Filderstadt. Der Landkreis Esslingen will an der Robert-Bosch-Straße in Filderstadt-Harthausen eine Flüchtlingsunterkunft einrichten. 80 bis 100 Asylsuchende sollen dort im nächsten Jahr einziehen. Die AfD und Anwohner, die sich „Mündige Bürger“ nennen, liefen zunächst Sturm gegen das Projekt, rudern aber inzwischen zurück. Die Stadt will am Montag, 11. Mai, ab 19 Uhr in der örtlichen Jahnhalle über das Vorhaben informieren.
Oberbürgermeisterin Gabriele Dönig-Poppensieker, Bürgermeister Reinhard Molt, Vertreter des Landratsamts Esslingen und der Arbeiterwohlfahrt wollen das Projekt vorstellen. Die Jahnhalle ist in der Jahnstraße 25 bis 27 in Harthausen.
Es gibt in der Gemeinde auch eine Initiative, die Asylsuchende willkommen heißt, und eine Facebook-Seite „Refugees Welcome in Filderstadt„. Ihre InitiatorInnen wehren sich dagegen, dass Gegner der geplanten Flüchtlingsunterkunft Ängste und Ressentiments zu schüren versuchen und mit absurden Unterstellungen Stimmung gegen Flüchtlinge machen.
Flüchtlinge sollen 2016 einziehen können
Der Kreis Esslingen muss einer Mitteilung der Stadt zufolge derzeit 180 bis 260 Flüchtlinge im Monat unterbringen, voraussichtlich 3900 in diesem Jahr. Auf Filderstadt entfielen somit bis zum Jahresende 340 Menschen, sagt Peter Keck, der Pressesprecher des Landkreises.
Auf dem Grundstück an der Robert-Bosch-Straße in Harthausen war vor Jahren ein Altenpflegeheim geplant. Nun soll ein Gebäude in so genannter „Modulbauweise“ errichtet werden. Die Unterkunft soll Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres fertig sein.
Arbeiterwohlfahrt übernimmt die Betreuung
Der Landkreis Esslingen will die Gemeinschaftsunterkunft bauen und betreiben. Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sollen die Betreuung der Flüchtlinge übernehmen. Zudem will sich nach Angaben der Stadt der Arbeitskreis Asyl, der sich bereits am Standort Seestraße in Sielmingen um Flüchtlinge kümmert, auch in Harthausen engagieren.
Mit ihrem Protest gegen die geplante Flüchtlingsunterkunft hätten Anwohner „massive Empörung“ ausgelöst, berichten die „Stuttgarter Nachrichten“ und die „Stuttgarter Zeitung“. In Leserbriefen sei von „Hartherzigkeit in Harthausen“ die Rede gewesen. Manche Autoren warfen den in der Initiative „Mündige Bürger“ vereinten Nachbarn „besorgniserregende Fremdenfeindlichkeit“ vor.
Anwohner-Initiative schlägt moderatere Töne an
Inzwischen schlügen die Anwohner in der Debatte um die Flüchtlingsunterkunft „deutlich moderatere Töne“ an, berichten die beiden Zeitungen. Die „in der ersten Aufregung drastisch formulierte Sorge um die Lebensqualität im Stadtteil“ sei zwar weiter zu spüren, doch es gebe auch Überlegungen, wie „ein gedeihliches Zusammenleben mit den künftigen Nachbarn gelingen könnte“.
Die Anwohner-Initiative lud für Samstag, 9. Mai, um 14 Uhr zu einem Treffen in die Räume der Firma Arnold ein, um über ein Konzept für die Unterbringung von Flüchtlingen in Filderstadt zu beraten. Die AfD organisierte am Dienstag, 5. Mai, einen Diskussionsabend über die geplante Flüchtlingsunterkunft in der Stadiongaststätte „Adria“ in Harthausen. Außerdem verteilte die AfD Flugblätter auf dem Wochenmarkt.
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