Stuttgart. Nächsten Dienstag gehen die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im baden-württembergischen Einzelhandel in Ludwigsburg in die zweite Runde. Am Freitag und Samstag, 15. und 16. Mai, legten daher mehrere hundert Beschäftigte im Land ganztägig die Arbeit nieder – allein am Freitag waren es rund 500. Sie protestieren damit gegen das „viel zu niedrige“ erste Angebot, das die Arbeitgeber vorgelegt haben.
Dem Streikaufruf der Gewerkschaft Verdi folgten am Freitag Betriebe in Stuttgart und Umgebung, Heilbronn und Reutlingen. Betroffen waren die Unternehmen Kaufland, Real, Kaufhof, H & M, COS, Esprit und Zara. 350 Streikende versammelten sich am Vormittag in Stuttgart zu einer Streikversammlung. Gemeinsam zogen sie durch die Innenstadt und forderten höhere Entgelte. Für besonderen Unmut sorgte das „viel zu niedrige, völlig unzureichende Angebot“ der Arbeitgeber, das eine Tariferhöhung von nur 1,5 Prozent vorsieht.
Arbeitgeberangebot völlig unzureichend
Bereits am Dienstag und Mittwoch hatte Verdi zu ganztägigen Streiks bei mehreren Kauflandbetrieben im Raum Heilbronn und Schwäbisch Hall und bei Esprit in Metzingen aufgerufen. Rund 200 Personen waren diesen Aufrufen gefolgt.
Die Arbeitgeber hatten am 28. April in erster Runde folgendes Angebot (bei einer Laufzeit von 21 Monaten) vorgelegt: Erhöhung der Löhne und Gehälter im ersten Jahr um 1,5 Prozent nach einem Nullmonat; eine Einmalzahlung im zweiten Jahr in Höhe von 215 Euro, die nicht in der Gehaltstabelle wirksam würde, also bei künftigen Gehaltssteigerungen nicht berücksichtigt würde. Verdi hat das Angebot als völlig unzureichend zurückgewiesen.
Gewerkschaft fordert Tariflohn für alle
Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 1 Euro pro Stunde sowie ein tarifliches Mindesteinkommen von 1850 Euro (wir berichteten). Der neue Tarifvertrag soll für eine Laufzeit von 12 Monaten vereinbart werden.
Zudem strebt Verdi für die Tarifverträge des Einzelhandels wieder – wie bis zum Jahre 2000 jahrzehntelang üblich – die Allgemeinverbindlichkeitserklärung an. Das bedeutet, dass die Tarifverträge wieder für alle Unternehmen und alle Beschäftigten der Branche verbindlich gelten würden – unabhängig davon, ob die Unternehmen, in denen sie beschäftigt sind, tarifgebunden sind. Das soll der weiteren Verbreitung von „Armutslöhnen“ in der Branche entgegenwirken.
Die Tarifverhandlungen werden am Dienstag, 19. Mai, in Ludwigsburg in zweiter Runde fortgesetzt (Hotel Nestor, Stuttgarter Str. 35/2, 71638 Ludwigsburg). Voraussichtlicher Verhandlungsbeginn ist 10.30 Uhr.
Siehe auch unsere früheren Berichte
Einzelhandel: Beginn der Tarifverhandlungen über eine neue Entgeltstruktur
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