Von Franziska Stier – Basel. Der 8. März ist mehr als ein Tag, an dem eine kleine Aufmerksamkeit genügen sollte, um das restliche Jahr wieder durchzuhalten. In Bern, Basel und Aarau sprachen sich die Frauen gegenseitig ihre Solidarität aus, indem sie gemeinsam die Straßen eroberten. In Genf nahmen 3000 Frauen am „Marsch gegen Sexismus und sexualisierte Gewalt“ teil.
Während in Bern das Thema Lohngleichheit 500 Frauen anzog, richtete sich der Protest im Aargau vor allem gegen die Schließung der Fachstelle Gleichstellung, die den kantonalen Sparmaßnahmen zum Opfer fallen soll.
Die Baslerinnen griffen auf ihrem Weg vom Claraplatz zum Bahnhof mehrere Themenfelder feministisch auf. Rund 600 Frauen folgten dem Aufruf und trugen ihre Wut über aktuelle Entwicklungen entschlossen und kreativ auf die Straße. Neben einer Tanzperformance zu Beginn, zahllosen Schildern und Fahnen, zierten schließlich einige hängen gebliebene Transparente die Route der Frauen.
Eines der drängendsten Themen der Baslerinnen war die Frage nach der Lohngleichheit. Während Island mittlerweile wirksame Instrumente zur Durchsetzung der Lohngleichheit eingeführt hat und Unternehmen über allfällige Diskriminierung Rechenschaft ablegen müssen, lehnte der Ständerat Ende Februar eine mögliche Vorwärtsentwicklung ab, obwohl die Lohngleichheit seit 1981 in der Verfassung verankert ist.
Gegen Privatisierung im Gesundheitswesen
Auch die Sorgekrise war ein Schwerpunktthema der Demonstration. Vor dem Amt für Migration forderten die Frauen – auch mit Blick auf die Prekarität der Pflegemigrantinnen – dem Trend zunehmender Ökonomisierung des Gesundheitsbereichs ein Kollektivierungsprojekt der Pflege- und Sorgearbeit entgegen zu setzen. Thematisiert wurde hier auch die Spitalfusion der Kantone Basel-Stadt und Baselland, die weitere Privatisierungsschritte des kantonalen Gesundheitswesens vorsieht. Dagegen regt sich auch ausserhalb feministischer Bewegungen Widerstand.
Internationale Solidarität war dem Bündnis mehrere Kundgebungspunkte wert. Neben der Solidarität mit Rojava wurde der „misogyne Angriffskrieg“ der Türkei auf Frauenbefreiung und Emanzipation angesprochen, der gerade in Afrin seinen Höhepunkt erfährt.
Gewalt auch in Gefängnissen
Präsent war auch das Thema Gewalt. Hier sollte es nicht nur um häusliche Gewalt und #metoo gehen. Die Frauen platzierten sich vor dem Untersuchungsgefängnis und verlasen eine Grußbotschaft der feministischen, baskischen Aktivistin Nekane Txapartegi, die aufgrund eines in Spanien unter Folter erwirkten Geständnisses in Zürich in Auslieferungshaft war. „In den Gefängnissen, die von Männern für Männer gemacht sind, werden die spezifischen Bedürfnisse von Frauen kategorisch ignoriert und teilweise sogar ihr Leben aufs Spiel gesetzt“, heißt es darin. Beispielhaft führte sie einen Fall während ihrer Haft an, bei dem eine schwangere Frau während der Geburt ohne medizinische Versorgung allein in der Zelle verblieb.
Viele der demonstrierenden Frauen setzten dagegen auch eigene Akzente und Themen, die sie mit dem 8. März verbinden, und gestalteten so einen bunten und widerständigen Frauenkampftag. Die Kinderbetreuung für die Zeit der Demonstration wurde von solidarischen Männern organisiert.
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