Von Michael Janker – Stuttgart. Vom Rand grüßten freundlich Kardinal und SA-Mann: Der Verein Hirschbambule hat, wie schon im vergangenen Oktober, bei der fünften Demo einer rechten Allianz der „Bildungsplangegner“ am Samstag, 21. März, in Stuttgart erneut ein kräftiges künstlerisches Zeichen gegen Homophobie und Rassismus jeglicher Art gesetzt.
Schon auf dem Weg zum Treffpunkt beim württembergischen Kunstverein bekamen einzelne Mitglieder der Theatergruppe Hirschbambule zu spüren, dass mit den zur Bewachung der Homophoben eingesetzten BFE-Beamten nicht zu spaßen war.
Es wurde gefilzt, was das Zeug hält. Taschen wurden unsanft entleert, es wurde sehr intim abgetastet, Belehrungen wurden erteilt. Das Übliche eben. Platzverweise gab es zu dem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht.
Gegen 15.30 Uhr konnten wir uns dann trotzdem wie letzten Oktober an der Staatsgalerie sammeln, um die Kunstaktion vorzubereiten. Dort wartete bereits – gut sichtbar geparkt – ein Zivilfahrzeug der Polizei. Den Insassen waren wir vermutlich suspekt, denn kurz darauf tauchten zwei komplette BFE-Einheiten auf, die uns die ganze Zeit misstrauisch beäugten. Vermutlich befürchteten sie, dass wir auch Stuttgart in „Brand“ stecken könnten.
Hohe Mitglieder des geistlichen Standes
Eingegriffen haben sie zum Glück aber nicht, so dass wir in aller Ruhe das Eintreffen der Homophoben abwarten konnten, die gegen 16.30 Uhr direkt an uns vorbeimarschierten.
Zu ihrer Begrüßung und enthusiastischen Anfeuerung waren auf unserer Seite wieder Angehörige des Ku-Klux-Klans erschienen (da fühlten sich vermutlich nicht nur die Homophoben angesprochen), einige SA-Männer und vor allem hohe Mitglieder des geistlichen Standes.
Der Empfang war würdevoll, wurde allerdings von Seiten der Bildungsplangegner völlig missverstanden, und deshalb mit üblen Beschimpfungen kommentiert. A.loch war noch harmlos. Allgemein war zu erkennen, dass sie nicht erfreut waren, uns an gleicher Stelle wie vor einem halben Jahr wiederzusehen.
Bildungsplangegner ziemlich kleinlaut
Am Führungstranspi dieser Geister-Truppe stand wie üblich grinsend Stadtrat Dr. Heinrich Fiechtner von der AfD. Da wächst zusammen, was zusammen gehört.
Auffallend war, wie leise die Homophoben an uns vorbeigezogen sind. Es hatte den Anschein einer Fronleichnamsprozession.
Selbst unser kraftvoller Support mittels Anfeuerungsrufen und rhythmischem Klatschen, konnte sie nicht richtig animieren, mal aus sich herauszugehen. Na ja, außer den genannten Beleidigungen. Dies hat funktioniert.
Nach meiner Schätzung waren es so um die 1000 Teilnehmer. Damit waren es vielleicht weniger als im Oktober. Aber immer noch 1000 zu viel!! Das Problem ist nicht gelöst!
Zuletzt doch noch ein Platzverweis
Übrigens war der Tag für mich damit noch nicht beendet.
Auf dem Rückweg von unserer durchaus gelungenen Aktion erreichte mich die Information, das eine Aktivistin aus dem linken Spektrum an der Oper festgesetzt war. Dort angekommen, erhielt ich neben einigen anderen Personen doch noch meinen Platzverweis, einige rüde Stöße aufgebrachter Beamter, und vor allem den sehr interessanten Hinweis, wir seien hier nicht in „Frankfurt“.
Zuvorkommender Umgang mit Neonazis
Dafür war ich sehr dankbar. Ich war nämlich tatsächlich am Mittwoch in Frankfurt und hatte schon die Befürchtung, dass ich in einer Art Deja-vu-Erlebnis immer noch dort sei.
Während die Aktivistin mit einem Zivilfahrzeug abtransportiert wurde, standen direkt daneben – in einem eher kuscheligen Kreis von Beamten – drei oder vier ebenfalls festgesetzte eindeutige Neonazis. Mit denen wurde ganz freundlich umgegangen. Auf Fragen an die Beamten, warum die Nazis so zuvorkommend behandelt würden, kam tatsächlich die Antwort:
„Die verhalten sich ja vernünftig, mit denen kann man reden.“
Dazu kein Kommentar. Die Aktivistin kam zum Glück am frühen Abend wieder frei.
Hier geht’s zur neuen Website des Vereins „Hirschbambule„.
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Fotoergänzung zum Beitrag „Rechte Allianz benötigt massiven Polizeischutz“:
Protest gegen eine homophobe, sexualfeindliche und reaktionäre „Demo für Alle“
Polizeibeamte als Handlager der „Bildungsplangegner“?
Besorgte Eltern, oder vielleicht doch ein Gemisch aus Bildungsplangegnern, Homophoben, Fundamentalisten, Rechtspopulisten, Nazis …?
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