Von Helena Kehr – Stuttgart. Linke Klima-AktivistInnen protestierten am Gründonnerstag, 1. April, mit einer Kundgebung gegen die zu diesem Datum erhöhten Ticketpreise des Verkehrsverbunds Stuttgart VVS. Da wirkte es wie ein schlechter Aprilscherz, dass die Grünen am selben Tag bekanntgaben, Baden-Württemberg weiterhin mit der konservativen Auto-Partei CDU regieren zu wollen. Auf der einen Seite versuchten die Grünen ihr grünes Image zu pflegen, gleichzeitig stimmten sie für eine Erhöhung der Ticketpreise im Öffentlichen Nahverkehr, wurde kritisiert.
Zur Kundgebung am Rotebühlplatz hatte das Aktionstreffen Klimagerechtigkeit (ATK) aufgerufen. Unterstützt wurde die Kundgebung von mehreren Organisationen. Etwa 50 Menschen hatten sich in der Innenstadt versammelt. Anders als bei anderen Klimaprotesten wurde nicht auf einzelne AutofahrerInnen geschimpft und auch nicht gegen ArbeiterInnen in der Automobilindustrie gewettert. Stattdessen machten die DemonstrantInnen das kapitalistische System für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich und stellten die generelle Frage nach einen Mobilitätskonzept.
In verschiedenen Reden wurde der Zusammenhang zwischen Klima und Kapitalismus beleuchtet und ein „System change“ gefordert. Das Aktionstreffen Klimagerechtigkeit hat zu diesem Thema eine ausführliche und informative Broschüre zur „E-Auto-Lüge“ und Mobilität herausgebracht. Diese wurde auf der Kundgebung verteilt und gelesen.
Die OrganisatorInnen hatten die Kundgebung generell partizipativ gestaltet. So konnten TeilnehmerInnen auf ein langes Transparent in Form einer U-Bahn ihre Forderungen sprühen und mit Kreide Parolen auf den Borden schreiben. Die AktivistInnen machten zudem ein Solidaritätsfoto für die am Vortag in der Nähe des schweizerischen Lausanne polizeilich geräumten Besetzung „ZAD de la colline“ (hier Näheres zur Besetzung und Räumung).
Die Stuttgarter Polizei hielt sich während der gesamten Kundgebung stark im Hintergrund, störte allerdings mehrfach durch Vorbeifahren mit großen Kastenwägen. Angeblich waren diese für Maskenkontrollen unterwegs. Bemerkenswert dabei: Die Beamten selbst trugen in den Autos nur vereinzelt Masken.
Im Anschluss an die Kundgebung brachten AktivistInnen das lange U-Bahn-Transparent vor dem Stuttgarter Rathaus an, um auch hier den Protest gegen die Fahrpreiserhöhung sichtbar zu machen.
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