Heilbronn/Hamburg. Die von der Energie Baden-Württemberg (EnBW) geplanten Castor-Transporte per Schiff auf dem Neckar von Obrigheim nach Neckarwestheim rücken näher. Am Dienstag, 21. Februar, ist der Schubverband in der Region eingetroffen, teilt das Bündnis „Neckar castorfrei“ mit. Mit ihm sollen bei fünf Fahrten 15 Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aus dem abgeschalteten AKW Obrigheim zum Zwischenlager am AKW Neckarwestheim gebracht werden.
Die Transportstrecke ist etwa 50 Kilometer lang, führt durch sechs Schleusen und den dicht besiedelten Großraum Heilbronn. Es wären die ersten Castor-Fuhren in Deutschland seit dem letzten Gorleben-Transport im Jahr 2011 und überhaupt die ersten auf einem Binnengewässer, erklärt das Bündnis. Die Transportgenehmigung des Bundesamts für kerntechnische Entsorgungssicherheit (BfE) stehe allerdings noch aus.
Die EnBW hatte vor einigen Tagen angekündigt, zuerst eine Probefahrt und Probeverladung mit drei leeren Castor-Behältern zu machen. Da bisher bis auf eine Ausnahme alle leeren Behälter noch in Neckarwestheim lagern, müssen sie erst dort abgeholt und nach Obrigheim gebracht werden. Derzeit ist der Schubverband auf dem Weg nach Neckarwestheim.
Über Nacht parkte er an der Schleuse in Bad Friedrichshall-Kochendorf (siehe Karte).
„Neckar castorfrei“ demonstriert in Heilbronn
Atomkraftgegnerinnen und -gegner aus regionalen und überregionalen Initiativen haben das Bündnis „Neckar castorfrei“ gegründet und Proteste gegen die Transporte angekündigt. Am 4. März ist eine Demonstration in Heilbronn geplant (13 Uhr, Kiliansplatz – Abschlussaktion auf der Erwin-Fuchs-Brücke). Auch Aktionen an den Transporttagen selbst sind in Vorbereitung.
„Nur weil EnBW Geld sparen will und deshalb keine eigene robuste Castor-Lagerhalle in Obrigheim baut, wird eine ganze Region den Gefahren der Atomtransporte ausgesetzt“, erklärt Jochen Stay, Sprecher der Anti-Atom-Organisation „ausgestrahlt“. „Zudem sollen die Behälter in Neckarwestheim in einem Tunnel im Steinbruch gelagert werden, dessen Untergrund aufgrund von Auswaschungen im Kalkgestein instabil ist. Es ist eine absurde Idee, genau dort den gefährlichsten Müll der Menschheit unterzubringen. Wir werden dem nicht tatenlos zusehen.“
Noch sei allerdings die Anlegestelle in Obrigheim eine Baustelle, so das Bündnis. Dort sei in den letzten Tagen eine Verstärkung der Schiffsrampe mit Betonblöcken und Stahlträgern angebracht worden. Die eigentliche Rampe sehe noch wie ein Geröllhaufen aus.
Am Dienstag früh sei dann ein Baustellenboot mit einem Bagger eingetroffen, um an der Anlegestelle zu arbeiten.
Problematischer Castor-Fuhrpark
„Bemerkenswert ist, welchen problematischen Fuhrpark die EnBW zusammengestellt hat“, so das Bündnis. Der unselbständige, 30 Jahre alte Schubleichter ‚Lastdrager 40‘ mit einer darauf montierten ‚Garage‘ für die drei Transporter mit den Castoren werde geschoben vom Schubschiff ‚Edda‘, das vor vier Jahren auf dem Mittellandkanal spektakulär in Brand geraten war (siehe hierzu „Schlepper „Edda“ brennt …„).
Als Reserve für einen Ausfall von „Edda“ fahre „Ronja“ mit. Dieses Uralt-Schiff stamme wie das AKW in Obrigheim aus dem Jahr 1969 und habe ebenfalls schon einen Unfall hinter sich.
„Lastdrager 40“ misst 81,39 Meter, „Edda“ ist 25,66 Meter lang. Zusammen sind das 107,05 Meter und damit mehr als sie laut Genehmigung der Schiffsanlagestelle in Neckarwestheim haben dürften – und auch mehr als die zulässige Schiffslänge auf dem Neckar.
- „Lastdrager 40“ misst 81,39 Meter, „Edda“ ist 25,66 Meter lang. Zusammen sind das 107,05 Meter und damit mehr als sie laut Genehmigung …
- … der Schiffsanlagestelle in Neckarwestheim haben dürften – und auch mehr als die zulässige Schiffslänge auf dem Neckar.
Fotos: Aktionsbündnis CASTOR-Widerstand
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