Von Christian Ratz – Heidelberg. Tapete, ein HipHopper aus Berlin, und die Punkrock-Band Scheissediebullen aus Freiburg machten Stimmung. Dann brachte Lokalmatador Mal Élevé von Irie Révoltés den Universitätsplatz zu später Stunde zum Beben: Zum 20. Mal jährte sich am Sonntag, 30. April, das antifaschistische Straßenfest in Heidelberg. Eingeladen hatte die Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD). Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich an die 800 Menschen an dem friedlich verlaufenden Abend.
Mehrere RednerInnen informierten über die historischen Hintergründe des Fests. Und sie erläuterten, weshalb man auch noch 2017 gegen politisch rechtsorientierte studentische Burschenschaften klare Kante zeigen müsse. Eine überschaubare Anzahl an Polizeikräften überwachte die Veranstaltung.
20 Jahre Widerstand – 20 Jahre feiern
Unter diesem Slogan wurde an die zwei Jahrzehnte andauernde Arbeit erinnert und gleichzeitig ihr Erfolg gefeiert. Am 30. April 1997 gelang es AntifaschistInnen in Heidelberg das erste Mal, das Maiansingen völkisch ausgerichteter Studentenverbindungen auf dem Marktplatz zu verhindern. Sie hatten auch stets das Deutschlandlied mit allen drei Strophen angestimmt.
Die Proteste haben Historie – darauf hoben die RednerInnen ab: Bereits um 1900 wurde über erste Scharmützel gegen die „Eliten der Nation“ berichtet. Die Proteste manifestierten sich seit den 1960er Jahren weiter. Sie sind seitdem ein fester Bestandteil in der antifaschistischen Bewegung in der Unistadt am Neckar. Seitdem wurden die rechts-nationalen Burschenschaften nicht mehr an bekannter Stelle gesichtet.
Antikapitalismus, Rechtspopulisten und Geflüchtete
RednerInnen hielten zum Teil flammende Plädoyers gegen den negativen Einfluss des fortschreitenden Kapitalismus. Von der Ausbeutung geflüchteter Menschen wurde berichtet, ebenso über die Kritik an den Abschiebungen Asylsuchender in unsichere Herkunftsländer. Rechtspopulisten wie einer AfD in Deutschland und rechts-nationalen Regimen wie in Ungarn oder der Türkei müsse man konsequenter begegnen, so die Forderung.
An diversen Ständen konnten sich die Besucher über Organisationen und Initiativen wie die Rote Hilfe, die VVN-BdA und andere informieren.
Dosenbier und musikalische Live-Acts
Verantwortlich handelten die Veranstalter beim Ausschank alkoholischer Getränke. Auf das verkaufte Dosenbier wurde 50 Cent zusätzliches Pfand erhoben, um durch die Rückgabe eine weitestgehend umweltverträgliche Lösung zu finden.
Musikalisch begleitet wurde die Jubiläumsveranstaltung von dem Berliner HipHopper Tapete, der Band Scheissediebullen (Punkrock aus Freiburg),und Mal Élevé von Irie Révoltés.
Arbeiterlieder und die Internationale
Etwa 100 Personen zogen vom Veranstaltungsort nach 23 Uhr zum Marktplatz, um dort wie jedes Jahr gemeinsam entgegen der Burschenschafter-Manier – etwa mit der Internationalen und anderen Arbeiterliedern – auf den Mai anzusingen. Danach gab es eine kurze Demonstration von Vertretern des Offenen Antifaschistischen Treffens OAT und des Café Alerta in Heidelberg an der historischen alten Brücke am Neckar. Dort wurde mit Transparent und Lichteffekten gegen den G20-Gipfel Anfang Juli 2017 in Hamburg Stellung bezogen.
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