Von Gastautor Jürgen Klotz – Korb. Seit elf Jahren organisiert der Korber Künstler Guido Messer mit seiner Frau Ruth den Skulpturenpfad „Korber Köpfe“. Kunstwerke internationaler Künstler, regionaler Künstler, von Vereinen, Schulen, in diesem Jahr auch vom Freundeskreis Asyl, werden hier gezeigt. In diesem Jahr wurden die Kunstwerke schon mehrfach Ziel blinder Zerstörungswut und rassistischen Hasses.
Korb ist eine Gemeinde mit gut 10 700 Einwohnern in der Region Stuttgart. Es ist nach elf Jahren eine weit über Korb hinaus bekannte Kunstaktion, die inmitten von Weinbergen jedes Jahr die Besucher erfreut. Guido Messers Skulpturen sind bekannt und beliebt. Im Korber Ortsgebiet stehen drei seiner Werke als feste Installationen: das „sitzende Mädchen“ an der Alten Kelter, der durch Spenden des BdS (Bunds der Selbstständigen) finanzierte „Ausländer“ am Seeplatz und die Skulptur für den mit dem israelischen Preis „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichneten Alfred Leikam im Alfred-Leikam-Garten.
Auch am Skulpturenpfad „Korber Köpfe“ ist jedes Jahr eine Skulptur Messers dabei. Diesen Skulpturenpfad organisiert Messer mit seiner Frau Ruth seit elf Jahren. Beschädigungen gab es eigentlich nicht. Das änderte sich 2016, als erste Skulpturen mutwillig zerstört wurden.
In diesem Jahr gibt es jedoch eine regelrechte Serie an Zerstörung. Am Wochenende vom 21. bis zum 23. Juli wurde die Skulptur der Kunstprofilklasse 10 des Staufer-Gymnasiums Ziel der Zerstörungswut. Die Scheiben des Häuschens wurden eingeschlagen, Teile der Installation stark beschädigt. Nur wenige Tage später traf es die Installation der Freien Waldorfschule Backnang. Köpfe wurden zerschlagen und ganze Fundamente herausgerissen.
Das bisher traurigste Highlight jedoch geschah in der Zeit um den 28./29.Oktober. Zahlreiche Skulpturen wurden beschmiert, auch das Werk von Guido Messer. Besonders traf es aber wieder einmal das Werk des Staufer-Gymnasiums und die von Jo Nagel mit Flüchtlingen und dem Frendeskreis Asyl gestaltete Skulptur. Dort wurden Hakenkreuze und andere rechte Symbole angebracht. Die Täter nutzten die völlige Dunkelheit und die weite Entfernung zur Wohnbebauung, um ihrem Hass ungestört freien Lauf zu lassen.
Einige Stimmen kann man hören, die sagen, das war einfach nur Zerstörungswut, nicht politisch motiviert. Doch wer zerstören will, zerstört. Wer Hakenkreuze und rechte Parolen wählt, tut dies nicht ohne politischen Hintergedanken.
An jeder Skulptur steht ein Schild, welches das Werk beschreibt und wer es geschaffen hat. Da das Schild des Freundeskreises Asyl als einziges beschmiert wurde, ist durchaus ein fremdenfeindlicher Hintergrund zu vermuten.
Wenn Kunst zum Ziel des Hasses wird, ist es weit gekommen. Das lehrt uns die Geschichte.
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Fotos: Jürgen Klotz
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Anmerkung der Redaktion zu den hingeschmierten Symbolen:
Die Zahl 88 wird in der rechten Szene gemeinhin anstelle von „HH“ („Heil Hitler“) verwendet, da „H“ der achte Buchstabe des Alphabets ist.
Die Zahl 187 gilt als Morddrohung. Sie bezeichnet den Mord-Paragrafen des kalifornischen Gesetzbuchs. Auch die US-amerikanische Polizei verwendet „187“ im Funkverkehr als Synonym für Mord. Jugend- und andere Gangs haben den Code aufgegriffen und benutzen ihn als Drohung. Der Regisseur Kevin Reynolds hat das Motiv 1997 in einem Spielfilm verarbeitet (siehe bei Wikipedia „187 – eine tödliche Zahl„).
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