Stuttgart. In den frühen Morgenstunden des Mittwoch, 31. Januar, schlossen sich auch die ersten Stuttgarter Betriebe den bundesweiten ganztägigen Warnstreiks der IG Metall an. Für Donnerstag und Freitag sind weitere Streiks geplant, teilt die IG Metall mit. Derweil klagt der Arbeitgeberverband Südwestmetall vor dem Stuttgarter Arbeitsgericht gegen die Gewerkschaft.
Die Begründung: Die IG Metall halte an ihrer „rechtswidrigen Forderung nach einem Lohnzuschlag für bestimmte Beschäftigtengruppen, die ihre Arbeitszeit reduzieren, fest“, so der Hauptgeschäftsführer Peer-Michael Dick. Daraus ergebe sich die Rechtswidrigkeit aller Streikmaßnahmen, die diese Forderung erzwingen wollen. Daher strenge man jetzt ein Hauptsacheverfahren an.
Nach einem Bericht der „Stuttgarter Zeitung“ ist unabhängig davon Anfang nächster Woche ein neuer Verhandlungstermin zwischen den Tarifparteien geplant.
Den Warnstreik-Auftakt machten am Mittwoch der Kabelhersteller Lapp in Vaihingen und der Maschinenbauer Coperion in Feuerbach. Insgesamt rund 850 Beschäftigte folgten nach Angaben der IG Metall dem Aufruf und traten nicht zur Arbeit an.
Die Warnstreikteilnehmer bei Lapp trafen sich um 6 Uhr vor dem Werkstor zu einer gemeinsamen Versammlung. Für besonderen Unmut sorgte nach Angaben der IG Metall das von den Arbeitgebern vorgelegte „völlig unzureichende Angebot“. Der Betriebsratsvorsitzende Eugen Schulz: „Die Arbeitgeber müssen jetzt richtig Druck aus den Betrieben spüren.“
Beim Maschinenbauer Coperion begrüßte Irene Schulz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, die Beschäftigten am frühen Morgen auf einer Kundgebung: „Aktionäre, Eigentümer und Vorstände kriegen immer mehr oben drauf. Aber wenn es um uns geht, dann rechnen sich die Arbeitgeber plötzlich arm und behaupten, 6 Prozent seien maßlos! Uns Maßlosigkeit vorzuwerfen, ist eine Frechheit. Wir stehen hier für die 6 Prozent! Weil uns das zusteht!“
Uwe Meinhardt, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Stuttgart, informierte die Belegschaft zum aktuellen Verhandlungsstand in der Tarifrunde. „Flexibilität darf keine Einbahnstraße sein. Die Argumentation der Arbeitgeber zeigt, dass sie entweder die Realität der Beschäftigten nicht kennen, oder dass ihnen die Sorgen und Nöte der Menschen egal sind. Hinsichtlich des Fachkräftemangels gilt: Wer Ausbildungsquoten herunter fährt, darf sich anschließend nicht über Fachkräftemangel beklagen.“
Stefan Groch, Vertrauenskörperleiter von Coperion: „Für Gewinne haben wir genug gesorgt, jetzt geht es darum, für uns zu sorgen:
Mit Arbeitszeiten, die zum Leben passen.“ Am Donnerstag sind die Beschäftigten bei Bosch in Feuerbach und Rutesheim zu ganztägigen Warnstreiks aufgerufen. Die Beschäftigten der Automobilhersteller Daimler und Porsche folgen am Freitag.
Alle Fotos: IG Metall Stuttgart
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