriffen gegen Denzinger führten jedoch offensichtlich nicht dazu, dass sich Neonazis – ob Nachahmer oder Wiederholungstäter – von weiteren Anschlägen abhalten ließen. Sie scheinen auch beim jüngsten Anschlag wieder mit aller Seelenruhe vorgegangen zu sein.
Der letzte Anschlag auf Denzinger fand im August diesen Jahres statt. Unbekannte beschmierten damals ebenfalls sein Wohnhaus und seinen Wagen mit Farbe, sprühten Drohparolen gegen ihn und Nazisymbole an das auch jetzt beschmierte Trafohäuschen (wir berichteten). Im Juni vergangenen Jahres gab es einen nächtlichen Anschlag auf Denzingers Haus, und es wurden die Reifen seines Wagens zerstochen (wir berichteten).
Auch ein Redaktionsmitglied der Beobachter News aus Göppingen wurde schon wiederholt Zielscheibe der Attacken von Neonazis (siehe „Bedrohter Journalist will weiter berichten„).
Wer oder was ist die „ANRM“?
Bei den „Autonomen Nationalisten Rems-Murr“ (ANRM) handelt es sich offenbar um eine kriminelle Vereinigung, die nichts anderes unternimmt, als Sachbeschädigungen zu begehen und verbotene verfassungsfeindliche Symbole zu schmieren. Zumindest ist sie bisher nie anderweitig politisch in Erscheinung getreten. Somit scheint ihr einziges Ziel darin zu liegen, politische Gegner und unbequeme Journalisten einzuschüchtern. Dies jedoch ohne jeden sichtbaren Erfolg. Die „ANRM“ ist mutmaßlich für unzählige Farbschmierereien im Rems-Murr-Kreis verantwortlich und hinterlässt an ihren Tatorten gerne ihr Kürzel. Nach unseren bisherigen Recherchen handelt es sich vermutlich um eine Kleinstgruppe von drei bis fünf jungen Männern aus dem Backnanger Raum im Alter zwischen 20 und 30 Jahren.
Unfähig oder unwillig?
Denzinger wurde in den vergangenen Jahren bei der Berichterstattung über Kundgebungen und Demonstrationen, aber auch auf Internetseiten und in Videobeiträgen immer wieder von Neonazis bedroht und beleidigt. Teilweise erfolgte dies unter den Augen der Polizei. Wirkliche Folgen hatte es für die Täter allerdings nie. Denn spätestens die Staatsanwaltschaft stellte die Anzeigen gegen die Neonazis ein.
Auch die bisherigen polizeilichen Ermittlungen und Überwachungsaktionen erwiesen sich als nicht effektiv. Die mutmaßlichen brauen Nazi-Schmierer können weiter ihr Unwesen treiben, da die Polizei offensichtlich keine geeignete Handhabe gegen sie findet – oder nicht finden will. Anhand der Schriftbilder lässt sich jedenfalls ein Zusammenhang zwischen fast allen Schmierereien im Rems-Murr-Kreis ableiten. Ist die Polizei – und im speziellen der Staatsschutz – tatsächlich nicht in der Lage, derartige Serientäter zu fassen?
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