Von Betânia Ramos Schröder – Frankfurt. Etwa dreißig Männer, Frauen und Kinder versammelten sich am Dienstag, 25. August, zu einer Kundgebung vor der Frankfurter Hauptwache. Anlass war der Tod der kurdischen Guerillera Ekin Wan. Der Amara Frauenrat hatte zu der Versammlung aufgerufen. Sie richtete sich gegen die türkische AKP-Regierung. Der Frauenrat wirft türkischen Soldaten nicht nur den Tod Ekin Wans vor, sondern auch, ihren geschändeten Leichnam nackt zur Schau gestellt zu haben.
„Liebe Freundinnen und Freunde, am 20. August hat die frauenfeindliche und faschistische AKP-Regierung ihr schmutziges Gesicht zur Schau gestellt. An jenem Tag haben türkische Soldaten den geschändeten Leichnam unserer gefallenen Freundin Kevser Eltürk (Ekin Wan) nackt auf den Straßen von Gimgim/Varto zur Schau gestellt. Wir verurteilen den schmutzigen Krieg der türkischen Regierung, welcher mit seiner abscheulichen Praxis dem sogenannten Islamischen Staat in Nichts nachsteht“, hießt es in den Aufruf.
„Wir protestieren gegen die unmenschlichen und frauenfeindlichen Taten der AKP-Regierung!“, heißt es in dem Aufruf von Amara weiter. Man wolle Kevser Eltürks (Ekin Wans) und aller im Frauenfreiheitskampf gefallenen Frauen gedenken. Überdies forderte der Frauenrat von der türkischen Regierung, die Isolation des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalans sofort aufzuheben und den Prozess zur Lösung des Konflikts wieder aufzunehmen.
„Courage“ unterstützt die Forderungen
Bernadette Leidinger-Beierle erklärte, der von ihr vertretene Frauenverband Courage teile die Empörung „über den faschistoiden Akt der Schändung“ des Leichnams von Ekin Wan. Der Kampf um die Befreiung der Frauen überschreite Ländergrenzen. Rojava liege dem Verband als positive Alternative für den Aufbau einer demokratischen und selbstverwalteten Gesellschaft besonders am Herzen.
Der Frauenverband fordere von der türkischen Regierung, Aktionen gegen die kurdischen Volksbefreiungskräfte einzustellen, den IS nicht weiter zu unterstützen und einen humanitären Korridor nach Kobanê und in die anderen Teile Rojavas zu öffnen. Die deutsche Regierung müsse aufhören, den Nato-Partner Türkei zu unterstützen und kurdische Aktivistinnen in Deutschland zu kriminalisieren. Außerdem fordert der Verband eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik.
Der Redebeitrag des Frauenverbands Courage im Wortlaut:
Wir Frauen des Frauenverbands Courage teilen eure Trauer um Ekin Van. Wir teilen auch eure Empörung und euren Zorn über den faschistoiden Akt der Schändung ihres Leichnams durch türkische Soldaten. Für uns ist der weltweite Kampf der Frauen um ihre Befreiung ein gemeinsamer Kampf über Ländergrenzen hinweg. Der Befreiungskampf in Rojava liegt uns besonders am Herzen. Denn Rojava und insbesondere Kobane stehen dafür, dass der Kampf gegen den extrem frauenverachtenden, faschistischen IS erfolgreich geführt werden kann.
Rojava steht für eine positive Alternative, für den Aufbau einer demokratischen, selbstverwalteten Gesellschaft mit der Durchsetzung weitgehender Frauenrechte. Ein wirkliches Zukunftsprojekt, das Mut macht! Ein Zukunftsprojekt, dessen Unterstützung Menschen in aller Welt zu ihrer Sache gemacht haben. Ein Zukunftsprojekt, das aber auch auf den erbitterten Widerstand reaktionärer Kräfte stößt. Die türkische noch regierende AKP mit Erdogan an der Spitze machte erklärte, sie dulde keinen kurdischen Staat an den Grenzen der Türkei.
Die Regierung der Türkei offenbart ihr zutiefst reaktionäres Gesicht, wenn sie den Opfern des Anschlags von Suruc und ihren Familien keinerlei Respekt entgegenbringt, wenn sie im Namen des Kampfs gegen den Terrorismus die Unterdrückung gegen alle fortschrittlichen und revolutionären Kräfte in der Türkei verschärft und dabei besonders brutal gegen Frauen vorgeht, wenn sie den Kampf um Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie auf die gleiche Stufe stellt wie den faschistischen Terror des IS.
In Wirklichkeit geht es ihr darum diesen Kampf und seine Ausstrahlung zu unterdrücken. Die Bombardierung des IS ist nur Fassade. Ihre von der NATO geduldeten Militäreinsätze richten sich hauptsächlich gegen die Volksverteidigungseinheiten von PKK, YPG/JPG, die konsequentesten Kämpferinnen und Kämpfer gegen den IS. Die 3 Kantone von Rojava, Kobanê, Cizîrê und Afrin, sollen durch eine von der Türkei und den USA angestrebte „Sperrzone“ auseinandergerissen werden.
Wir fordern die Einstellung jeglicher Unterdrückungs- und Militäraktionen gegen die kurdischen Volksbefreiungskräfte!
Wir fordern die Einstellung jeglicher Unterstützung des IS und die Öffnung eines humanitären Korridors nach Kobanê und in die anderen Teile Rojavas!
Der deutschen Regierung sagen wir: „Schluss mit der Unterstützung des Nato-Partners Türkei – Schluss mit der Kriminalisierung kurdischer Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland“!
Wir fordern außerdem eine menschenwürdige Flüchtlingspolitik – und gleiche Rechte für alle dauerhaft hier lebenden Menschen.
Wir unterstützen uneingeschränkt den Widerstand der Frauen in der Türkei und den kurdischen Gebieten.
Und wir werden nicht nachlassen in unserer Solidarität und Unterstützung. Denn der Kampf um Demokratie, Freiheit und Frauenrechte ist unser gemeinsamer Kampf!
Folge uns!