Von Sven Kollet – Nürtingen. Eine kleine Gruppe von etwa zehn Personen demonstrierte am Sonntag, 14. Dezember, vor dem Nürtinger Weihnachtszirkus gegen die Verwendung von Tieren in der Manege. Der Zirkus gastiert mit Löwen, Seehunden, Pferden und anderen Tieren bis zum 16. Dezember in Nürtingen. In seiner Kritik an der Haltung von Tieren im Zirkus nennt Pavel Leonidov von der Tierrechtsinitiative Region Stuttgart besonders die Haltungsbedingungen und den Stress. Er mache das Leben der dort lebenden Tiere zu Hölle.
Die Dompteure hingegen sagen, die Kunsttücke der Tiere beruhten auf Vertrauen, dem spielerischen Trieb der Tiere und ihrem natürlichen Verhalten. „Weit gefehlt“, so Pavel Leonidov. „Die Kunststücke basieren auf Gewalt und Einschüchterung der Tiere. Sie werden gefügig gemacht. Mit Einfühlsamkeit und Vertrauen hat es nichts zu tun.“
Dokumentationen nur die Spitze des Eisberges
Dass die Dressur von Zirkustieren oft mit Gewalt zusammenhängt, zeigen viele versteckt aufgenommene Videos. „Erst letztes Jahr wurde im Waiblinger Weihnachtszirkus ein Elektroschocker im Elefantenzelt gefunden“, berichtet Pavel Leonidov. „Und das ist nur die Spitze des Eisbergs“.
Hinter die Fassade zu schauen sei schwer. Auch ich werde in Nürtingen sofort von Mitarbeitern des Zirkusses angegangen, als sie sehen, dass ich eine Kamera habe. Als sie jedoch hören, ich sei von der Presse, werde ich mit Samthandschuhen behandelt. Einblick erhalte ich offiziell jedoch nicht. Was ich sehe, ist ein leeres Außengehege der Löwen. „Die waren bisher noch nie draußen, als ich vor Ort war“, fügt Pavel Leonidov hinzu, der in letzter Zeit häufiger die Umgebung in Augenschein nahm.
Vorgeschrieben ist ein Innenbereich von 12 Quadratmeter und ein Außenbereich von 50 Quadratmeter. Dieser ist nach Aussagen der Tierschützer viel zu klein. „Das Revier eines Löwen beträgt in freier Wildbahn bis zu 400 Quadratkilometer – dem kann ein Zirkus nie gerecht werden. Deshalb: Keine Tiere im Zirkus!“
Mehrheit gegen Wildtiere im Zirkus
Ein Passant fragt: “Zirkus ohne Tiere für Kinder, was ist denn das?“ Einige Demonstranten erwidern, es sei eine richtige Vermittlung von Werten. Man sei aus der Sklavenzeit raus und brauche auch keine Tiere mehr als Sklaven.
Am 20. August 2014 übergab PETA Deutschland dem zuständigen Bundesministerium über 620 000 Unterschriften für ein Wildtierverbot in deutschen Zirkussen. Damit wäre Deutschland die 17. Europäische Nation, die in Sache „Tiere im Zirkus“ handeln würde.
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