Stuttgart – Bad Cannstatt. Am 9. November 1938 standen in ganz Deutschland die Synagogen in Flammen. Um an die Pogromnacht zu erinnern und um zu verhindern, dass vergleichbare politische Kräfte jemals wieder die Macht übertragen bekommen, lädt das „Bündnis zum Gedenken an die Pogromnacht in Cannstatt“ zum 7. Mal zu einer Gedenkveranstaltung ein. Sie beginnt am Mittwoch, 9. November, um 18 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge in Bad Cannstatt in der König-Karl-Straße 45-47.
Am 9. November 1938 wurden die Synagogen in Brand gesetzt von Truppen der SA und der SS, organisiert vom Parteiapparat der NSDAP und abgesichert von Polizei und Feuerwehr. Jüdische Geschäfte wurden zerstört und geplündert, Zehntausende verhaftet, dutzende jüdische Menschen wurden ermordet. Die Pogromnacht stellte eine Zäsur dar, die faschistische Diktatur ging nun zum offenen Terror gegen Juden und Jüdinnen über.
Die Gedenkrede wird gehalten von Heinz Hummler von der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten). Der 84-jährige Heinz Hummler erlebte als Kind und Jugendlicher den Faschismus. Sein Vater Anton Hummler wurde im September 1944 als Widerstandskämpfer in Berlin hingerichtet. Sein Vergehen bestand unter anderem darin, einem jüdischen Zahnarzt zur Flucht verhelfen zu wollen (siehe hier ).
Heinz Hummler ist bis heute aktiv bei der Aufklärung über die Verbrechen der alten Faschisten und ihrer Hintermänner. Er engagiert sich gegen das Erstarken von neuen Nazis und Rassisten. Unter anderem arbeitet er mit in der Initiative Lern- und Gedenkort Hotel Silber.
Einen weiteren Beitrag hält eine Vertreterin des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Stuttgart AABS mit dem Schwerpunkt auf aktuellen Aktivitäten von rechtsradikalen Gruppen und Strukturen in der Region Stuttgart. Musikalisch umrahmt wird das Programm von Künstler und Künstlerinnen des „Freien Chor Stuttgart“ mit jüdischen und antifaschistischen Liedern. Außerdem werden ein Kranz und Nelken an der Gedenkstätte vor der ehemaligen Cannstatter Synagoge zum Gedenken an die Opfer der Pogromacht niedergelegt.
Siehe auch unsere früheren Berichte Erinnerung ist wichtiger denn je und Von Cannstatt bis Killesberg.
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