Magdeburg. Noch ist keine Nazi-Demonstration angemeldet. Doch das Bündnis Magdeburg nazifrei ist überzeugt: 70 Jahre nach der Bombardierung der Stadt werden die Rechten die Gelegenheit zu einem Aufmarsch nicht verstreichen lassen. „Auch wenn es keine öffentlich wahrnehmbaren rechten Aufrufe gibt: Der Jahrestag der Bombardierung Magdeburgs ist ein fester Termin im überregionalen Nazikalender“, so dass Bündnis. Es rechnet fest mit Aktivitäten der rechten Szene und ruft Nazigegner auf, am Freitag und Samstag, 16. und 17. Januar, nach Magdeburg zu kommen, um sich Nazis in den Weg zu stellen.
In diesem Monat jährt sich die Bombardierung Magdeburgs im zweiten Weltkrieg zum siebzigsten Mal. Seit 1998 nutzen die Nazis den Jahrestag des Bombenabwurfs, „um ihre geschichtsrevisionistischen Inhalte auf die Straße zu bringen“, argumentiert das Bündnis. Was 1998 auf dem Westfriedhof begann, habe sich „zu einem der größten und erfolgreichsten Naziaufmärsche in der BRD entwickelt.
Vorabenddemo der Kampagne „entschlossen handeln“
Zum kommenden Wochenende, 16./17. Januar, mobilisierten AntifaschistInnen daher bundesweit. Sie riefen „trotz vieler Spekulationen“ auch weiterhin offensiv zu Protestaktionen am 17. Januar auf, ebenso für den 16.Januar, den eigentlichen Jahrestag der Bombardierung, zu einer Antifaschistischen Vorabenddemo der Kampagene „entschlossen handeln“. Sie beginnt um 19 Uhr am Magdeburger Hauptbahnhof.
Der Aufruf gelte auch, obwohl bisher keine Nazi-Anmeldungen für den 16. oder 17. Januar bekannt seien. Es werde auch nicht öffentlich mobilisiert. Dennoch rechne man weiter mit Naziaktivitäten am 17. Januar in Magdeburg. Das Bündnis will an seinem bisherigen Konzept festhalten. Ab 11 Uhr gebe es in der Magdeburger Innenstadt an „strategisch günstigen Orten“ angemeldete Sammelpunkte, von denen aus flexibel auf die Ereignisse reagiert werden könne. Die Lage der Sammelpunkte werde spätestens am 16. Januar bekannt gegeben. Am Nachmittag des 17. Januar werde es überdies eine Demonstration des AK Antifa Magdeburg geben.
Die neonazistische „Initiative gegen das Vergessen“, die für den jährlichen Gedenkmarsch verantwortlich ist, habe bisher zu keinem Aufmarsch aufgerufen. Allerdings gab es weder eine Absage noch eine Erklärung für die ausbleibende Mobilisierung. In der Vergangenheit sei die Initiative in ihrem „Gedenken“ durchaus kreativ gewesen, so das Bündnis – etwa mit unangekündigten abendlichen Kranzniederlegungen auf den Westfriedhof oder der Anmeldung des Aufmarsches für zwei aufeinander folgende Wochenenden 2013. Zudem nutze der neu gegründete Kreisverband „Magdeburg/Jerichower Land“ der Kleinstpartei „Die Rechte“ derzeit jede Gelegenheit, sich öffentlichkeitswirksam zu profilieren.
Auch seien am fraglichen Wochenende Aktionen rechter Hooligangruppen nicht auszuschließen. Schon am Samstag, 3. Januar, sei es abends in Magdeburg zu einem Übergriff von 20 Naziholigans auf DiskobesucherInnen gekommen. Wenig später habedieselbe Gruppe vier Iraker am Magdeburger Hauptbahnhof angegriffen. In den vergangenen Jahren gab es im Rahmen des „Gedenkmarsches“ immer wieder organisierte Naziübergriffe aus diesem Spektrum, so das Bündnis Magdeburg nazifrei.
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