Waiblingen. Die Jusos im Rems-Murr-Kreis haben für mehr als 70 Personen Impftermine vereinbart. Sie können zwar stolz darauf sein, angepackt und so vielen Menschen geholfen zu haben, betonen aber in einer Erklärung, dass ihre Aktion nur wegen des Missmanagements der Landesregierung bei der Terminvergabe notwendig wurde.
Sie sei glücklich, dass sie so vielen Menschen helfen konnte, so die SPD-Parteijugend. Ende Januar hatten die Jusos im Rems-Murr-Kreis die Aktion gestartet. Sie boten vor allem älteren Menschen Unterstützung beim Vereinbaren ihres Impftermins an. Da ihre Liste nun abgearbeitet sei, beendeten sie ihr Angebot.
Die Idee entstand aus Unmut über die Organisation der Impfkampagne. Nicht nur, dass allgemein wenig Impfstoff vorhanden war – der Rems-Murr-Kreis sei bei der Verteilung enorm benachteilig worden und sei es weiter. Die Jusos störten sich jedoch auch an der Einstellung, „dass über 80-Jährige im Internet nach Terminen suchen sollten, oder alternativ stundenlang am Telefon verharren müssten“. Das hielten die Jusos für unzumutbar. Sie beschlossen, anzupacken und zu helfen.
Sie veröffentlichten eine Mailadresse und eine Telefonnummer, über die sich die Senioren melden konnten. In den ersten Stunden sei die Leitung regelmäßig zusammengebrochen, und auch an den Tagen danach sei das Telefon kaum still geblieben, berichten sie. „Nicht nur die große Zahl an Menschen, die offensichtlich Hilfe benötigten, war erschreckend, sondern auch die Verzweiflung, die bei vielen aus den Stimmen zu hören war.“, sagt Jula Hutzmann, Sprecherin der Jusos Rems-Murr, die viele Stunden am Apparat verbrachte, „Wie die Verantwortlichen so viele Menschen im Regen stehenlassen können, ist mir unerklärlich“, so Hutzmann weiter.
Die Liste füllte sich rasch. Trotz der hohen Nachfrage wiesen die Jusos niemanden ab. Sie mussten aber darauf hinweisen, dass sie nicht wissen konnten, wie schnell es ihnen gelingt, für alle einen Termin zu bekommen. Zu dieser Zeit seien immer um Mitternacht neue Impftermine im Internet eingestellt worden. Deshalb hätten sich jede Nacht im Schnitt fünf Jusos zusammengetan und die Arbeit aufgeteilt. An manchen Tagen hätten sie nur einen Impftermin erhalten, an anderen an die zehn Termine. An den Tagen danach wurden die Menschen telefonisch, per Mail oder per Brief über ihre Termine informiert.
„Es war spürbar, wie den Menschen ein Stein vom Herzen fiel. Viele Ältere wussten, wie eine Infektion ihr Leben gefährden konnte. Für sie war das nicht bloß ein Impftermin, sondern, auch wenn das hart klingt, die Sicherheit, nicht an Corona zu sterben, denn diese Angst war auf jeden Fall vorhanden.“, so Luca Schneider, Sprecher der Jusos im Kreis: „Wir sind glücklich, so vielen Menschen geholfen haben zu können, aber wenn man ehrlich ist, wurde unsere Aktion nur durch das Missmanagement der Landesregierung notwendig. Es hätte von Anfang an Wartelisten und Hotlines mit großer Kapazität gebraucht. Das hätte zwar keinen Impfstoff hergezaubert, das System aber gedreht, so dass eine 89-Jährige schlicht informiert worden wäre, sobald sie einen Termin hat und nicht über Tage und Wochen selbst um einen Termin hätte ringen müssen“, so Schneider weiter.
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