Update 2. Oktober, 11 Uhr: Die Kundgebung ist wegen schlechten Wetters abgesagt, sie soll um eine Woche verschoben werden.
Reutlingen. Die Zelle in Reutlingen steht seit geraumer Zeit unter Beschuss durch das Amt für öffentliche Ordnung. Es droht damit, ihr alle öffentlichen Tanzveranstaltungen auf unbestimmte Zeit zu verbieten. Damit wäre das Ende von mehr als 48 Jahren ehrenamtlicher Jugendarbeit besiegelt. Die Zelle wäre handlungsunfähig und schließlich zerstört. Dagegen richtet sich eine Solidaritätskundgebung am Sonntag, 2. Oktober. Sie beginnt um 14 Uhr auf dem Marktplatz. Es soll auch getanzt werden.
Das Ordnungsamt begründet das angedrohte Verbot auf Basis des Polizeigesetzes mit einer angeblichen Gefährdungslage bei Veranstaltungen der Zelle. Dieser Gefährdung könne man nur mit strengeren Polizeikontrollen und einem pauschalen, unregulierten Zutrittsrecht für Beamte gerecht werden.
Die Zelle widerspricht dieser Auffassung. Sie vertritt die Position, dass anlasslose Kontrollen und Durchsuchungen, wie sie bereits um die Zelle herum praktiziert werden, nicht auch noch auf ihrem Privatgelände stattfinden sollen. Die Zelle versichert, Dealer und Konsumenten illegaler Drogen selbst ihres Geländes zu verweisen. Dealer erhielten überdies dauerhaftes Hausverbot.
Die Forderung nach einem anlasslosen Zutrittsrecht für Polizeibeamte sieht die Zelle daher als „ungerechtfertigten und unverhältnismäßigen Eingriff“ in ihre Veranstaltungen und deren besonderen Charakter als „Freiraum“. Dieser Charakter sei „maßgeblich verantwortlich dafür, dass die Zelle seit mehr als 48 Jahren erfolgreiche Jugendhilfe und -bildungsarbeit betreiben kann“.
Aus Sicht des Vereins Kulturschock Zelle ist es offensichtlich, dass die Stadt mit dem Druck einer Verbotsverfügung die Zelle unter ihre Kontrolle bekommen wolle, nachdem der Versuch, sie ins enge Korsett des Gaststättenrechts zu zwängen, größtenteils gescheitert sei. Die Stadtverwaltung könne offenbar „nicht akzeptieren, dass es ein autonomes, selbstverwaltetes Jugendzentrum in Reutlingen gibt, das sich weitestgehend von staatlicher Autorität entziehen will und damit auch noch recht erfolgreich ist“. Der Verein ruft „alle solidarischen Menschen“ zum Protest am Sonntag, 2. Oktober, auf.
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