Von Leola Knauer und Alfred Denzinger – Schorndorf. Die Stimmung war bestens, die Mischung aus Ernsthaftigkeit und Spaß gelang: Über 200 Menschen vom Teenager- bis ins Rentenalter kamen am Samstag, 14. Mai, zum Konzert „Rock gegen Rechts“ der Initiative Rems-Murr nazifrei! in die Manufaktur nach Schorndorf. Von ihren Musikstilen so unterschiedliche Bands wie NoRMAhl, Eternal Struggle und Kein Potenzial schafften es, das bunt gemischte Publikum mit ihrem Statement gegen Rassismus und Faschismus zu begeistern.
Unter dem Motto „Laut gegen rechte Gewalt“ wurde gesungen und getanzt. Spätestens bei „Avanti Populo“ von NoRMAhl machten fast alle mit. Mit regionalen Bands aus dem Rems-Murr-Kreis konnte beim vierten Konzert dieser Art ein „lautes und starkes Zeichen gegen rechte Gewalt gesetzt werden“, freute sich Tim Haller, der Sprecher von Rems-Murr nazifrei! Aus mehreren Städten, etwa aus Stuttgart, hatte es gemeinsame Zuganreisen gegeben. Die drei Bands erwiesen sich als unterhaltsame, aber auch kritische Politgruppen. Mit Punk und Metalcore überzeugten sie ihr Publikum aller Altersstufen.
Schon bevor das Konzert begann, gab es eine Überraschung. Als die Veranstalter noch am Aufbau werkelten, tauchte Tony Martin von Black Sabbath als Überraschungsgast auf. Er war gekommen, um den Head-Linern NoRMAhl eine silberne Schallplatte zu überreichen. Dabei erinnerte er sich daran, dass die Band Black Sabbath ihr erstes Konzert in der alten Manufaktur beziehungsweise im Jugendzentrum Hammerschlag gab.
Auf Facebook hat er anschließend gepostet: „ Look what I found!!! … The first venue BLACK SABBATH played in when they came to GERMANY in 1970 !!!! … this is pretty much the start of it all as I understand!! … The CLUB MANUFAKTURE..!!“
Kein Potenzial aus Welzheim eröffnete das Konzert mit ehrlichem Punk und aussagekräftigen Texten. Das Lied über die „Lebberkäsweckle“ sorgte für Schmunzeln und kam super an.
Anschließend spielte Eternal Struggle aus Backnang. Mit viel Energie bot die Band eine schnörkellose Mischung aus Hardcore, Deathcore und progressivem Metall. Sie hatte eigens einen Song „Ameise Aldr“ zum Thema getextet. Sänger Alex Pinkman hob die Arbeit der Beobachter News hervor, was uns natürlich gefiel.
Danach kam als Höhepunkt NoRMAhl auf die Bühne. Die Band spielte mit viel Energie und Freude, die gut gefüllte Konzerthalle ging von Anfang an mit. Das Publikum erwies sich als textsicher auch bei den Klassikern. Sänger Lars Besa ging in seiner Ansage auf die Konflikte der Band mit dem Staatsschutz aufgrund ungerechtfertigter Ermittlungen zu einem dreißig Jahre alten Album ein. Im Nachgang wurde das Album dann auch noch indiziert. Als passende Antwort darauf gab es das Lied „Freiheit“.
Das aktuelle Album der Band mit dem Titel „Friede den Hütten Krieg den Palästen“ ist eine Reaktion auf diese Schikane. NoRMAhl ging auch auf die aktuelle Situation ein, kritisierte etwa bei der Ankündigung des Lieds „Söldner“ den aktuellen Waffenhandel. Wer Fluchtursachen bekämpfen wolle, müsse ihn stoppen, sagte Lars Besa.
Als er das Lied „Fahnenneid“ ankündigte, fühlte sich der Sänger fast vierzig Jahre zurückversetzt. Er berichtete, wie er 1979 als 14-Jähriger gegen ein öffentliches Gelöbnis der Bundeswehr protestierte. Neben ernsthaften Liedern gab es aber auch Spaß. Die Songs „Drecksau“ und „Fraggles“ kamen besonders gut an. Die Fans wollten die Band gar nicht von der Bühne lassen, doch nach fast zwei Stunden ging das Konzert zu Ende. Lars Besa bedankte sich mit einer Imitation der Stimme Winfried Kretschmanns. Das höre sich nicht viel anders an als der Günther Oettinger. Ob sich die Inhalte unterscheiden, das werde sich zeigen.
Vor dem Saal gab es Infotische des AABS (Antifaschistische Aktionsbündnis Stuttgart und Region), der Antifaschistischen Jugend Rems-Murr (AJRM) mit aktuellem Infomaterial über den Rechtsruck in der BRD und die immer weiter nach rechts driftende Partei AfD, außerdem Stände der teilnehmenden Bands und unseres Online-Magazins Beobachter News mit seinen früheren Printausgaben und der Möglichkeit ein Förder-Abo zu zeichnen.
Der Initiative Rems-Murr nazifrei! geht die antifaschistische Arbeit auf verschiedenen Ebenen nicht aus. Erst vor drei Wochen hielt die AfD im Waiblinger Bürgerzentrum ihren Landesparteitag ab (wir berichteten). Ein breites Aktionsbündnis „Vielfalt und Toleranz geht nicht mit der AfD“ organisierte Proteste vor dem Bürgerzentrum und eine Demonstration durch die Waiblinger Innenstadt. So reihte sich das Konzert in der Manufaktur in die kontinuierliche Arbeit gegen die rechten Umtriebe im Rems-Murr-Kreis ein.
Das Motto „Laut gegen rechte Gewalt“ entstand als Reaktion auf den Winterbacher Brandanschlag. Zu dessen fünftem Jahrestag wurde am 9. April bei einer Kundgebung in Winterbach der schrecklichen Ereignisse gedacht (wir berichteten). Nun folgte am Samstag das Konzert.
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Fotos: Alfred Denzinger / Videos: Andreas Scheffel
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