Stuttgart. Beim Schwarzwälder Boten schwelt schon seit längerem Streit. Der Betriebsratsvorsitzende der Redaktion Dr. Thomas Ducks sieht sich bei seiner Betriebsratsarbeit Schikanen ausgesetzt. Siegfried Heim, Landesfachbereichsleiter Medien von Verdi, hat sich jetzt in einem offenen Brief an den Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding SWMH Richard Rebmann mit dem Appell gewandt, sie zu unterbinden.
Richard Rebmann ist Herausgeber des Schwarzwälder Boten. Siegfried Heim fordert ihn in seinem Schreiben auf dafür zu sorgen, dass dessen Chefredakteur Hans-Peter Schreijäg den Betriebsratsvorsitzenden der Redaktion nicht länger in seiner Betriebsratsarbeit behindert.
Thomas Ducks ist auch stellvertretender Vorsitzender der Konzernbetriebsräte der SWMH und des Unterkonzerns Medienholding Süd (MHS). Siegfried Heim bezieht sich in seinem Schreiben an Richard Rebmann auf entsprechende Strafanzeigen der beiden Konzernbetriebsräte bei der Staatsanwaltschaft Rottweil, die von Verdi unterstützt werden. Er beruft sich überdies auf ein Urteil des Landgerichts München in einem Verfahren, das Schreijäg gegen den Verdi-Konzernbeauftragten Uwe Kreft wegen einer Internet-Veröffentlichung zu dem Fall angestrengt hatte.
In der Urteilsbegründung heißt es wörtlich: „Die Frage, ob der Kläger die Betriebsratstätigkeit massiv behindert, ist … eine Bewertung, die allerdings auf Tatsachen gestützt wird. Für diese Bewertung … besteht durchaus eine ausreichende Tatsachengrundlage.“ Und weiter: „Das Verlangen des Klägers, dass Dr. Ducks jeweils begründet, warum er seine Betriebsratstätigkeit nicht innerhalb der Arbeitszeit erbringen kann, kann daher als Schikane empfunden werden und als hinderlich für seine Tätigkeit.“
Hintergrund ist nach Angaben von Verdi, dass der Betriebsratsvorsitzende vorwiegend von 13.30 bis 21.30 Uhr Schicht arbeiten soll, seine Betriebsratstätigkeit aber häufig an Vormittagen stattfinden muss. Der Arbeitgeber verlangt von ihm eine genaue Dokumentation seiner Tätigkeiten. Verdi hält dies für rechtswidrig.
„Es entspricht nicht einem normalen Umgang mit herausgehobenen Betriebsratsmitgliedern in einem Konzern von der Größe der SWMH, was hier verlangt wird“, so Heim. In seinem Brief fordert er von Rebmann, als Konzernchef auf Chefredakteur Schreijäg dahingehend einzuwirken, dass er zu einem angemessenen Umgang mit Ducks ohne Behinderung von dessen Betriebsratsarbeit zurückkehrt.
Der Fall schwelt schon seit über einem Jahr. Verdi hatte nach eigenen Angaben schon im November 2015 an die Konzerngeschäftsführung appelliert, entsprechend auf den Chefredakteur einzuwirken. Auch die Konzernbetriebsräte hatten in mehreren Gesprächen versucht, das Verhältnis zu verbessern.
„Herr Schreijäg will offenbar Rache nehmen an Dr. Ducks, der 2011 beim 96-tägigen Streik gegen die Tarifflucht beim Schwarzwälder Boten eine herausragende Rolle als ehrenamtlicher Gewerkschafter gespielt hat“, vermutet Heim zu den eigentlichen Beweggründen des Chefredakteurs.
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