Stuttgart. Ver.di ruft in der Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst am kommenden Montag in Baden-Württemberg landesweit zu Warnstreiks auf. Damit will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber während der vorerst letzten zweitägigen Verhandlungsrunde am gleichen Tag in Offenbach deutlich erhöhen. Zu der zentralen süddeutschen Kundgebung mit Frank Bsirske erwartet ver.di über 8 000 Streikende aus ganz Baden-Württemberg sowie aus Bayern, die mit über 140 Bussen in die Landeshauptstadt kommen. Im Land ist damit zu rechnen, dass über 700 Einrichtungen, vor allem Kindertagesstätten, geschlossen bleiben. Die Eltern wurden wie üblich bereits frühzeitig informiert.
Dagmar Schorsch-Brandt, stellvertretende ver.di Landesbezirksleiterin: „Die Arbeitgeber spielen auf Zeit. Sie riskieren mit dieser Taktik einen längeren Streik und instrumentalisieren damit Eltern, Kinder, Klienten und Schutzbedürftige für ihr Ziel: Die überfällige Aufwertung dieses Berufsfeldes auf den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben.“
ver.di ruft wie folgt vor Ort zu Warnstreiks auf (nach ver.di Bezirken):
Stuttgart
In der Landeshauptstadt Stuttgart werden Horte und Kitas bestreikt, ver.di geht davon aus, dass 175 von 181 Kitas geschlossen sind, darüber hinaus betroffen sind die sozialen Dienste ASD und HzE des Jugendamtes.
Außerdem alle Städte und Gemeinden in den Landkreisen Böblingen, Ludwigsburg, Rems-Murr, auch die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst in den Landratsämter der genannten Landkreise.
Mittelbaden-Nordschwarzwald
Betroffen ist die Stadt Karlsruhe mit ihren Kindertagesstätten, Horten und Sozialen Diensten. In Pforzheim das Jugendamt des Landratsamt Enzkreis und die städtischen Kindertagesstätten und die Sozialen Dienste, die Stadt Calw und einige Gemeinden aus dem Enzkreis. Insgesamt werden voraussichtlich 60 Einrichtungen geschlossen bleiben.
Schwarzwald-Bodensee
Rund 20 Einrichtungen in Konstanz, Radolfzell, Rielasingen, Singen, Villingen-Schwenningen, Tuttlingen und Schramberg werden voraussichtlich geschlossen bleiben.
Rhein-Neckar
52 Einrichtungen in Mannheim bleiben vorrausichtlich geschlossen.
Ostwürttemberg-Ulm
Kindertagesstätten, Soziale Dienste sowie Einrichtungen der Jugendhilfe in Ulm und im Alb-Donau Kreis, in Aalen, in Schwäbisch Gmünd, und erstmals auch Kindertagesstätten in der Stadt Heidenheim und Giengen werden von den Arbeitsniederlegungen betroffen sein. Insgesamt werden voraussichtlich über 50 Einrichtungen geschlossen bleiben und über 600 Personen am Warnstreik teilnehmen.
Südbaden
Rund 50 Kitas bleiben geschlossen in Freiburg, Offenburg, March, Umkirch, Rheinfelden, Schopfheim, Maulburg und weitere Einrichtungen des Sozial- und Erziehungsdienstes.
Fils-Neckar-Alb
In den Landkreisen Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Göppingen sind rund 200 Einrichtungen geschlossen.
Oberschwaben
In Meckenbeuren werden alle Kitas zu sein, in anderen Kommunen wird auch zum Streik aufgerufen.
Heilbronn-Neckar-Franken
Erwartet werden 300 Streikende aus dem Bereich Kitas, Ganztagesbetreuung, KiGas, Behindertenhilfe, Jugendhilfe, Sozialämter. Geschlossen werden voraussichtlich 50 Einrichtungen sein. Auch Beschäftigte der diakonischer Einrichtungen werden in ihrer Freizeit an der Kundgebung teilnehmen. Aufgerufen sind: Heilbronn, Crailsheim, Neckarsulm, Neuenstadt, Bad Friedrichshall, Weinsberg, Gundelsheim, Schwäbisch Hall.
Ablaufplan für die Kundgebung und Demonstration am 20. April
Sammeln und Auftaktkundgebung in Stuttgart, Lautenschlagerstraße
(Höhe: Palast der Republik bis Kreuzung Kronenstraße); Sammlungspunkt bis 11.30 Uhr; Auftaktkundgebung: 11.30 Uhr bis 11.45 Uhr
Demonstrationszug:
ab 11.45 Uhr bis 12.30 Uhr über: Friedrichstraße (entgegen der Fahrtrichtung), Theodor-Heuss-Straße, Rotebühlplatz, Eberhardstraße, Marktplatz, Münzstraße, Karlsplatz, Schlossplatz
Hauptkundgebung Schlossplatz (vor dem Gebäude bisher Commerzbank):
Beginn: 12.30 Uhr, Ende: 14.00 Uhr. Es spricht der ver.di Vorsitzende Frank Bsirske. Vor und nach seiner Rede findet eine Rote Teppich Aktion, auf der die betroffenen Beschäftigten im Mittelpunkt stehen, statt.
Forderungen
Ver.di fordert eine Neuregelung der Eingruppierungsvorschriften und Tätigkeitsmerkmale, die für die rund 240 000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst zu Einkommensverbesserungen von durchschnittlich zehn Prozent führen würden. Zum kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst gehören unter anderem Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiterinnen, Sozialpädagogen, Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung und Heilerziehungspflegerinnen in der Behindertenhilfe, Kinderpflegerinnen sowie Heilpädagogen.
ver.di bekräftigt die Forderungen nach einer nachhaltigen Aufwertung von Berufen im Sozial- und Erziehungsdienst. Die Arbeit mit und für Menschen habe endlich mehr Anerkennung verdient.
Indirekt profitieren von einem Tarifergebnis mit den kommunalen Arbeitgebern auch die mehr als 500 000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst bei freien und kirchlichen Trägern.
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