Mannheim. Die CDU-Fraktion des Mannheimer Gemeinderats und die „Familienpartei“ des Stadtrats Julien Ferrat attackieren das selbstverwaltete Jugendzentrum Friedrich Dürr (JUZ) in der Mannheimer Neckarstadt. Die CDU hat zu den Haushaltsberatungen zwei Anträge eingereicht, die Zuschüsse zu kürzen und die Räume dem Jugendzentrum nicht mehr mietfrei zu überlassen. Dies würde bedeuten, dass das JUZ ab 2018 geschlossen werden müsste. Die Begründung der CDU: Das JUZ sei ein „Zentrum linksextremistischen Treibens und ein fester Bestandteil linksextremistischer Strukturen in Mannheim und der Region“.
Am Montag, 11. Dezember, ist die erste Beratung. Das JUZ sei eine Anlaufstelle „linksextremistischer Organisationen“ wie des „Offenen Antifaschistischen Treffens“, des „AK Antifa Mannheim“ und der „Roten Hilfe“, so die CDU. Sie wolle das gesparte Geld für andere Jugendeinrichtungen in Mannheim nutzen.
Das JUZ sieht die Anträge der CDU als einen direkten Angriff gegen die Einrichtung. Es hat alle StadträtInnen dazu aufgerufen, gegen die Anträge der CDU-Fraktion zu stimmen. Das JUZ Mannheim besteht seit 1973. „Unzählige MannheimerInnen wurden durch diese in Mannheim einzigartige Institution geprägt und wären ohne das JUZ nicht die zivilgesellschaftlich Engagierten oder künstlerisch Tätigen, die sie sind“, hebt das Jugendhaus hervor.
Basisdemokratische Selbstverwaltung
Das JUZ organisiere sich basisdemokratisch und folge dem pädagogischen Konzept der Selbstverwaltung. Das heißt unter anderem, dass Entscheidungen von den ehrenamtlichen Jugendlichen im Konsensprinzip getroffen würden und dass das Programm und die Ausrichtung des JUZ von diesen JUZ-Aktiven geplant und gestaltet wird. Partizipation und Mitbestimmung stünden zentral im Konzept des JUZ.
Das Programm des JUZ reiche von Konzerten und Partys, dem Freiraum-Café, dem sozialpädagogisch betreuten Café-Welcome für junge Geflüchtete, politischen Informationsveranstaltungen, Deutschsprachkurse für junge Geflüchtete, Fahrradwerkstatt, Sportangebote und noch vieles mehr. Es spreche damit Jugendliche nicht nur aus Mannheim an.
„Nicht extremistisch sondern zivilgesellschaftliche Pflicht“
Die CDU versuche, ihre Vorwürfe mit „aus dem Kontext gerissenen und schlichtweg falschen Behauptungen über das JUZ und seine Aktiven zu belegen“. So werde die wöchentliche Vollversammlung, bei der Organisatorisches wie Veranstaltungen, der Putzplan und sonstige wichtige Aufgaben rund um das Haus und das Programm besprochen werde, als regelmäßiges linksextremistisches Ereignis bezeichnet.
„Wir findet es beschämend, dass die Antragssteller*innen sich nicht einmal die Mühe gemacht haben, das JUZ auf ihre „Erkenntnisse“ anzusprechen und in Dialog zu treten. Wir finden, dass wir das von Politiker*innen unserer Stadt verlangen können, die eine Einrichtung schließen wollen, die seit 44 Jahren gute Jugend und Kulturarbeit betreibt. Wir empfinden das Einstehen gegen menschenverachtende Einstellungen, wie Rassismus, Sexismus oder Homophobie, als unsere zivilgesellschaftliche Pflicht und nicht als linksextremen Aktivismus“, heißt es in der Erklärung des JUZ weiter.
Die Kulturschock Zelle e.V. Reutlingen erklärt sich solidarisch mit dem JUZ (Friedrich-Dürr) Mannheim und hat dazu eine Erklärung verfasst:
„[…] Eine demokratische Gesellschaft braucht Freiräume, in denen sich die Menschen auch über den Tellerrand des Bestehenden hinaus politische Positionen erarbeiten können. Sie tragen zur Entwicklung kritischer und mündiger Individuen bei, die den Status Quo zu hinterfragen lernen und kreative Prozesse zur gesellschaftlichen Entwicklung hervorbringen. Fehlen diese, stagniert die gesellschaftliche Meinungsbildung im Hier und Jetzt und das fortschrittliche Moment unserer demokratischen Gesellschaft geht verloren. […]“ – Weiterleisen auf der Website!
Hier kann eine Petition für den Erhalt des JUZ Mannheim unterzeichnet werden:
https://www.change.org/p/jetzt-unterschreiben-f%C3%BCr-den-erhalt-des-juz-mannheim
Folge uns!