Remseck. Der Schock ist groß. Am Dienstag, 20. Oktober, wurde in den frühen Morgenstunden in Remseck-Neckargröningen (nahe Stuttgart) im leerstehenden Gasthof „Lamm“ Feuer gelegt. Unmittelbar nebenan wohnten 50 Flüchtlinge – überwiegend aus Syrien. Sie mussten evakuiert werden. Verletzt wurde niemand. Für Samstag, 24. Oktober, plant nun die Stuttgarter Initiative „Zusammen Kämpfen“ vor Ort eine Kundgebung gegen rechte Gewalt.
Die Kundgebung soll um 14 Uhr in der Ludwigsburger Straße 24 in Remseck-Neckargröningen (Kreis Ludwigsburg) beginnen. Bei dem Feuer, das ein Anwohner am frühen Dienstag morgen etwa um 2.45 Uhr entdeckte, handelt es sich eindeutig um Brandstiftung. Es gab mehrere Brandherde. Außerdem wurden Spuren eines Brandbeschleunigers gefunden.
Möglicherweise galt der Anschlag dem angrenzenden Flüchtlingsheim. Möglicherweise sollte er verhindern, dass in den ehemaligen Gasthof ebenfalls Asylsuchende einziehen, wie es im Gespräch war. Das ist der Polizei zufolge noch unklar. Der Gastraum im Erdgeschoss ist nun ausgebrannt. Auch in den oberen Stockwerken gab es durch das Feuer große Schäden.
Die Stadtverwaltung von Remseck und der AK Asyl riefen für Dienstagabend zu einer Mahnwache vor dem Gasthof auf. Nach Angaben der Stadt beteiligten sich über 500 Menschen, unter ihnen auch Feuerwehrleute und Flüchtlinge.
Die Initiative „Zusammen Kämpfen Stuttgart – Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung“ reihet das Feuer in eine Reihe zahlreicher weiterer Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte ein. Bisher gab es in diesem Jahr nach Angaben des Bundeskriminalamts bereits über 500 – ein Vielfaches der Zahl der Anschläge im vergangenen Jahr.
Auch in Baden-Württemberg hat die Zahl von Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte stark zugenommen. So wurde am 18. Juli mit Hilfe von Benzin ein leerstehendes Haus im badischen Remchingen angezündet, in das Flüchtlinge einziehen sollten. Die Polizei nahm erst vor wenigen Tagen den mutmaßlichen Brandstifter fest.
Am 24. August wurde in Weissach im Tal eine geplante Flüchtlingsunterkunft niedergebrannt (siehe „Es war Brandstiftung„). Am 18. September wurden in Riedlingen vor einer Sammelunterkunft Papiercontainer angezündet und Hakenkreuze geschmiert. In der Nacht vom 20. auf den 21. September verübten Unbekannte einen Brandanschlag auf eine Wertheimer Turnhalle, in der Flüchtlinge untergebracht werden sollten. In der Halle standen bereits mehr als 300 Betten. Am 29. September brannte die Außenwand eines Gebäude in Oberteuringen das für die Unterbringung von Flüchtlingen umgebaut werden sollte.
Das seien nur einige Beispiele, heißt es im Aufruf von „Zusammen Kämpfen“: „Es ist nicht das erste Mal und wird auch nicht das letzte Mal sein – wenn wir nichts dagegen tun!“ Man wolle deshalb am Samstag gemeinsam gegen rechte Hetze und die zunehmende Gewalt auf die Straße gehen und den Flüchtlingen gleichzeitig zeigen, dass sie nicht allein sind.
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