Ellwangen. Am Morgen des 21. Dezember stellte Alassa Mfouapon in Begleitung seines Anwalts bei der Außenstelle des BAMF in der Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen einen Asylfolgeantrag. Er war am 20. Juni 2018 mitten in der Nacht von dort nach Italien abgeschoben worden. Nach einem erfolglosen Abschiebeversuch hatte es einen Polizeieinsatz gegeben. Der Kameruner Alassa war zum Organisator des Protests der Flüchtlinge in Ellwangen geworden.
Die Freude war groß, als Alassa plötzlich auf der Internationalen Weihnachtsfeier des Freundeskreis Alassa als Überraschungsgast einlief. Über 20 000 Menschen hatten als Unterzeichner des „Ellwangen Appell“ nach der politisch motivierten Abschiebung Alassa Mfouapons seine Rückholung aus Italien gefordert. Sie zeigten sich solidarisch mit ihm, der sich gegen die Krimininalisierung von Geflüchteten, gegen Abschiebungen, gegen schlechte Lebensbedingungen, für eine Verbindung mit der Ellwanger Bevölkerung statt Abschottung und für Demokratie und Freiheit eingesetzt hatte.
Die baden-württembergische Landesregierung habe es jedoch abgelehnt, diese Unterschriften entgegen zu nehmen. Dagegen protestierte der Freundeskreis Alassa am 20. Dezember in Stuttgart mit einer Kundgebung.
Nun begründete Alassas Anwalt Roland Meister die Rückkehr seines Mandanten: „Aufgrund der sogenannten Salvini Gesetze, die Ende November im italienischen Parlament verabschiedet wurden, hat sich die Lage der Flüchtlinge in Italien dramatisch verschlechtert. Die Zahl der Toten im Mittelmeer ist seither gestiegen und wächst ständig. Wie Alassa Mfouapon sind die Flüchtlinge der vollständigen Rechtslosigkeit ausgesetzt. Aufgrund der erlittenen Folter sowie der psycho-traumatischen Belastung durch das Ertrinken seines Sohnes bei der Flucht ist Alassa Mfouapon auf medizinische und psychologische Behandlung angewiesen, die in Italien jedoch vollständig verwehrt wird.“
Nach Alessas Abschiebung im Juni habe sich in sechs Monaten Aufenthalt in Italien in seinem Asylverfahren rein gar nichts bewegt, so der Anwalt weiter: „Er wurde nach der Abnahme seiner Fingerabdrücke in die Recht- und Obdachlosigkeit entlassen und lebte dort seither als sogenannter ‚Sans Papier‘. Aufgrund der Verschärfung der Lage hat Alassa Mfouapon Italien verlassen und erneut in Deutschland einen Asylantrag gestellt. Sein Schicksal steht exemplarisch für die menschenverachtende Asylpolitik der EU und der sogenannten Dublin-III Verordnung.“
Roland Meister begrüßt die Solidarität, die Alassa erfahren hat: „Das ist auch ein wichtiger Rückhalt für seinen Kampf, nun in Deutschland bleiben zu können und als Flüchtling anerkannt zu werden. Im Interesse einer progressiven Flüchtlingspolitik ist dies nicht hoch genug einzuschätzen. Alassa Mfouapon kann jetzt auch mit stärkerem Nachdruck seine Klage gegen das Land Baden-Württemberg wegen dem brutalen Polizeiüberfall am 3. Mai 2018 auf die Landeserstaufnahmestelle in Ellwangen verfolgen.“ Dies sei dringend nötig, weil das Land Baden-Württemberg trotz Aufforderung des Gerichts zu der Klage bisher nicht Stellung genommen habe. Das könne sich ein normaler Bürger nicht erlauben, aber die Landesregierung nehme sich dieses Recht heraus.
Als Alassa bei der Internationalen Weihnachtsfeier des Freundeskreis Alassa auftauchte, war die Freude offenbar groß. Alassa wandte sich an die 200 Gäste: „Mein Name ist Alassa Mfouapon, und ich danke Euch allen für die große Solidarität und dass ihr den Kampf von uns Geflüchteten in euren Kampf mit aufgenommen habt. Wir brauchen euch und ihr braucht uns. Hoch die Internationale Solidarität!“
Adelheid Gruber, Sprecherin des Freundeskreis dazu: „Die ganze Arbeit im letzten halben Jahr und dass Alassa jetzt zurück ist, sind ein toller Erfolg! Wir haben sehr viel gelernt, sind mit vielen Menschen in Kontakt gekommen und zusammen gewachsen. Solidarität lohnt sich, stärkt ungemein und ist ein hohes Gut. Wir werden sie auch weiterhin brauchen. Denn mit der Rückkehr von Alassa ist der Kampf um seine Bleiberecht nicht beendet. Der Kampf geht also weiter. Dafür sind wir aber auch bestens gerüstet.“
Siehe auch
„Polizisten und bewaffnete Spezialkräfte stürmen Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge“
„Protest gegen Kriminalisierung“
„Klage gegen Polizeieinsatz„
Folge uns!