Von Andreas Scheffel – Göppingen. Flüchtlinge aus Göppingen setzten am Montag, 15. August, auf dem Marktplatz ein Zeichen gegen Angst und Terror. Initiatoren der Kundgebung waren die Flüchtlinge selbst, begleitet von ehrenamtlichen HelferInnen, die ihnen zur Seite standen. Mit ihrem Flashmob wollten sich die Flüchtlinge öffentlich von den Anschlägen in Würzburg und Ansbach distanzieren.
Viele der in Göppingen untergebrachten Flüchtlinge waren schockiert, als sie aus den Medien von den Anschlägen in Würzburg, Ansbach und andernorts in Europa erfuhren. Sie beschlossen, der Bevölkerung in Göppingen zu zeigen, dass die furchtbaren Taten radikaler Flüchtlinge nichts mit ihnen zu tun haben.
„Wir suchen Sicherheit und Schutz wie ihr!“
Am frühen Nachmittag versammelten sich etwa 30 Flüchtlinge von Alt bis Jung auf dem Marktplatz zu einem stillen Flashmob. Am Vorabend hatten sie noch die letzten Schilder montiert. Die Aufschriften in Sprachen wie Arabisch, Persisch und Deutsch sandten eine klare Botschaft an die Göppinger Bevölkerung. Auf großen Schildern prangte „Wir suchen Sicherheit und Schutz – genau wie ihr! Wir müssen uns vertrauen“ oder „Wir leben alle unter demselben Himmel, wir haben mit euch Brot und Salz gegessen“. Auf weiteren kleine Tafeln stand, „Menschlichkeit, Respekt, Brüderlichkeit, Freiheit, Liebe“.
„Wir sind Menschen, wie alle auf der Welt. Unsere Heimat liegt zum Teil in Schutt und Asche. Damit wir weiterleben können, mussten wir auf die Flucht nach Europa. Wir sind sehr dankbar, dass wir Flüchtlinge in Deutschland Schutz, Sicherheit Frieden und ein Dach über den Kopf finden konnten. Uns wird hier in Göppingen geholfen, damit wir erst einmal von den Strapazen der Flucht uns erholen können. Wer fit ist geht anschließend in Kurse. Wir Menschen sind alle gleich“, sagte der Syrer Omar, einer der Hauptinitiatoren der Aktion. Er studierte in seiner Heimat, bevor er nach Europa flüchtete.
- Gabriele Zull (links), Sozialbürgermeisterin
- l. Omar Flüchtling – Monika Maichel – Freundeskreis Asyl
- Melek Kandilli – Die Linke
Erste Bürgermeisterin zeigt Solidarität
Trotz der ähnlichen Herkunft der Attentäter wollten die ortsansässigen Flüchtlinge ein Zeichen setzen, Ängste und Misstrauen zerstreuen. Sie wollten mit ihrer Aktion eine Brücke zur Göppinger Bevölkerung schlagen. Als Geste des Vertrauens und des Respekts verteilten die Flüchtlinge weiße Rosen an die BürgerInnen auf dem Marktplatz.
Bruno Baumgart-Hageneder, ehrenamtlicher Flüchtlingsbetreuer, hatte Omars Idee an die Stadt herangetragen und stieß auf offene Türen. Im Hinblick auf viele Ängste in der Bevölkerung sei solch eine Aktion „ein gutes Zeichen“, erklärt die Erste Bürgermeisterin von Göppingen, Gabriele Zull. Sie fand sich mit anderen Vertretern der Stadtverwaltung „aus Solidarität“ auf dem Marktplatz ein.
- Melek Kandilli mit Flüchtlingen
- Melek Kandilli mit Flüchtlingen
- Monika Maichel
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