Von Meide Wolt – Stuttgart. Am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen versammelten sich am Freitag, 25. November, 250 Menschen auf dem Rotebühlplatz in Stuttgart zu einer Kundgebung. RednerInnen aus türkischen, kurdischen, iranischen und deutschen Organisationen sprachen zu den TeilnehmerInnen und interessierten PassantInnen. Im Anschluss gab es eine kurze Demonstration durch die Innenstadt.
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Eine Sprecherin der Frauenbewegung in Europa (Avrupa Demokratik Kadın Hareketi’nin) wies auf erfolgreichen Kämpfe von Frauen hin, die etwa in Polen gegen das Abtreibungsgesetz demonstriert oder in Argentinien einen Generalstreik organisiert hatten. Auch machte sie auf zahlreiche Formen von Gewalt gegen Frauen auf der ganzen Welt aufmerksam, wie auch gegen „LGBTI-Personen“, denen „das Recht auf sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität aberkannt wird“.
Sharareh Rezaei sprach für die Organisation zur Befreiung der Frau im Iran (Rahaei Zan). Im Iran sei es erlaubt, neunjähriger Mädchen zu verheiraten. „Das ist nichts anderes als staatlich legitimierte sexuelle Gewalt und Sexsklaverei“, so Razaei. Weil die Arbeitslosigkeit hoch ist und soziale Absicherung fehlt, sei die Zahl von Frauen in der Prostitution im Iran dramatisch gestiegen. Aktivistinnen, die sich für Frauenrechte einsetzten, kämen ins Gefängnis. „In einem Wort“, so Rezaei: „Im Iran ‚Frau‘ zu sein, ist ein Verbrechen“.
Nur Proteste konnten das geplante AKP-Gesetz stoppen
Gülay vom Bund Sozialistischer Frauen Deutschland (Sosyalist Kadinlar Birligi) machte auf den erfolgreichen Protest in der Türkei gegen das von AKP-Mitgliedern geplante Gesetz zur Heirat von Kindern aufmerksam. Auch im Iran habe durch Proteste auf der ganzen Erde verhindert werden können, dass Zeynep erhängt wird. Schwerpunkt der Rede Gülays waren die vielen gefangenen AktivistInnen in Deutschland, die im Anschluss an den EU-Türkei-Deal festgenommen wurden.
„Gefängnisse sind in der Geschichte der Menschen die Räume, die gegen die Zukunft der Menschheit gebaut worden sind und in denen es die meisten Ungerechtigkeiten gibt“, kommentierte Gülay das Vorgehen der deutschen Behörden. Viele Gefangene würden in Isolationshaft gehalten. Auch die Sprecherin der Arbeiterfrauen aus der Türkei betonte, dass das geplante Gesetz der AKP nur durch Protest gestopt werden konnte. „Die Frauen haben die Straßen gefüllt und das Gesetz verhindert“, so die Sprecherin.
Frauen in Kobane organisieren sich
„Jeder Moment, in dem eine Frau sich gegen Gewalt und Unterdrückung zur Wehr setzt, ist ein Moment, in dem die Geschichte der unzähligen Kämpfe von Frauen auflebt“, so Gülay von der Kurdischen Fraueninitative. In ihrer Rede berichtete sie, wie sich Frauen in Kobane organisieren und erzählte von ezidischen Frauen in Shengal in Syrien und dem Irak. „Ob Gewalt in den eigenen vier Wändern, die scheinbar unbeobachtet ist, oder die Gewalt von Kriegsverbrechern, Staaten oder Konzernen: Ziel ist es, Frauen gefügig zu machen, den Widerstand der Frauen zu brechen, um sie besser ausbeuten zu können.“
In einer von Gül verlesenen Erklärung des Dachverbands des Ezidischen Frauenrats hieß es: „Immer noch sind über 3700 Frauen und Kinder den feminizidialen und genozidialen Zuständen durch die IS-Faschisten ausgesetzt, die durch die Erdogan Regierung und Staaten wie Saudi Arabien und Katar unterstützt werden“. Und weiter mit dem Blick auf Shengal im Irak: „Die ezidischen Frauen haben innerhalb der eigenen Bevölkerung angefangen, sich autonom gegen jegliche Gewaltform zu organisieren.“
Die Prostitution abschaffen
Eine Sprecherin des Frauenverband Courage forderte, die Prostitution abzuschaffen. Diese gelte allein in Talkshows als freiwillig. Tatsächlich sei Armut der Grund für die Entscheidung, sich zu prostituieren. „Prostitution ist kein Beruf wie jeder andere. Der Verkauf eines Körpers als Dienstleistung ist zynisch“, so die Sprecherin.
Anne, Sprecherin der MLPD, bezog sich auf die ökonomische Situation von Frauen in Deutschland: „Es ist eine Schande für diese Gesellschaft, dass Alleinerziehende und ihre Kinder zu den Ärmsten der Gesellschaft gehören.“ Die Befreiung der Frau sei im Kapitalismus nicht möglich, sie könne „nur im Sozialismus Wirklichkeit werden“. Anne weiter: „Den Rechtsruck der Regierung prangern wir an.“ Die „revolutionäre Alternative“ biete ihre Partei.
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