Oberndorf. Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Exporteur sogenannter „Kleinwaffen“. Gemeint sind Pistolen, Maschinenpistolen oder Gewehre. Mit solchen Waffen werden rund drei Viertel der Opfer in Kriegen und Bürgerkriegen getötet. Führender deutscher Produzent ist Heckler & Koch in Oberndorf. Eine Reihe von Organisationen ruft zu einer Protestaktion in der schwäbischen Kleinstadt am Samstag, 28. Februar, von 11 bis 13 Uhr auf.
Treffpunkt ist der Real-Markt Oberndorf-Lindenhof in der Friedrich-List-Straße 10. Durchschnittlich alle 14 Minuten sterbe ein Mensch durch eine Kugel aus dem Lauf einer Waffe von Heckler & Koch, heißt es in dem Aufruf. Seit der Firmengründung 1949 hätten schon mehr als zwei Millionen Menschen ihr Leben durch den Beschuss mit einer Heckler & Koch-Waffe verloren. Weitaus mehr seien für ihr ganzes Leben verstümmelt worden.
„Gemessen an der Opferzahl ist die Firma Heckler & Koch in Oberndorf Deutschlands tödlichstes Unternehmen“, so die Initiatoren der Protestaktion weiter.
Zu ihr laden neben den veranstaltenden Organisationen eine Reihe bekannter Unterstützer ein: der Diplomtheologe Paul Russmann (Geschäftsführer von Ohne Rüstung Leben, Stuttgart), der Autor Jürgen Grässlin (Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB e.V.), Freiburg), der katholische Pfarrer Alexander Schleicher aus Villingen, der Arzt Helmut Lohrer (Sprecher der IPPNW Regionalgruppe Villingen-Schwenningen), der Oberndorfer Diakon Ulrich Pfaff, Roland Blach (Landesgeschäftsführer DFG-VK Baden-Württemberg, Stuttgart) und Harald Hellstern (Sprecher der Pax-Christi-Kommission Rüstungsexport, Stuttgart).
Veranstalter sind die „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel! Baden-Württemberg“, die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen Landesverband Baden-Württemberg (DFG-VK), die Friedensgruppe Oberndorf, die IPPNW Regionalgruppe Villingen-Schwenningen, Ohne Rüstung Leben (ORL), Pax Christi Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Regionale Friedensbündnis Villingen-Schwenningen und das RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.)
Nicht immer lasse sich in Konflikten klar unterscheiden, „wer Jäger und Gejagter, wer Kombattant eines demokratischen, scheindemokratischen oder diktatorischen Staates, wer Terrorist oder Counterterrorist ist“, räumen die Verfasser des Aufrufs ein. Eines aber verbinde sie alle: „Sie schießen mit Vorliebe mit Kleinwaffen, die bei Heckler & Koch entwickelt worden sind“.
Solche Waffen gelangten auf direktem Weg aus Oberndorf oder über Nachbauten bei Lizenznehmern legal oder illegal „zum Einsatz auf den Schlachtfeldern in aller Welt“. Um dem Einsatz dieser Kriegswaffen zu entkommen, müssten unzählige Menschen ihre Heimatländer verlassen. Sie flüchteten in die Nachbarregionen, nach Europa, zuweilen nach Deutschland.
Von der Bundesregierung noch immer ungeklärt sei der Einsatz von G 36-Gewehren in Libyen und im Krieg zwischen Georgien und Russland. Aktuell verfolgten die Staatsanwaltschaft Stuttgart und das Zollkriminalamt Köln Strafanzeigen wegen des Verdachts der illegalen Lieferung von G 36-Gewehren in verbotene Unruheprovinzen in Mexiko und der widerrechtlichen Nutzung einer H & K-Lizenz.
Die Protestaktion am Samstag, 28. Februar, von 11 Uhr an (Treffpunkt Real-Markt in Oberndorf-Lindenhof) richtet sich gegen die Lieferung von Kleinwaffen an kriegsführende und menschenrechtsverletzende Staaten. In dem Aufruf heißt es weiter: „Wir fordern: Grenzen öffnen für Menschen, Grenzen schließen für Waffen. Denn der Mensch darf nicht zur Zielscheibe werden.
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