Von Tape Lago – Mannheim. Im Mannheimer Jungendkulturzentrum Forum unterhielt und begeisterte die Berliner Künstlerin, Rapperin und Feministin Sookee am Freitag, 7. Dezember, 270 Fans. Die bekannte Antifaschistin stellte sich unmissverständlich gegen ein Verbot der Roten Hilfe und rief das Publikum auf, sich für die linke Solidaritätsorganisation zu engagieren und sie zu unterstützen. Der Veranstalter „For The Youth Concerts“ war am Ende des Abends mit dem Verlauf des Konzerts sehr zufrieden.
Im März 1933 hatten die Nationalsozialisten die Vorgängerorganisation der Roten Hilfe, Rote Hilfe Deutschland, verboten. Bis zu ihrer Auflösung Ende der 1930er Jahre agierte sie aus dem Untergrund weiter. Die Rote Hilfe gründete sich 1975 neu, um gegen Unterdrückung und Repression linker AktivistInnen zu wirken.
„Besser untergetauchte Neonazis finden“
Doch nach 43 Jahren Solidaritätsarbeit droht der Roten Hilfe erneut ein Verbot. Innenminister Horst Seehofer (CSU) will laut Medienberichten die Rote Hilfe verbieten. Dagegen sprach sich Sookee aus. Anstatt die rund 500 Neonazis zu finden, die untergetaucht sein sollen, falle Horst Seehofer nicht anderes ein, als die Rote Hilfe zu verbieten, sagte Sookee. Mit Witzen und Humor brachte die engagierte Rapperin ihre politische Botschaft ans Publikum. Sie kritisierte die AfD wegen der Spaltung der Gesellschaft und prangerte den Rechtsruck an.
Mit „Zusammenhänge (Spuck auf Rechts)“ – wodurch Sookee 2003 bekannt wurde – machte die Künstlerin deutlich, dass der Kampf gegen Rechts aus heutiger Sicht notwendig denn je sei. „So, jetzt schön über Nazis meckern, weil es geht nicht anders“, rief sie dem Publikum zu. In diesem berühmten Song prangert die überzeugte Antifaschistin das kapitalistische System, Nationalismus, Rassismus, Sexismus, Patriachat und Antisemitismus an. Dies tat sie auch beim Konzert „Rock gegen Rechts“ am Samstag, 1. September, in Frankfurt.
Für eine mehrgeschlechtliche Gesellschaft
Sookee tut sich schwer mit dem konservativen Menschen- und Familienbild. Sie zeigte mit ihrem Lied „Queere Tiere“ aus dem Album „Morten & Makeup 2017“ ihr Engagement gegen Homophobie und für eine mehrgeschlechtliche Gesellschaft. Es gebe doch mehr als zwei Geschlechter, betont sie in diesem Lied. Ein Blick in der Natur zeige, dass Männchen untereinander „vögeln“ und Weibchen sich gegenseitig lieben.
In der Tierwelt wimmele es nur so von Homos und Trans*. Der halbe Meeresgrund sei Inter* oder wechsle sein Geschlecht. Bei den Menschen sei es anders. Ein veraltete Denkweise: „Wenn plötzlich alle schwul sind, dann stirbt die Menschheit aus. Sie müssen sich entscheiden – Männer oder Frauen.“ Mit Sookee als Bundeskanzlerin wäre eine Gesellschaft, in der alle ihre sexuelle Ausrichtung leben und ausleben könnten, kein Tabu.
Zwei Musikplatten für 2019 angekündigt
Zum Abschluss stellte Sookee die Musiker an ihrer Seite vor und versprach ihren Fans zwei neue Platten im Jahr 2019. Neben der Kinderplatte werde es eine „normale Sookee-Platte“ geben, sagte die Künstlerin. Sie bedankte sich bei den Teilnehmerinnen des Workshops am Nachmittag und bei allen HelferInnen und UnterstützerInnen, die bei der Organisation des Konzerts mitwirkten.
Das letzte Konzert von Sookee für das Jahr 2018 hatte um 20.30 Uhr mit dem Auftritt von Sharon Music begonnen, einer Nachwuchskünstlerin und Rapperin, die mit ihren kritischen Liedern ebenfalls das Publikum begeistern konnte. Sookee selbst betrat die Bühne um 21.30 Uhr und spielte mit ihren Musikern zwölf Lieder bis 23 Uhr. Das Publikum bestand überwiegend aus AntifaschistInnen, StudentInnen und SchülerInnen aus Mannheim. Einige Fans reisten aus Heidelberg, Freiburg und Heilbronn an, um die Ikone der queeren Szene zu sehen und mit ihr zu feiern.
Vor dem Konzert hielt Sookee am Nachmittag einen Workshop mit rund 25 Personen ab. Ziel der Schulung war, das Bewusstsein der jungen Menschen und Künstlerinnen in einer von Männern dominierten Künstler- und Musikwelt zu stärken. Teilnehmen durften nur Mädchen, Frauen, Trans, Inter und „nichtbinäre Menschen“. Organisiert wurde die gesamte Veranstaltung von „For The Youth Concerts“, unterstützt vom Jugendkulturzentrum Forum.
Videos
Weitere Bilder des Tages
Folge uns!