Von Inge Schmidtkewitz – Ulm/Frankfurt. Der Ulmer Radiosender DONAU 3 FM strahlte am Samstag, 14. November, die Sendung „Sabrina trifft“ mit dem Querdenken-Anwalt Markus Haintz aus. Am Nachmittag beschimpfte Haintz in Frankfurt auf einer Querdenken-Demonstration PolizistInnen als Faschisten und skandierte, dass Deutschland seit heute eine Diktatur sei. Zuvor hatte die Frankfurter Polizei Wasserwerfer eingesetzt.
„Selten war unser Land so gespalten wie beim Thema Corona.“ So beginnt die Ankündigung des Ulmer Lokalsenders DONAU 3 FM zu einem „Talk“ mit Markus Hainzt und dem Bundestagsabgeordneten Dr. Georg Nüßlein, CSU.
Kritik zur Person Haintz, die im Vorfeld der Sendung geäußert wurde, schien an den Verantwortlichen des Radiosenders abzuprallen. In teils arrogantem Ton reagierte der Sender auf Kommentare von Usern in den sozialen Netzwerken wie Facebook. So war es nicht verwunderlich, dass sich die Moderatorin der Sendung, Sabrina Ganter, zu Beginn erst einmal rechtfertigte. „Ich finde es richtig und wichtig, in einer Zeit wie dieser, dass wir als Medien eine Plattform geben und zwar für beide Seiten. Bei uns gibt es keine Zensur und es ist mir auch ganz ganz wichtig, das zu erwähnen.“ (O-Ton). Ob der Begriff „Zensur“ im Kontext mit der Kontrolle durch staatliche Stellen steht, bleibt an dieser Stelle offen.
„Falsche Taktik der Versammlungsbehörden“
Haintz, der auf seinem eigenen Telegram-Kanal selbst als Star-Anwalt bezeichnet wird, hangelt sich durch die Sendung. Zu den Geschehnissen in Leipzig führt er aus, dass es völlig verschiedene Darstellungen gebe. Die Polizei sei sehr kooperativ gewesen, er habe nichts zu meckern. Dadurch, dass die Versammlungsbehörde die Kundgebung auflöste, habe sie die Situation, die dann folgte, erst geschaffen. Dies sei eine falsche Taktik der Versammlungsbehörde. Die meisten Teilnehmenden in Leipzig hatten laut Haintz ein Attest gegen die Maskenpflicht dabei. Dies müsse zuerst geprüft werden.
Dass PressevertreterInnen angegriffen wurden, habe er nicht gesehen. Zugleich betont Haintz, dass viele eine gewisse Aggression gegen die Presse hätten. Man solle jedoch alle PressevertreterInnen gleich behandeln, egal ob sie von „ihnen“ oder vom Mainstream kommen. Er verstehe jedoch, dass manche irgendwann „Lügenpresse“ schreien. Er selbst brauche inzwischen sogar Personenschützer.
Zur Frage, warum man sich bei den Kundgebungen nicht von Rechts abgrenze, bezieht sich Haintz ausschließlich auf extremistische Personen. Man könne nicht Zehntausend nach Hause schicken, nur weil ein oder zwei Personen kämen, die man wirklich nicht sehen möchte, so Haintz.
Hainz brüllt „Faschisten“ in Richtung Polizei
Am Nachmittag, als der „Talk“ gesendet wurde, nahm Haintz an einer Querdenken-Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen in Frankfurt teil. Am Rand der Demonstration kam es zu einem Wasserwerfer-Einsatz der Frankfurter Polizei. Auf einem Video, das in den sozialen Netzwerken geteilt wird, ist zu sehen, wie Haintz in dem Moment, als der Sprühstrahl einsetzt, „Faschisten“ in Richtung Polizei brüllt.
Auf seinem Telegram-Kanal spricht er davon, dass er und andere in Frankfurt mit dem Wasserwerfer angegangen wurden. In einem anschließenden Post bedankt sich Haintz bei seiner Marketingabteilung, besonders bei Herrn Weller von der Frankfurter Polizei, für 235 000 Zuschauer in sieben Stunden. Als PS schreibt er: Wir sehen uns vor Gericht.
„Deutschland ist eine Diktatur“
In einem weiteren Video, das unter anderem auf Youtube zu sehen ist, setzt Haintz noch einen drauf. Er brüllt in die Kamera „Deutschland ist ab heute offiziell eine Diktatur.“ Die Polizei setze Wasserwerfer gegen eine Spontanversammlung ein, die er für den Anmelder rechtlich verteidigt habe. Er gehe davon aus, dass die Menschen jetzt spontan durch Frankfurt ziehen werden, um gegen das Vorgehen der Polizei vorzugehen, so Haintz. Und weiter: „Da kann ich nur alle dazu aufrufen. Es ist hier gerade ein Demozug im Gange und jetzt laufen wir durch Frankfurt.“
Im gleichen Atemzug behauptet Haintz, dass die Polizei es in Frankfurt nicht geschafft habe, Barrikaden von der Antifa wegzuräumen. Aber „sie“ – gemeint sind damit die Querdenken-Teilnehmenden – würden sofort mit Wasserwerfern abgeschossen.
Medienwirksame Inszenierungen
Bereits am 25. Oktober wurde Haintz bei einer Querdenken-Demonstration in Berlin festgesetzt. In einem Video ist zu sehen, wie er mit seiner Freundin und weiteren Personen auf eine Polizeikette zuläuft. Dabei winkt Haintz einer Person hinter der Polizeikette zu, kurz bevor ihn Polizisten auf den Boden drücken. Die Person auf der anderen Seite ist der Aktivist Martin Lejeune, der das Video kurz darauf verbreitete. Zu sehen ist auch, wie die Freundin von Haintz mehrfach nach Polizisten tritt, die sie daraufhin ebenfalls zu Boden werfen. Haintz gibt später gegenüber der Presse an, dass er Strafanzeige gegen die Polizei wegen versuchter Tötung seiner Freundin stellen werde.
Am 21. Oktober ließ sich Haintz medienwirksam vor das Georg-Büchner-Gymnasium in Darmstadt begleiten. In einem damaligen Livestream sieht man, wie Haintz dem Hausmeister und dem Schulleiter aggressiv und bestimmt gegenübertritt. Eine Person gibt Haintz ein Megaphon. Später behauptet Haintz gegenüber der Polizei, diese Person nicht zu kennen. O-Ton Haintz: „Ich kenne den Herrn in Weiß nicht. Er ist hinter mir hergelaufen, das war auch das einzige.“ Es handelt sich bei der Person um einen der Mitorganisatoren der Aktion in Darmstadt. Am Samstag wurde Haintz in Frankfurt unter anderem auch von dieser Person begleitet.
Kein Zweifel, Haintz liebt medienwirksame Auftritte. Dabei sollten Medien allerdings nicht außer acht lassen, ob man ihn protegiert oder ob man ihm doch eher kritisch gegenübersteht. Die Aussage, wenn Haintz wie bei DONAU 3 FM von „unseren“ Medien spricht, wird durch Auftritte wie in Berlin, Leipzig und Darmstadt nur noch klarer.
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