Von unserer Redaktion – Stuttgart. Als Agrarwissenschaftler war er Professor an der Uni Hohenheim. Und er war, ist und bleibt Kommunist – ein „kritischer“, wie er betont: Theo Bergmann, der heute seinen 100. Geburtstag feiert. Wir trafen den unermüdlichen Kämpfer aus Stuttgart vor gut einem Monat in Villingen-Schwenningen, wo er eindrücklich vor der wieder erstarkenden Rechten warnte. Bücher schreiben, Vorträge halten und reisen – das will er auch weiterhin. Das frühere Mitglied der KPD-Opposition, der heute der Linken angehört, verbringt seinen Ehrentag bei Verwandten in Israel.
Theo Bergmann wurde am 7. März 1916 als Sohn eines Rabbiners in Berlin geboren. 1933 konnte er als 17-Jähriger unmittelbar nach dem Abitur gerade noch rechtzeitig fliehen. Die SA hatte ihn und seine Brüder gesucht, weil sie sich der kommunistischen Bewegung angeschlossen hatten. Sein Bruder Alfred kam ins KZ, konnte dann aber flüchten. Er wurde 1940 von der Schweiz an die Gestapo ausgeliefert und ermordet.
Der jüngere Bruder Theo gelangte über Saarbrücken nach Marseille und konnte ins damalige Palästina auswandern. Dort arbeitete er in einem Kibbuz. Später führte sein Weg in die Tschechoslowakei, wo er zu studieren begann, und nach Schweden. Nach dem Krieg kehrte er nach Deutschland zurück, schloss sein Studium der Agrarwissenschaft ab und promovierte über die Landwirtschaft in Schweden. Als Professor beschäftigte er sich hauptsächlich mit Genossenschaft und Kibbuz, mit Indien, Afrika und China.
Dass sich Theo Bergmann „einfach nicht benimmt wie ein normaler Hundertjähriger“ – darüber wunderte sich vor kurzem die „Stuttgarter Zeitung“ in einem Porträt. In der Tat: Er tritt noch immer vor Schulklassen auf, und man trifft den rührigen Klassenkämpfer bei vielen Veranstaltungen – so etwa vor einem Monat beim politischen Aschermittwoch der Linken in Stuttgart-Heslach. Stets guter Dinge, stets freundlich, stets mit wachem Verstand – und oft mit einem kritischen Einwurf.
Zu seinem 100. Geburtstag erscheint heute eine Neuauflage seiner Autobiographie „Im Jahrhundert der Katastrophen“. Den letzten Satz ihres Schlussteils zitiert Erhard Korn, Landesvorsitzender der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Baden-Württemberg, in einem heute erschienenen Artikel in der „Jungen Welt“: „Der Kapitalismus darf nicht das letzte Wort der Geschichte sein. Ich bleibe auch im Niedergang und nach der Niederlage von 1989 Optimist.“
Siehe auch
„Immer gibt es Alternativen„, Junge Welt
„Kapitalismus ist nicht das letzte Wort„, Kontext Wochenzeitung
„Bald 100 und immer noch links„, Stuttgarter Zeitung
Folge uns!