Schorndorf. Die Tore der Manufaktur öffneten sich am Freitag, 17. Oktober 2014, zum Auftakt der Ausstellung „Kunst gegen Rechts“. Am Nachmittag wurden die BesucherInnen in Workshops an verschiedene künstlerische und handwerkliche Techniken herangeführt. Unter anderem konnte man Buttons herstellen und T-Shirts bedrucken. Die Einführung in den Bereich Streetart wurde von den BesucherInnen besonders begeistert aufgenommen.
Es entstanden an diesem Nachmittag kleine Kunstwerke, die auch die Besucher der Ausstellungseröffnung am Abend bestaunten. Der informativen Einführungsrede zur Eröffnung von „Kunst gegen Rechts“, gehalten vom Schorndorfer Künstler Gez Zirkelbach, lauschten rund 30 ZuhörerInnen. Die Rede kann hier nachgelesen werden. Am ersten Tag kamen über 50 Interessierte zur Ausstellung, die noch bis zum 14. November 2014 besucht werden kann.
Die Vorgeschichte
Mit dem Projekt „Kunst gegen Rechts“ hat die Initiative Rems-Murr nazifrei! ein neues Aktionsfeld betreten. Im Jahr 2012 tauschten sich zwei Fotojournalisten der Beobachter News, Nico und Alfred Denzinger, mit dem Künstler Peter Schmidt über mögliche Symbiosen zwischen journalistischer und künstlerischer Arbeit aus. Es entstand die Idee, den fremdenfeindlichen Neonazi-Brandanschlag in Winterbach in einem Gemeinschaftsprojekt aufzuarbeiten.
Mit Unterstützung der Initiative Rems-Murr nazifrei! konnte die Installation „Winterbach“ am 2. Jahrestag des fünffachen faschistischen Mordversuchs erstmals gezeigt werden. Weitere Denkanstöße lieferte eine eher zufällige Aktion: Bei einer Kundgebungstour wurden mit Kreide die Namen der Opfer des Konzentrationslagers Welzheim auf ein Kunstwerk am Schorndorfer Bahnhof geschrieben.
Anschließend rätselten einige, zum Beispiel auch der Zeitungsverlag Waiblingen, wer hinter dieser Aktion stand. Die positive Resonanz überraschte alle Beteiligten. Die Idee, das Aktionsfeld Kunst zu nutzen und dabei auch KünstlerInnen einzubinden, fand großen Anklang. Die Überlegung, etwas Ähnliches wie das regelmäßige „Rock gegen Rechts“, nämlich eine Ausstellung und Workshops auf die Beine zu stellen, begeisterte die aktiven AntifaschistInnen und die angesprochenen KünstlerInnen. „Kunst gegen Rechts“ war geboren.
Der Aktionstag
Am Freitag, 17. Oktober, gab es dann nachmittags die Möglichkeit, in den verschiedenen Workshops aktiv zu werden. Der Graffiti-Workshop wurde gut genutzt. Es entstanden einige schöne Kunstwerke, die ein wunderbares Bild am Eingang ergaben. Im Eingangsbereich der Manufaktur konnten sich die BesucherInnen über die Arbeit der Initiative Rems-Murr nazifrei! informieren.
Am Abend stellte der Schorndorfer Künstler Gez Zirkelbach zur Eröffnung der Ausstellung die beteiligten KünstlerInnen und ihre Werke vor. Er zitierte in seiner Rede auch kritische Stimmen, die Kunst auf etwas Schönes und Unterhaltendes reduzieren wollten. Das wies er jedoch mit dem Hinweis zurück, dass angesichts rechter Gewalt und der Ausbreitung rechter Hetze Schweigen der falsch Weg wäre. Die Rede kann hier nachgelesen werden. Im Anschluss nutzten viele BesucherInnen die Gelegenheit, sich mit den Künstlerinnen und Künstlern auszutauschen.
Die Ausstellung
Bis zum 13. November 2014 kann man die Ausstellung in der Schorndorfer Manufaktur (Hammerschlag 8, 73614 Schorndorf) besichtigen. Der Zugang ist während der Öffnungszeiten jederzeit möglich: Dienstag bis Freitag 18-24 Uhr und Samstag 18-1 Uhr.
Folgende KünstlerInnen beteiligen sich:
Manfred Bodenhöfer, Graphiker, Maler und Zeichner aus Stuttgart, beteiligt sich mit zwei Graphiken.
Peter Schmidt zeigt seine Installation des Winterbacher Brandanschlags auf neun Menschen im Jahr 2011. Zusätzlich dokumentiert mit großen Farbabzügen der beiden Fotojournalisten Alfred Denzinger und Nico Denzinger.
Angelika Fischer präsentiert Konzeptkunst in Form eines T-Shirts und Thesen zum Thema, wie Wege vom entfesselten Kapitalismus zu Rechtsextremismus – und zu Faschismus und Krieg führen können.
Loubna Forer, eine Aktionskünstlerin aus Stuttgart, ist mit einem Aktionstisch beteiligt.
Maria Gideon präsentiert eine Studie „Innen sind wir roh“, die die in Berlin lebende Künstlerin ebendort durchführte und mit denen sie Rassismus ad absurdum führt und somit entlarvt.
Hardy Langer zeigt in seinem Ölbild „Die Besucher“ eine fast unheimlich wirkende Szene vom Schorndorfer Stadthallensee und wirft dadurch viele unterschiedliche Fragen auf, wer diese Besucher denn sein mögen.
Johann Schickinger, Bildhauer und Zeichner aus Höchstädt/Donau, zeigt zwei ausdrucksstarke Lithographien, die die Anschläge von Mölln und Hoyerswerda zum Thema haben.
Gez Zirkelbach, Maler und Grafiker aus Schorndorf, zeigt ein Acrylbild „Für die Opfer“ und schafft so Raum für Gedenken an die zahlreichen Opfer der gewalttätigen Neonaziangriffe in unserer Zeit in der BRD.
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