Von Carmen Pinellar – Stuttgart. Ach herrje, das wäre doch nicht nötig gewesen! Die Kleinstpartei „Der Dritte Weg“ bedachte uns dieser Tage mit einem Reisegutschein. „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen!“, heißt es in pannenfreiem Deutsch auf der bunt gestalteten Ansichtskarte, die am 20. April – dem Geburtstag Adolf Hitlers – in der Redaktion der Beobachter News eintrudelte. Handschriftlich adressiert und ausreichend frankiert. Zu viel der Ehre!
Andere NazigegnerInnen – etwa Politiker, Gewerkschaftsfunktionäre, weitere Journalisten oder Rechtsextremismus-Experten – erhielten ähnliche Post. Die Kleinstpartei ist dafür bekannt, immer wieder mehr oder weniger amüsanten Schabernack zu treiben – oft an der Grenze zur Strafbarkeit. Sie wird von Verfassungsschutzbehörden beobachtet und vom Bundesinnenministerium in einem Interview als „rechtsextremistische, antisemitische und menschenfeindliche Gruppierung“ eingestuft.
Der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz spricht von einer „stringenten Ideenverbindung zur Weltanschauung der Nationalsozialisten“, die an der „Vorstellung einer am Rassegedanken ausgerichteten Volksgemeinschaft“ erkennbar sei. Nach eigenen Angaben begreift sie sich als „national, revolutionär und sozialistisch“. Kein Wunder, dass sich in der Gruppierung zahlreiche ehemalige NPD-Funktionäre mit krudem Weltbild tummeln.
Der „Dritte Weg“ gilt als eine Nachfolgeorganisation der verbotenen Vereinigung „Freies Netz Süd“. Er nennt „die Abwendung des drohenden Volkstodes“ als eines seiner Ziele. In diesem Zusammenhang dürfte seine Ausreise-Kampagne stehen. Ganz im Gegensatz zu den angeschriebenen „Überfremdungsbefürwortern“ scheinen sich die Mitglieder des „Dritten Wegs“ in der Bundesrepublik nicht sehr wohlzufühlen.
Bekannt wurde die 2013 gegründete Partei mit Postfach im rheinland-pfälzischen Bad Dürkheim mit einer ins Netz gestellten Deutschlandkarte, auf der Flüchtlingsunterkünfte eingezeichnet waren. Sie gibt Empfehlungen, solche Unterkünfte in der Nachbarschaft zu verhindern. Einige Justizbehörden vermuten Bezüge zu Brandanschlägen.
Nun hat sich der „Dritte Weg“ schon allein mit dem Porto in beträchtliche Unkosten gestürzt und auch sonst viel Mühle gemacht. Nicht auszudenken, wenn die Angeschriebenen das Angebot annähmen und sich tatsächlich eine Reise „Richtung Afrika“ bezahlten ließen! Die Wahlkampfkostenerstattung würde jedenfalls nicht für die Spesen reichen. Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2016 erreichte die Partei mit dem Spitzenkandidaten Klaus Armstroff 0,1 Prozent der Wählerstimmen. In Baden-Württemberg trat sie nicht an.
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