Von Franziska Stier – Basel. Der 557. Dies academicus löste in Basel größeren Protest aus. Seit geraumer Zeit wird in den Schweizer Kantonen Basel-Stadt und Baselland der Leistungsauftrag der Universität unter dem Vorzeichen des Spardrucks diskutiert. Eine Petition an Universitätsrat und Rektorat forderte bereits, nicht zu Lasten der Studierenden über Studiengebührenerhöhung, nicht zu Lasten kritischer Forschung und Lehre durch Streichen und Zusammenlegen von Fachbereichen und nicht auf dem Rücken der Angestellten zu sparen.
Die Bildungskommissionen beider Basel empfehlen den Parlamenten, den Leistungsauftrag anzunehmen. Der Dies academicus ist ein universitärer Feiertag, an dem nicht nur Ehrendoktorwürden wie dieses Mal an den Tennisprofi Roger Federer verliehen werden und sich die Universität als solche feiert. Er wurde am Freitag, 24. November, von vielen Studierenden zum Anlass genommen, auf ihren Unmut aufmerksam zu machen.
Womöglich Defizit von 100 Millionen Franken
Die Universität Basel muss sparen. Weil die beiden Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland ihre Globalbeiträge senken, fehlen der Uni in den Jahren 2020 und 2021 je nach Lesart zwischen 44 und 74 Millionen Franken. Im Zusammenhang mit diesem Sparauftrag werden höhere Studiengebühren wieder ein Thema.
Die studentische Vollversammlung spricht von einem Defizit von 100 Millionen Franken über die nächsten vier Jahre
Auf der Wegstrecke der ProfessorInnenschaft vom Museum zur Martinskirche prangten am Dies academicus zahlreiche elitenkritische Parolen. Doch der Widerstand gegen die Sparmassnahmen ist in Aktionsform und Inhalt vielfältig.
Einige Gäste fühlten sich offensichtlich gestört
Unter den Talaren, der Muff von 557 Jahren? Bei der „langen Nacht der Kritik“ hielten Studierende zunächst den Gästen, später auch den ProfessorInnen einen Spiegel vor und forderten eine solidarische Haltung gegen Sparmaßnahmen und Bildungsabbau ein.
Die Reaktionen der Gäste waren durchwachsen. Einige fühlten sich offensichtlich gestört durch die kritischen Studierenden, die sich vor dem Eingang im Spalier aufstellten. Andere wiederum zeigten sich interessiert und dialogbereit. Groß- und Erziehungsrätin Beatrice Messerli gab beispielsweise zu verstehen, dass sie die Forderungen der Petition teile.
ProfessorInnen zeigen sich solidarisch
Nachdem die Gäste in der Martinskirche Platz genommen hatten, zogen auch Rektorat, Erziehungsdirektor Conradin Cramer und die ProfessorInnen ein. Letztere zeigten sich vorwiegend solidarisch mit den Anliegen der Studierenden. Einige ProfessorInnen applaudierten den AktivistInnen.
Am Ende des Universitätszugs folgten die farbentragenden Studierenden (Burschenschaften und Studentenverbindungen). Ihnen hielt man den Spiegel nicht vor. „Wir tragen nicht zur grundlosen Selbstbeweihräucherung der selbsternannten Elite bei“, erklärt ein Aktivist. „Wichtig ist für uns die Haltung der ProfessorInnen. Sie sollen daran erinnert werden, dass auch sie einmal studiert haben, und sich solidarisch mit ihren Angestellten, ihren KollegInnen und ihren Studierenden zeigen“, ergänzt Meret Bohner, Mitorganisatorin der „langen Nacht der Kritik“.
Höhere Studiengebühren und Sozialabbau drohen
Am Haupteingang der Martinskirche versammelten sich unabhängig von der Spiegelaktion rund 300 Studierende, die anschließend als Demonstration gegen Sparmaßnahmen durch die Innenstadt zum Petersplatz an der Universität zogen. Sie kritisierten nicht nur eine mögliche Erhöhung der Studiengebühren als Folge der Sparmaßnahmen, sondern stellten sich mit dem Slogan „Ganz Basel hasst Sozialabbau“ auch an die Seite der Angestellten der Universität.
Zur gleichen Zeit besetzten Studierende die Universität in Fribourg, um gegen eine allfällige Erhöhung der Studiengebühren zu protestieren.
- Beatrice Messerli, BastA! – Archivbild
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