Von Jens Volle – Über 2000 Menschen demonstrierten am Samstag, 25. Juli, in Stuttgart ihre Solidarität mit den Opfern des Terroranschlags des sogenannten Islamischen Staates (IS) von vergangenem Montag, bei dem 32 Menschen starben und hunderte verletzt wurden.
Die Plattform der Demokratischen Kräfte (Demokratik Güç Birliği Platformu) Stuttgart hatte zu der Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt aufgerufen. Über 2000 Menschen folgten diesem Aufruf, um ihre Anteilnahme und ihre Unterstützung für den Wiederaufbau der kurdischen Stadt Kobanê zu demonstrieren.
Schweigeminute zu Beginn
Am Montag, 20. Juli, verübte eine Selbstmordattentäterin des IS einen Anschlag auf ein Camp von HelferInnen in der türkischen Stadt Suruc. Sozialistische und linke Jugendliche der Föderation der sozialistischen Jugendvereine trafen sich dort, um gemeinsam nach Kobanê in das kurdische Gebiet Rojava zu reisen, um die von IS-Kämpfern zerstörte Stadt wiederaufzubauen.
Mit einer Schweigeminute für die Opfer des Terroranschlags begann die Demonstration in der Lautenschlager Straße am Stuttgarter Hauptbahnhof. In Redebeiträgen, die während des Demonstrationszugs wiederholt wurden, wurde gesagt, dass sich das kurdische Volk weder von den Terrormilizen des IS noch durch die türkische Regierung vom Aufbau von Kobanê werde abhalten lassen. Der türkischen Regierung, allen voran dem Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan, warfen die Redner vor, das Attentat auszunutzen, um nicht nur Stellungen des IS zu bombardieren, sondern auch kurdische Truppen anzugreifen, um diese weiter zu schwächen.
Ein türkischer Autofahrer provoziert
Die Türkei wolle mit allen Mitteln verhindern, dass ein autonomer kurdischer Staat entsteht. Die RednerInnen appellierten auch an die deutsche Regierung, unverzüglich die Waffenexporte an Staaten wie die Türkei oder Saudi-Arabien zu stoppen. Letzterer gebe die Waffen an den IS weiter.
In einem lautstarken und kämpferischen Aufzug gingen die DemonstrantInnen durch die Stuttgarter Innenstadt. Einzig ein Zwischenfall, der sich auf der Theodor-Heuss-Straße ereignetet, sorgte kurz für Unruhe. Ein türkischer Autofahrer auf der Gegenspur meinte, mit nationalistischen Parolen die DemonstrantInnen provozieren zu müssen. Daraufhin liefen ein paar Demonstrantinnen laut Gegenparolen rufend auf das Auto zu.
Motorrad-Polizist zieht Dienstpistole
Ein einzelner Motorradpolizist stand unmittelbar neben dem Auto. Er schätzte die Situation offenbar völlig falsch ein und heizte die Stimmung weiter an, indem er seine Pistole zog und in die Luft streckte. Das Auto raste dann ohne Rücksicht auf Verluste bei den Umstehenden davon und verschwand im Hospitalviertel.
Einige DemonstrantInnen versuchten, hinter dem Auto her zurennen, als schließlich ein Trupp behelmter Polizisten auftauchte. Daraufhin kamen die Demonstrantinnen zurück und reihten sich wieder in die Demo ein, um die Situation nicht weiter zu eskalieren. Sie sorgten dadurch wieder für Ruhe.
Bis zur Abschlusskundgebung am Wilhelmsplatz verlief die Demonstration dann ohne weitere Zwischenfälle, außer das der Zug nun von vereinzelten behelmten PolizistInnen begleitet wurde. Am Wilhelmsplatz wurden zum Abschluss der Demonstration Porträts der Ermordeten aus Suruc mit Rosen niedergelegt.
Am vergangenen Mittwoch, 22. Juli, machten in Freiburg rund 300 Menschen ihrem Entsetzen über die Bombenanschläge in Pirsûs Suruc und ihrer Trauer über die Opfer Luft (siehe hierzu „Entsetzen über Anschlag in Suruc„).
***********************************************************************************************************
Weitere Bilder des Tages
Folge uns!