Stuttgart/Tübingen. Der israelische Historiker Ilan Pappé hat am 14. und 15. Juni an zwei Universitäten – Stuttgart-Hohenheim und Tübingen – in voll besetzten Hörsälen über die Perspektiven nach 70 Jahren Nakba-Vertreibung der PalästinenserInnen gesprochen. Nach einer Meldung des Palästinakomitees Stuttgart soll die israelische Regierung direkt über das für Süddeutschland zuständige Konsulat in München interveniert haben, um die Veranstaltungen zu verhindern.
Die Konsulin habe von den Universitätsrektoraten die Absage der Veranstaltung mit Ilan Pappé gefordert. Das Komitee erklärte, Professor Pappé habe die Position eines Institutsleiters an der renommierten englischen Universität Exeter. „Wir danken den Universitätsleitungen dafür, dass sie auf diesen skandalösen Zensurversuch und Eingriff in die Freiheit der akademischen Diskussion in der Bundesrepublik nicht eingegangen sind“, führte das Palästinakomitee weiter aus.
Ilan Pappé sei wohl der bekannteste der neuen israelischen Historiker. Auf der Basis seiner Recherche in den israelischen Militärarchiven habe er belegt, dass die zionistischen Milizen bei der ethnischen Säuberung Palästinas nach Plan vorgingen. Das seien Inhalte, die die israelischen Regierungen seit Jahren versuchten, in der akademischen und öffentlichen Diskussion zu blockieren.
Die einzige Antwort, die sich Ilan Pappés Gegner zutrauen würden, seien offensichtlich nur Zensur und Druck im Hintergrund. Ein Stuttgarter Geschichtsprofessor, der sich etwa gleichzeitig mit dem Konsulat und mit einer Forderung nach Absage bei den Rektoraten zu Wort gemeldet habe, sei nochmals persönlich dazu eingeladen worden, seine Bedenken in der Diskussion vorzubringen. Er soll dieses Angebot abgelehnt haben. In den Diskussionen der beiden Veranstaltungen habe sich keiner der KritikerInnen zu Wort gemeldet.
Unbekannte sprayten vor den Veranstaltungen in Stuttgart-Hohenheim ein „I love Israel“ – Herz an den Eingang zum Veranstaltungshörsaal. Dies sei ein Beispiel für „nationalistische Ideologie und Ablenkungsmanöver. Das sind die üblichen Reaktionen der Rechten, wenn gesellschaftliche Missstände klar benannt werden, und darin besteht für die israelischen Herrschenden die Gefährlichkeit von Ilan Pappés Analyse und Forderung nach Überwindung des siedlerkolonialistischen Apartheidstaats“, so das Palästinakomitee.
Der Bericht des Palstinakomitees Stuttgart kann hier gelesen werden.
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