Von Sandy Uhl – Querlattenhausen. Die meisten Märchen beginnen mit „Es war einmal …“, so auch dieses. Zu Beginn weisen wir darauf hin, dass es sich bei Märchen, bei genauerem Betrachten, auch um Satire oder eine wahre Begebenheit handeln kann – wer weiß das schon so genau. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen sind rein zufällig frei gewollt erfunden.
Es war einmal in Querlattenhausen, einem klitzekleinen Vorort von Ulm. Dort lebte vor gar nicht allzu langer Zeit ein Haintzelmännchen, das auszog, um die Menschheit vor einer Pandemie und einer bösen Regierung zu retten. Es scharte viele Menschen um sich, die sich als Leerdenker bezeichneten. Unter den Bürgerinnen und Bürgern bekamen die Leerdenker bald den Spitznamen Querlatten, da bei ihnen etwas mächtig quer lief. Das Hainzelmännchen ging deshalb auch als „Lattenfänger von Ulm“ in die Geschichte ein. Zu seinem Gefolge gehörten Herr Prahl Milz, ein ehemaliger Purzelei-Beamter, und ein „Rotes Shirt“ aus Aluhütte, das sich selbst als heil und geil bezeichnete.
Herr Milz konnte sich mit seinen Kraftausdrücken oft nicht im Zaum halten und erteilte der Purzelei-Behörde immer wieder Befehle. Das „Rote Shirt“, das sich gerne mit einem Blumenkränzchen auf dem Kopf zeigte, war ein Anhänger der Reichswürger-Szene. Als Kommunikationsmittel verwendete das „Rote Shirt“ eine Trommel. Rauchzeichen waren zum damaligen Zeitpunkt bereits außer Mode. Und auch die Identitäre Verblödung, eine Organisation die sich dem Heimatschmutz verschrieben hatte, hängte sich an den Rockzipfel des Haintzelmännchens. Es dauerte nicht lange, da wurde der Verpassungsschutz im Ländle auf die Querlatten aufmerksam. Der Verpassungsschutz war jedoch selbst nicht ganz lupenrein und zudem noch sehr langsam in seiner Arbeit, so dass andere Organisationen die Querlatten unter Beobachtung nahmen.
Von einem der auszog das Fürchten zu lehren
Unsolidarisch und fernab von jeder Realität erklärte das Haintzelmännchen die Pandemie in regelmäßigen Abständen für beendet. „Die Pandemie endet, wenn wir es sagen“, skandierte das Haintzelmännchen monoton auf den Querlatten-Versammlungen, die zu dieser Zeit nur unter strengen Auflagen stattfinden konnten, denn das kleine Virus hatte große Auswirkungen auf die gesamte Menschheit. Ärztinnen und Ärzte mussten immer wieder entscheiden, wen sie am Leben lassen. Es standen nicht genügend Betten und medizinische Geräte zur Verfügung, um bei allen schwer erkrankten Menschen die benötigte Hilfe zu leisten. Dies störte das Haintzelmännchen und sein Gefolge jedoch nicht.
Sie trauten der Medizin nicht, denn sie hatten gehört, dass ihnen bei einer Impfung ein Chip eingepflanzt werden sollte, der sie entweder vernichtet oder hörig macht. So entstand der Begriff der „Schwurbler“. Bei ihnen handelte es sich um Vorredner, denen die Querlatten-Bewegung unreflektiert glaubte und nachplapperte, was ihnen eingetrichtert wurde.
Haintzelstilzchen
Und so kam es, dass auch das Haintzelmännchen eines Tages einem großen Clou, ach nennen wir es doch Verarsche, aufsaß. Damals gab es die sogenannten Sozialen Medien, die das Wort „sozial“ nur als Tarnung hatten. Und es gab Nachrichtenkanäle. Über einen dieser Nachrichtenkanäle rief das Haintzelmännchen dazu auf, ihm eine „Blacklist“ einzureichen. Eine Liste, auf der offensichtlich Ärztinnen und Ärzte aufgeführt waren, die bei der Regierung nicht beliebt und von ihrem Hippokratischen Eid abdriftet waren. Der Aufruf erreichte auch die Organisation Kanon-Leaks. Sie hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Dinge, die quer liefen, öffentlich zu machen. Kurzerhand erstellten sie eine Liste mit fiktiven und auch echten Namen von Schwurbler Ärztinnen und Ärzten und schoben sie dem Hainztelmännchen unter.
Das Haintzelmännchen erzählte nun seinen Querlatten, dass ihm eine Liste vorliegen würde, die vom bösen Bundesministerium für Gesundheit erstellt worden war. Ein ganz großes Ding, seiner Meinung nach. Nach zwei Monaten löste Kanon den Schwindel auf. Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, wie das Haintzelmännchen aufstampfte, als es die Verarsche bemerkte, wobei es sich noch gar nicht sicher war, ob es tatsächlich auf einen Schwindel reingefallen war. Aber da hatten die Mitglieder von Kanon vorgesorgt. Reihte man die Anfangsbuchstaben eines jeden zweiten Nachnamens auf der Liste aneinander, ergab sich folgende Botschaft „Never gonna give you up“, ein zu damaligen Zeiten bekannter Song. Man konnte über diesen genialen Schachzug nur herzhaft lachen und Kanon feiern.
Haintzelmännchens Wanderschaft
Das Haintzelmännchen hatte aber noch ein ganz anderes Problem. Es wusste nicht so recht, was es ist und was es tut. Ganz nach der Dramaturgie eines damaligen Filmklassikers „Denn sie wissen nicht was sie tun“ schwurbelte das Haintzelmännchen mal als Jurist, mal als Journalist durch die Lande. Dabei waren seine vermeintlichen Kolleginnen und Kollegen, wie er sie gerne betitelte, mal seine Freunde, mal seine Feinde. Feinde waren sie für ihn vor allem dann, wenn sie mal wieder nicht so wollten, wie er es gerne hätte, obwohl er doch mit ihnen auf Kuschelkurs gegangen war. Ja, das Ego des Haintzelmännchens war schwer angekratzt. Deshalb belehrte es auch regelmäßig Mitmenschen, was sie zu tun und zu lassen hätten.
Das tapfere Haintzelmännchen
Vor allem aber beschwor das Haintzelmännchen seine Querlatten unaufhörlich, sich nicht vor der Pandemie zu schützen. Der Querlatten-Bewegung waren die Mitmenschen egal, sie spielten mit deren Leben. Ihnen ging es überwiegend darum, ihr eigenes Ego zu befriedigen. Wäre das Wort Solidarität für die Querlatten nicht nur ein Fremdwort gewesen, hätten die Menschen das kleine gemeine Virus schneller besiegt. Doch die Querlatten folgten unaufhörlich den Schwurblern und machten sich zu deren Untertanen, während die Kohlenstoffmännchen in Uniform und die Verantwortlichen dem Treiben zusahen.
Wenn ihr euch fragt, warum die Querlatten-Bewegung Schwurblern auf den Leim gehen konnte, dann müsst ihr wissen, dass es zur damaligen Zeit schwer war, den Verstand einzuschalten. Man möchte jetzt nicht behaupten, dass die Menschen einfach gestrickt waren. Die „Sozialen Medien“ überfluteten sie vielmehr dermaßen mit Informationen, dass sie sich nicht mehr die Mühe machten, zu hinterfragen, zu reflektieren und eigenständig zu denken. Es war unter Schwurblern üblich, mit Parolen um sich zu schmeißen, anstatt Lösungsansätze zu bringen. Einfache und polemische Rhetorik wurde eingesetzt, damit man sicher gehen konnte, dass auch der Letzte folgen kann.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann schwurbeln sie noch heute.
Anmerkung:
Als Vorlage für unser Märchen dienen der Telegram-Kanal eines Rechtsanwalts sowie der Internet-Blogg von „Anon-Leaks“ (https://anonleaks.net/2021/optinfoil/querdenken-eine-aerzteliste-fuer-den-haintzelmann-mit-freundlichen-gruessen/).
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