Von Franziska Stier – Zürich. Mehr als 3000 Menschen demonstrierten am 11. Dezember in Zürich gegen sexualisierte Gewalt an Frauen, inter-, nonbinären, trans- und agender Personen (FINTA). Aufgerufen hatte das „Ni Una Menos“- Bündnis Schweiz, das ein Netzwerk aus zahlreichen feministischen Streikkollektiven/Frauenstreikkollektiven, Bündnissen und Einzelpersonen ist.
Seit Beginn der Pandemie hat die häusliche Gewalt massiv zugenommen. Obwohl die Schweiz 2018 die Istanbulkonvention unterzeichnet hat, mangelt es an Umsetzungswillen – politisch und finanziell. In der Schweiz wurde 2021 alle zehn Tage eine Frau von ihrem Partner, Expartner oder Familienangehörigen ermordet, weil sie eine Frau ist. Weltweit werden täglich 137 Frauen, inter- nonbinäre und agender Personen Opfer eines Femizids. Bis zum 11. Dezember wurde in den Medien über 25 Femizide berichtet. Die Dunkelziffer ist deutlich höher, und die Zahlen zu sexualisierter Gewalt an queeren Menschen fehlen gänzlich.
In der Abschlussrede forderte das Bündnis daher die Anerkennung des politischen Begriffs Femizid, um damit die gesellschaftliche Bedeutung systematischer, geschlechtsspezifischer Gewalt sichtbar zu machen. Der Begriff Femizid benennt einen Mord an einer Frau oder weiblich gelesenen Person, die getötet wurde, weil sie eine Frau ist.
Daneben fordert das Bündnis die Anerkennung geschlechtsspezifischer Gewalt als Flucht- und Migrationsgrund, sowie den Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten wie Frauen- und Schutzhäusern für Frauen, inter, nonbinäre, agender und trans Personen sowie eine 24-Stunden-Hotline für Gewaltbetroffene. Auch müsse das Präventionsangebot gegen geschlechtsspezifische Gewalt ausgebaut werden.
Lokale „ni una menos“- Bündnisse in Basel oder Zürich veranstalteten nach jedem Mord eine Gedenk- beziehungsweise Protestkundgebung, um auf das Problem häuslicher und patriarchaler Gewalt aufmerksam zu machen. Doch der Femizid ist nur die Spitze des Eisbergs. Die Formen patriarchaler Gewalt sind vielfältig und weit mehr als dass Frauenkörper und solche, die weiblich gelesen werden, mit Schlägen markiert werden. Auch strukturelle und ökonomische Gewalt zählen dazu. Die Lohnungleichheit und die gesellschaftliche Nichtanerkennung der unbezahlten Arbeit zeigten beispielsweise, dass Arbeit, die Frauenkörper leisten, weniger wert ist. Die Spirale der Abwertung von Frauenkörpern und Frauenleben ist Teil des Systems, gegen das das Bündnis auf die Straße ging.
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