Von Meide Wolt – Stuttgart. Vor der Messstation an der Cannstatter Straße versammelte sich am Freitag, 8. April, erneut eine handvoll Menschen auf der „Feinstaubbrücke“, um auf die Verkehrssituation in Stuttgart aufmerksam zu machen. Seit Sonntag, 10. April, 24 Uhr gilt erneut Feinstaubalarm in Stuttgart.
Die SeniorInnen gegen Stuttgart 21 winken seit über eineinhalb Jahren jeden Freitag zwischen 17 und 18 Uhr an der Messstation am Neckartor den vorbeifahrenden Autos zu. Zusätzlich protestieren sie an Tagen mit Feinstaubalarm, so auch am Montag, 11. April. Die Reaktionen der AutofahrerInnen reichen vom Zurückwinken über lautes Aufheulenlassen der Motoren bis zum Stinkefinger.
Der Individualverkehr sei keine Lösung, auch nicht mit Elektroautos, erklärte einer der Aktivisten. Die Feinstaubbelastung im Straßenverkehr kommt hauptsächlich vom Abrieb der Reifen – ein Problem, dass auch mit Elektroautos unverändert bestehen bleibt. Ebenso verursachen der Abrieb der Fahrbahn und der Bremsbeläge den Feinstaub, der in die Lungen eindringen kann. Eine Wende in der Verkehrspolitik können nur durch die Aufhebung des Individualverkehrs gelingen.
„Seit hundert Jahren haben wir Elektromobilität, die Straßenbahnen“, wirbt der Aktivist für den ÖPNV. Auch der Ausbau des Straßennetzes, wie etwa durch den millionenschweren Rosensteintunnel, stelle keine Lösung dar: „Mit mehr Straßen steigt immer die Anzahl der benutzten Autos.“ Etwa würden Menschen, die nicht im Stau stehen wollen und zur Zeit das Auto stehen ließen, dann ermutigt, wieder die Straße zu nutzten.
Die Automobilindustrie versucht vergeblich, Alternativen aufzuzeigen. Etwa durch Elektroautos oder Benzin-Direkteinspritzer. Nach einem Bericht von Frontal 21 sind Benziner mit Direkteinspritzung durch ihren geringeren Verbrauch keineswegs umweltverträglicher als Dieselfahrzeuge. Obwohl die Emissionen höher als bei modernen Dieselfahrzeugen sind, bekommen die Direkteinspritzer jedoch alle eine grüne Umweltplakette.
Weder die Automobilindustrie noch die Stuttgarter Stadtverwaltung haben ein Interesse, den Individualverkehr umzugestalten. 100 000 Autos sollen täglich die Messstation am Neckartor passieren und dabei auch den Feinstaub, der sich von den Industrieanlagen auf die Stadt legt, weiter aufwirbeln. Durch den neuen Rosensteintunnel, den die Stadtverwaltung beschlossen hat, werden es noch mehr werden. Keine Maßnahme der Stadtverwaltung bringt auch nur ein einziges Auto von der Straße. So auch nicht das Vorhaben, Moos an den Straßenrand zu pflanzen, um den Feinstaub zu filtern.
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