„Gibt’s das immer noch?“ oder „Geht da noch was?“.
Solche Fragen werden immer wieder zu verschiedenen Dingen und Themen gestellt.
Mal geht es um die Proteste gegen Stuttgart 21. Und mal um die Lampedusa Gruppe, die auf St. Pauli lebt. Wenn Themen vom Tagesprogramm der Mainstreammedien verschwunden sind, haken viele Menschen diese automatisch als „erledigt“ ab. Den wenigsten ist bewusst, dass es in den meisten Fällen noch weitergeht.
So wurde für Samstag, 1. März 2014, 13 Uhr zu einer Großdemonstration zur Solidarität der geflüchteten Menschen in Hamburg aufgerufen. Sie haben auf St. Pauli Kirchenasyl gefunden. Weitere Forderungen waren eine menschenwürdige Behandlung von Flüchtlingen und das Recht auf Asyl.
Gegen 14 Uhr startete die Demonstration am Hachmannplatz. Etwa 5000 Menschen nahmen an ihr teil. Der Zug bewegte sich entlang des Glockengiesserwalls zum Ballindamm, entlang der Binnenalster. Der Ballindamm ist eine breite Straße mit einem Grünstreifen in der Mitte.
Hier liefen der Block der Flüchtlinge neben dem so genannten „Jugendblock“, der zwischendurch von zehn auf null herunterzählte und dann bis zur Bergstraße rannte. Dort gab es eine Zwischenkundgebung. Bemerkenswert war hier das Verhalten der Polizeibeamten. Sie bewegten sich – ohne zu stören – immer 50 bis 100 Meter vor der Demo.
In anderen Städten sehen Polizisten das Herunterzählen und Loslaufen gerne als Aufforderung, ihre Helme aufzusetzen und die Demo großflächig mit Knüppelhieben und Pfefferspray zu traktieren.
Die Stimmung war jedoch fröhlich, und die Beamten hielten sich zurück.
Nach etwa 20 Minuten bewegte sich der Zug durch die Möckebergstraße in Richtung Hauptbahnhof, lief an ihm vorbei und endete auf dem Hansaplatz im Stadtteil St. Georg. Gerade auf dem letzten Kilometer der Route, die durch belebte Einkaufsstraßen führte, konnte so eine sehr große und vor allem eine durchweg positive Außenwirkung auf Passanten erzielt werden.
Ein älterer Mann hat jedoch am Steintorplatz unter Beweis gestellt, dass es immer und überall Idioten gibt. „Geht doch zurück nach Afrika!“ war sein Ruf. Ihm wurde von anwesenden Beamten unmissverständlich klar gemacht, dass es für ihn jetzt doch besser sei, „die Klappe zu halten“ und „sich zu verdrücken“.
Um 15.30Uhr begann auf dem Hansaplatz eine Abschlusskundgebung mit anschließendem Konzert von Holger Burner, MC Nuri und Nka-Mbonge, drei Rappern, die ihre Texte vortrugen oder freesytlten.
Doch Hamburg wäre irgendwie auch nicht Hamburg, wenn es das gewesen sein sollte.
Es war 17.30 Uhr, als eine Sponti mit etwa 100 bis 150 TeilnehmerInnen die Schanzenstraße in Richtung S-Bahnhof lief.
Einige überforderte Polizisten wussten nicht ganz, wass sie denn nun tun sollten, und zogen es vor, das Weite zu suchen.
Kurze Zeit später rückte eine Hundertschaft an und begann, den AktivistInnen nachzulaufen. Diese versuchten, den gepanzerten Verfolgern den Weg zu verbarrikadieren, indem einige von ihnen Bänke und Tische von anliegenden Kneipen auf die Straße zogen. Nach zwanzig Minuten wurden etwa zehn Personen an der Ecke Ludwigstraße/Schanzenstraße eingekesselt. Dass sowas auch ohne Pfefferspray und Knüppeleinsatz gehen kann, zeigte eine gewisse Routine der Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Sie riefen immer wieder ruhig und sachlich dazu auf, sich besonnen zu verhalten und die Beamten nicht zu provozieren.
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