Winnenden. Nach rassistischen Beleidigungen und Bedrohungen durch zwei bewaffnete Neonazis am 30. August in Winnenden (wir berichteten), ruft das Bündnis „Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr“ (ZGR) zu einer Kundgebung auf. Unter dem Motto „5 vor 12 – Ob Winnenden oder Chemnitz: Für eine Welt ohne Rassismus!“ beginnt am Samstag, 15. September, 11.55 Uhr, auf dem Winnender
Adlerplatz Viehmarkt die Veranstaltung.
Update 13. September:
Der Kundgebungsort wurde geändert. Das ZGR schreibt dazu:
„Nach langem Hin und Her steht der Ort unserer Kundgebung „Ob Winnenden oder Chemnitz: Für eine Welt ohne Rassismus!“ endlich fest. Leider wurde uns von der Stadt Winnenden unser Wunschort am Marktbrunnen, aber auch unser Ausweichvorschlag am Adlerplatz verwehrt, sodass die Kundgebung letztendlich am Viehmarkt stattfindet. Es ist schlecht, wenn man angesichts des Erstarken der Rechten und dem Angriff auf die Geflüchteten in Winnenden, den Protest gegen Rechts mittels formal-bürokratischer Regelungen faktisch einschränkt. Die Kundgebung wird am Viehmarkt stattfinden, also von Richtung Bahnhof kommend am Ende der Marktstraße.
Nichtsdestotrotz wollen wir ab 5 vor 12 Uhr ein Zeichen setzen gegen den rassistischen Übergriff vom 30.8, aber auch gegen die Verharmlosung rechter Gewalt, wie sie zum Beispiel im Bundesinnenministerium betrieben wird. Schon vor den Geschehnissen in Chemnitz oder Köthen wird einem bewusst, dass es bis zu einer rassismusfreien Welt noch ein langer Weg ist. Jeder und jede, der bzw. die mit uns einen Schritt auf diesem Weg gehen will, ist herzlich eingeladen, sich auf unserer Kundgebung zu informieren, auszutauschen oder einfach nur vorbeizuschauen.“
Das ZGR führt zu den Ereignissen in Winnenden in einer Pressemitteilung aus, „die Bewaffnung der Rassisten und deren Jagd auf Geflüchtete legen nahe, dass diese von den jüngsten Hetzjagden auf Migranten in Chemnitz durch Faschisten inspiriert wurden. Dort griffen am 26. und 27. August mehrere hundert Faschisten gezielt Migranten, politisch Andersdenkende und Journalisten an, während die Polizei mehrheitlich tatenlos zuschaute. Auch am 1. September kam es in Chemnitz zu weiteren Attacken auf Journalisten, als weitere faschistische Horden die Stadt durchstreiften“.
Der Angriff auf die Geflüchteten in Winnenden sei mehr als nur eine Erwähnung wert, sondern sei ein erschreckendes Beispiel für die rechte Gefahr in Deutschland. Ohne Druck aus der Öffentlichkeit und ohne klare Kante gegen Rechts gäbe es in Deutschland ein viel größeres rechtes Problem, erklärt das Bündnis. „Auch im Fall des Angriffs in Winnenden dürfen die Rechten, egal ob sie Anzug oder faschistische T-Shirts tragen, nicht ignoriert werden“.
Auf der Kundgebung soll es Redebeiträge zu Neonazi-Aktivitäten im Rems-Murr-Kreis geben. Mittels Stellwänden will das ZGR über Codes und Symboliken der Faschisten im Rems-Murr-Kreis informieren.
Die Vorgeschichte
Zwei Männer haben am Donnerstagabend, 30. August, gegen 18.30 Uhr in der Marktstraße auf Höhe des Marktbrunnens zwei Afrikaner grundlos angepöbelt. Das teilt die Polizei mit. Die beiden 40 und 41 Jahre alten Deutschen sollen die beiden 24- und 25-jährigen Männer zunächst rassistisch beleidigt haben. Im weiteren Verlauf zog einer der Aggressoren auch einen Teleskopschlagstock und bedrohte seine Opfer damit. Eine alarmierte Polizeistreife stellte die beiden Tatverdächtigen kurze Zeit später im Kesselrain.
Die Beamten stellten bei den beiden mehrere verbotene Schlag- und Hiebwaffen wie Schlagring, Einhandmesser und Schlagstock sicher. Während der Kontrolle beleidigten die beiden Männer die Asylsuchenden erneut und verhielten sich auch gegenüber Passanten verbal aggressiv. Die Polizei hat entsprechende strafrechtliche Ermittlungen eingeleitet.
Die Waiblinger Kreiszeitung (WKZ) meldete, die Angreifer kämen aus dem Winnender Umland. Einer der Männer soll ein in der rechtsextremen Szene beliebtes schwarzes T-Shirt mit der weißen Fraktur-Aufschrift „Nahkampf – NK“ getragen haben. „Es gibt T-Shirts ähnlicher Machart, die hinten Aufschriften tragen wie „Wo ist das Grab der Helden (in Weiß). Kursk Stalingrad El Alamein Hürtgenwald …. (in Blutrot). Es ist in dir und auch in mir“. Schlachtenorte des Zweiten Weltkriegs“ führt die WKZ weiter aus.
Wann? Samstag, 15. September, 11.55 Uhr.
Wo? In 71364 Winnenden, Adlerplatz Viehmarkt.
Zur Facebook-Veranstaltung geht´s hier.
Das Bündnis „Zusammen gegen Rechts – Rems-Murr“ besteht aus:
Amnesty International Waiblingen
Antifaschistisches Aktionsbündnis Stuttgart
Antifaschistische Linke (Antiautoritäre) Rems-Murr
Attac Fellbach
DGB Ortsverband Fellbach
DGB Rems-Murr
Die Linke Kernen-Fellbach
Die Linke Rems-Murr
DKP Rems-Murr
IG Metall Rems-Murr
Initiative Rems-Murr nazifrei!
linksjugend[‘solid] Rems-Murr
Jusos Rems-Murr
MLPD Ludwigsburg/Rems-Murr
ÖkoLinx – ARL Ludwigsburg
VVN-BdA Rems-Murr
Zusammen Kämpfen [Stuttgart]
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